Die Routiniers, die nicht rosten

Von Fabian Renger

(26.04.21) Wir haben den Altersschnitt der Reserve des TGK Tecklenburg nicht bei der Hand. Zumindest ziehen Holger Michel, Mathieu Chaillan und auch Ercan Altun ihn deutlich nach oben. Michel und Altun sind beide Baujahr 1973 (!!!) und noch auf dem Rasen aktiv. Chaillan wird in diesem Jahr auch schon 40 - und flemmt ebenfalls noch mit. Zusammen mit Michel coacht Chaillan die Truppe. Das älteste Spielertrainer-Duo eines B-Ligisten, das wir jedenfalls kennen. Bleibt das so in der kommenden Saison?

"Wir sind natürlich sehr zufrieden mit der überragenden Arbeit der letzten Jahre und freuen uns, dass es weitergeht", beantwortet Hanno Knippenberg, TGK-Spartenleiter Fußball, diese Frage unmissverständlich mit einem 'Ja'. Chaillan und Michel sind gleichberechtigte Trainer, ihnen geht Maik Siebelmann unterstützend zur Hand. Im Vorjahr schaffte der Kobbo-Unterbau den Aufstieg, erstmals seit dem Abstieg 2004 spielte die Zwote wieder B-Liga. Wie lief's bislang? "Rückblickend haben wir den einen oder anderen Punkt liegen lassen", sagt Michel, der sich in der neuen Spielzeit konstanteren Fußball von seiner Combo erwünscht. "Mal spielen wir vernünftigen B-Liga-Fußball; mal sind wir noch recht blauäugig rangegangen." Lehrgeld, das du eben bezahlst nach einem Aufstieg.

Positive Entwicklung

In Zahlen heißt das: Platz elf mit sechs Zählern und einem Torverhältnis von 11:21 nach acht bestrittenen Partien. "Unterm Strich können wir mit der Entwicklung definitiv zufrieden sein", lobt Michel, der die Mannschaft vor drei Jahren übernommen hat. Zunächst musste die Mannschaft noch GW Lengerich den Vortritt lassen, dann glückte der Aufstieg, nun der Klassenerhalt.

"Natürlich kam uns - das müssen ehrlicherweise sagen - der Saisonabbruch entgegen", verhehlt Michel nicht, dass die Duelle mit den Spitzenmannschaften aus Saerbeck oder Brochterbeck noch ausgestanden hätten. Das mit dem Klassenerhalt wäre wohl sonst eng geworden. Ansonsten war auch mal Spektakel angesagt. 4:3 siegte die Bande über Recke III, 3:3 hieß es gegen Dörenthe II. Ein 0:0 kann ja jeder.

"Es reicht noch"

Chaillan zieht die Fäden im offensiven Mittelfeld oder Angriff, dort ist auch Altun zu finden. "Er ist dafür bekannt, dass er wenig Chancen braucht, um zu netzen", lobt Michel lachend. Routinierte Offensive also. Michel selbst steht zwischen den Pfosten, wenn nicht gerade Dominic Burbrink, Ersatzmann der Ersten, Spielpraxis sammeln soll. "Wenn er runterkommt, mache ich gerne Platz und stehe am Draht", so Michel. "Aber es reicht noch für mich." Im Tor ist er schließlich groß geworden, später in der Laufbahn war er auch als knüppelharter Verteidiger bekannt.

Der Stamm der mittelalten Truppe bleibe auch in der kommenden Saison so zusammen, erklärt er. Auch aus der A-Jugend dürfte wohl jemand dazu stoßen. "Wir wären froh, wenn wir hier und da noch ein bisschen Verstärkung in der Breite bekommen können", sagt Michel, der andererseits - Stand jetzt - niemanden verliert zur neuen Saison. Jedenfalls sind ihm derzeit keine Abgänge bekannt. Auch nicht verkehrt. Auch Chaillan und er machen kommende Saison als Spielertrainer weiter. "Wir haben uns was ordentlich aufgebaut innerhalb kürzester Zeit und können ein stückweit stolz sein", gefällt's Michel sehr im Job als Reserve-Coach. Auch die Zusammenarbeit mit der Ersten um Julian Lüttmann und Klaus Bienemann sei hervorragend.

Die 'Angst' vorm ersten Training

So kann es Michel auch kaum erwarten, dass die Fußballpause eines Tages wieder vorbei ist. Nur einen frommen Wunsch hat er diesbezüglich dann auch: "Wir hoffen natürlich drauf, dass wir nach der ersten Trainingseinheit nicht sofort einen Chiropraktiker brauchen, der uns die Knochen wieder grade biegt..." Mit dieser Hoffnung dürfte er wohl nicht alleine dastehen...