Kreisliga B2 TE
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Wenn der Footballer den Fußball gnadenlos versenkt
Von Fabian Renger
(07.01.22) Sebastian Röhl hat es, wie es scheint, mit Tieren. Einst spielte er für die Münster Mammuts American Football. Aktuell ist er Top-Torjäger für Falke Saerbecks Reserrve. 16 Tore gelangen ihm in den bisherigen zwölf Spielen. Eine Wahnsinns-Quote. In den beiden Vorsaisons waren es erst sieben und dann fünf Treffer. Woher kommt die diesjährige Torexplosion? Und: Wie schafft der Mann das? Röhl ist nämlich kein junger Bünsel mehr. Röhl ist schon 35 Jahre alt. Oder jung? Wie man's nimmt. "Generell bin ich körperlich gut drauf", sagt der Angreifer und meint, er sei vielleicht in der Form seines Lebens. Es wird also höchste Zeit, dem Röhl-Mysterium mal auf den Grund zu gehen.
Doch wo beginnen wir diese bemerkenswerte Geschichte bloß? Vielleicht mit der Vita des Angreifers. Früher spielte er mal beim BV Lünen Fußball. Bis zum Jahr 2004. Dann ließ er das mit dem runden Leder erstmal sein. Später widmete er sich dem ovalen Spielgerät - sprich: Dem Football. Bei den Münster Mammuts kam er unter. Nicht gerade unerfolgreich. Vornehmlich lief er in der Defense auf, agierte am liebsten als Safety. Röhl erklärt es ganz grob für die Laien unter uns: "Das ist der Mann in der Defensive, der die Pässe abgefangen hat oder jemanden aufhält, wenn einer durchgelaufen ist."
Footballer - Altherren - Kreisliga B-Toptorjäger
Anscheinend war Röhl kein so schlechter Vertreter seines Fachs. Zumindest stößt man nach kurzer Google-Recherche in Windeseile auf einen Facebook-Eintrag der Mammuts, in dem Röhl für vier abgefangene Quarterback-Pässe abgefeiert wird. Das war im Mai 2017. Doch Röhl ließ das ovale Ei dann irgendwann liegen. "Vom Alter her habe ich gedacht: Ich überlasse das mal den Jüngeren", erklärt er lachend. Mitsamt seiner Familie zog es den Familienvater schließlich nach Saerbeck. Dem Football sagte er 'Lebewohl'. Doch gänzlich ohne Sport? Nee. Nicht möglich. Nach Jahren der Fußballpause kam er zurück zum Kicken. Von den Mammuts eben zu den Falken. Dort erst einmal zu den Altherren.
Irgendwann, es muss im Winter des Jahres 2019 gewesen sein, stand das jährliche vereinsinterne Saerbecker Hallenturnier auf dem Plan. Röhl kickte dort mit den Altstars, auch die Reserve war vertreten. Peter Lüke machte André Hansmeier, heute einer von drei Saerbecker Reserve-Trainern, mit Röhl vertraut. "Bei dem Hallernturnier ist er auf den Geschmack gekommen und hat gehört, dass wir unsere Mannschaftsfahrt nach Mallorca machen...", erinnert sich Hansmeier heute lachend. Und so wurde aus dem ehemaligen Football-Safety und Altherren-Fußballspieler Röhl heute der Topscorer der zweiten Mannschaft - mit 35 Lenzen. Was für ein Aufstieg.
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Einfach war der Umstieg vom Football zum Fußball übrigens keineswegs. "Das ein bisschen gedauert, den Wechsel hinzubekommen", berichtet Röhl. "Das ist schon ein Unterscheid: Gewicht runter, Schnelligkeit hoch - ich bin da jetzt angekommen, um perfekte Voraussetzungen zu haben." Beide Sportarten unterscheiden sich auch freilich gänzlich in ihrer Intensität. Beim Fußball steht man permanent unter Strom und in Bewegung. Beim American Football gibt's zwischendurch viele Pause und du musst stets innerhalb von wenigen Sekunden abliefern und hellwach. "Da ist es eher die Dauer des Spielzugs", sagt New England Patrioty-Sympathisant Röhl.
Trotzdem: Die Vorerfahrung half ihm. Körperlich hat er es drauf. Bälle festmachen, Bälle behaupten - das kann er. Durchsetzungskraft, die er während seiner Footballer-Laufbahn gelernt und bis heute mitgenommen hat. Dass er dann auch vorne mehr trifft, hat viele Gründe. "Ich glaube, ich habe ein bisschen mehr Glück als im letzten Jahr", gibt sich Röhl hier bescheiden. In dieser Saison ist er zudem quasi der einzige beständige Stürmer der Falken. Sein Partner wird oft durchgewechselt. Im Vorjahr hatte er mit Henry Gilhaus einen nicht minder fähigen Nebenmann. Der traf 13-mal, war der beste Torjäger auf Kreisebene, fällt aber im gesamten Kalenderjahr 2022 noch aus - sein Knie ist komplett hinüber. Gute Besserung! "Dann muss ich wohl noch ein wenig weitermachen", sagt Röhl lachend und denkt noch nicht ans Laufbahnende.
Wette mit dem Ersatzkeeper
Doch Röhl ersetzt Gilhaus augenscheinlich wirklich ganz knorke. Auch die interne Assist-Tabelle führt er an. Was geht mit ihm?! Kurzfristig hat er noch mehrere Ziele vor Augen. Tabellarisch soll der aktuelle Tabellenvierte aus Saerbeck oben dabei bleiben, sich logischerweise für die eingleisige B-Liga qualifizieren. Und er persönlich hat eine Wette mit Ersatztorwart Nils Baune abgeschlossen. "Die 16 Tore aus der Hinrunde müsste ich nachlegen, sonst verliere ich 30 Liter Bier", berichtet Röhl lachend. Ähnliches hatte Gilhaus im vorigen Jahr übrigens mit Peter Lüke abgemacht. Scheint trendig zu sein bei den Falken. Schafft er das? "Wenn er noch mit dem linken Fuß schießen könnte, wäre er noch besser", frotzelt Hansmeier. Wenn's mehr nicht ist...
