Lottes eindrucksvolles Überholmanöver

von Julian Schimmöller

(15.10.19) Dass die Dritte vom TuS Recke gegen die Reserve der Sportfreunde Lotte am zehnten Spieltag als Zweitplatzierter antritt (und somit einen Platz vor den ambitionierten Sportfreunden), hätte man vor der Saison wohl kaum so erwartet. Die Kräfteverhältnisse rückten die Sportfreunde im direkten Duell auf heimischem Geläuf dann aber auch vorerst wieder zurecht: Mit 5:0 (3:0) gewannen die Gastgeber gegen weitestgehend chancenlose Gäste und überholten dadurch den TuS.

Möglicherweise wäre die Partie anders gelaufen, wenn SFL-Keeper Max Samusch nicht in Spielminute zwei einen Kopfball Steffen Tenbergs aus kürzester Distanz noch mit einem Monster-Reflex von der Linie gekratzt hätte. Eine frühe Führung hätte Recke sicherlich gutgetan, so war das Gegenteil der Fall: Aljosha Drenkelfort wurde links von Mika Haustermann geschickt, blieb im Eins-gegen-Eins mit Jens Klemusch cool und traf zum 1:0 (7.). Nach Flanke von Drenkelfort erhöhte Alexander Meyer junior am 2. Pfosten (24.), Recke wirkte angezählt. Bis auf einen Abschluss von Torjäger Hendrik Dresselhaus, der noch den Querbalken streifte, kam wenig von den Gästen.

Palms Matchplan geht auf

Der Plan der Hausherren hingegen ging voll auf: Gegen die hochstehende Recker Kette kam Lotte immer wieder in den Rücken der Abwehr, auch das veränderte System mit Fünferkette trug dazu bei. Tipps hatte Lottes Trainer Raphael Palm übrigens von Riesenbecks Dennis Esch bekommen – unter Konkurrenten auch nicht selbstverständlich. Hilfreich aber waren sie definitiv: „Das System war heute mitentscheidend, wir waren sehr kompakt, der Matchplan ist geglückt“, freute sich Palm.

Gegenüber Wayne Wullkotte sprach hingegen von einem „rabenschwarzen Tag“: „Heute hatten von Nummer 1 bis Nummer 11 alle einen schlechten Tag, wir können mit dem Ergebnis sogar leben.“ Punkte nahm sein Team nicht mit, eine Erkenntnis hingegen schon: „Gegen die Top-Teams der Liga brauchen wir einen guten Tag, um eine Chance zu haben.“ Wenn man den nicht hat, geht es eben so aus wie in Lotte.

Mentrup wagt den "Zidane"

Vor allem, wenn beim Gegner dann auch noch einige einen Sahnetag haben, so wie Luca Mentrup. Der eigentlich nicht als Torjäger bekannte Mittelfeldspieler traf mit einem Traumtor zum 3:0 (41.). Mentrup eroberte den Ball selber, ließ einen Gegenspieler per „Zidane-Rolle“ stehen und setzte den Ball dann aus 20 Metern in den Giebel – kann man mal so machen. Und auch sonst machte Mentrup eine starke Partie, gemeinsam mit Sechser-Partner Thomas Ott beherrschte er das Zentrum.

Und auch Ott erzielte noch einen Treffer: Nach Ballgewinn von Alexander Meyer senior kam Ott gegen aufgerückte Recker an der Mittellinie an den Ball, hatte viel Grün vor sich und traf am Ende zum 5:0-Endstand (84.). Zwischenzeitlich hatte der eingewechselte Dennis Kleingünther auf Zuspiel von Tolga Ayranci den vierten Sportfreunde-Treffer markiert (63.). „Heute hat alles gepasst, das war ein Big Point“, war Palm rundum zufrieden.

Milke lebt Fair-Play vor

Für das Ergebnis nicht bedeutsam, aber immer eine Erwähnung wert: Schöne Fair-Play-Gesten. Und diese zeigten auch die Recker bzw. der Recker Michael Milke an diesem ansonsten so gebrauchten Tag. Nachdem Milke einen Freistoß zugesprochen hatte, ging Milke auf Referee Ralf Dölling zu und teilte diesem mit, dass kein Vergehen vorlag. Dieser revidierte daraufhin seine Entscheidung. Dafür gab es ein „dickes Lob“ von Palm – dem kann man sich nur anschließen.

Sportfreunde Lotte II – TuS Recke III 5:0 (3:0)
1:0 Drenkelfort (7.), 2:0 Meyer (24.),
3:0 Mentrup (41.), 4:0 Kleingünther (63.),
5:0 Ott (84.)