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Serie: "Die Unbestechlichen"

Immer gut drauf: Robin Ratermann (r.).

Die pfeifende Pferdelunge


Von Fabian Renger

(10.05.20) Riesenbeck. Da denkst du erstmal an die Surenburg oder auch an das Pferde-Spektakel "Riesenbeck International". Riesenbeck ist aber auch die Stadt der Schiedsrichter. Maik und Markus Echelmeyer, Stefan Schönfelder, Robin Ratermann, Nico Renschin  - nur einige Beispiele von Referees, die für den SV Teuto in die Pfeife blasen. Wir kümmern uns jetzt aber mal ausführlich um jenen Ratermann. Und das aus guten Gründen.

Der wurde uns nämlich von Bernward Pinke ans Herz gelegt als Premieren-Schiri unserer neuen Reihe "Die Unbestechlichen". Pinke ist Öffentlichkeitsbeauftragter der Teckenburger Unparteiischen, Ratermann übernimmt diesen Posten zur kommenden Saison. Beruflich macht der noch-22-jährige Ratermann seiner Herkunft alle Ehre. Ratermann hat nämlich mit Pferdestärken zutun, er ist Auto-Verkäufer. Seinen Weg zur Pfeife hatte er hingegen eher einer Schwäche zu verdanken,  seinem mangelnden Talent als Flemmer nämlich. "Ich war mehr so der Auswechseltorwart in der dritten Jugendmannschaft", erinnert er sich. Weil das natürlich nicht ausfüllt, wurde Ratermann irgendwann zum Unparteiischen.

Das Highlight gab's in Lotte

Robert Westermann, eine ehemalige Schiri-Größe des Kreises, überredete ihn. Ratermann, damals noch zarte 15 Jahre jung, ging zum Lehrgang. Erst Jugendspiele und Damenfußball, sonntagmorgens um 9 Uhr. Na wundervoll. Die Kollegen Schönfelder oder die Herren Echelmeyer gaben Hilfestellung. "In 90 Prozent der Fälle fuhren mich meine Eltern zu den Spielen", sagt Ratermann heute. Meistens der fußballverückte Papa. Das war Anfang 2013. Inzwischen pfeift Ratermann Bezirksliga, an der Linie steht er bis zur Oberliga. Sein persönliches Highlight ist noch gar nicht so lang her: Es war ein Öffnet externen Link in neuem FensterTestspiel zwischen den SF Lotte und der U23 von Werder Bremen im vorigen Sommer. 700 Zuschauer im Stadion am Lotter Kreuz. "Das war ein schönes Spiel, ein ganz anderes Tempo, dann die Qualität der Mannschaften, das hat schon Spaß gemacht", findet Ratermann.

Florian Visse aus Recke pfiff damals, der Lengericher Till Kauschke assistierte auf der anderen Seite. "Also an der Linie läufst du da mehr als an der Landesliga", berichtet Ratermann. Als Hauptschiedsrichter wäre aber vor allem die Bezirksliga ein hartes Betätigungsfeld. Ohne Assistenten müsse man sich dort wahrscheinlich am meisten bewegen, um auf Ballhöhe zu bleiben. Bis zu zehn Kilometer spule er dort ab, schätzt er. Probleme bereitet ihm das aber nicht. "Es wird mir immer gesagt, dass ich der bin, der mit am meisten läuft", hat Ratermann nach Selbstauskunft eher überhaupt nicht. Die pfeifende Pferdelunge. 

Robin Ratermann hat alles fest im Blick. Hier beim Spiel zwischen Emsdetten 05 und dem SC Greven 09 in dieser Spielzeit.

Die obligatorische jährliche Bezirksliga-Prüfung in Kaiserau mit Ausdauer- und Sprinttests übersteht er daher problemlos. Ein wahnsinniges Fernziel namens Bundesliga hat Ratermann aber nicht. Er ist kein Träumer und steckt sich lieber kurzfristige Pläne. "Ich habe mir erstmal zum Ziel gesetzt, in die Landesliga aufzusteigen und verletzungsfrei zu bleiben", bleibt er bescheiden. Sieht aber nicht so schlecht aus, er ist Mitglied des D-Kaders.

Vorbilder hat er aber keine richtigen. Öffnet externen Link in neuem FensterVielleicht Timo Gerach, Schiri der 2. Bundesliga und Assistent in der ersten Liga. "An dem orientiere ich mich schon so ein bisschen." Aber ein Vorbild? Nein. Das ist auch nicht nötig. Dazu hat er selbst schon viel gelernt. Und auch schon viel gesehen. 59 Einsätze waren es alleine in der Saison 2018/2019.

Im Ruhrgebiet wird geduzt

"Anfänglich ist das schon fordernd und konditionell anstrengend" bereut er diese Strapazen im Rückspiegel nicht. "Aber man lernt von Spiel zu Spiel dazu, eignet sich ein paar Tricks an. Wie spricht man mit den Leuten? In welcher Situation wird man lauter, wann leiser, wann gibt man nur die Karte? Aber irgendwann kennt man seine Pappenheimer." Im Ruhrgebiet, wo Ratermann oft die Fahne hebt, ist Duzen alltäglich. Im Kreis, wo er alles und jeden kennt, meistens natürlich auch. Ein paar knackige Sprüche hat er auch auf Lager. Aber die behält er lieber für sich. Betriebsgeheimnis. Ebenso wie die Orte, wo es nur kalte Duschen oder nicht einmal Wasserflaschen gibt. Ja, sowas gibt es tatsächlich. "Aber an sich bin ich nicht wählerisch, hier im Kreis wird man gut behandelt", meint der Schiedsrichter.

Diesen Job hat er bis heute keineswegs bereut. Ganz im Gegenteil:"Am Anfang wurde man schräg angeschaut, aber es ist ein Hobby, das einen weiter bringt, was die eigene Entwicklung der Persönlichkeit angeht. Ich hab gelernt, vor großen Menschenmengen zu sprechen. Ich habe gelernt, mich auf meinen Platz zu beweisen - wie spreche ich mit Erwachsenen oder mit jemanden, die jünger sind als ich." Auch eigene Fehler zuzugeben und damit umzugehen, das lerne man. Selbstrefkletion. Gar nicht so unwichtig. Eier in der Hose sollte man sowieso haben. Schiedsrichter sind keine Schissbuchsen. Oder? "Ja, man muss auch mal weghören können..."

In unserer Serie "Die Unbestechlichen" stellen wir euch mit Interviews, Portraits und kleinen Geschichten die Schiedsrichter im Kreis und in der Region näher vor. Gerade aktuell, wo im Amateurfußball nichts läuft, lohnt es sich, darüber nachzudenken, dass ohne unsere Unparteiischen ebenfalls kein Spielbetrieb möglich wäre. 

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