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Eine Legende in schwarz und weiß: Stephan Menger (r.)

Escher Unikat und echte Frohnatur


von Julian Schimmöller

(14.12.20) Nächstes Jahr im April feiert Stephan Menger seinen 40. Geburtstag. Für viele Spieler ist da die aktive Karriere längst vorbei, gegebenenfalls wird noch ein wenig bei den Alten Herren gekickt. Anders sieht das bei "Frisi", wie Menger in Esch gerufen wird, aus: Auch mit Ende 30 wuselt der kleine Dribbler noch durch die gegnerischen Reihen der B-Liga, wo er für die zweite Mannschaft von Schwarz-Weiß Esch spielt. Von seinem fortgeschrittenen Alter ist auf dem Platz dabei wenig zu sehen: "Er ist topfit, immer da und absolut zuverlässig", lobt Jonas Ahman, Trainer der Esch-Reserve, den Routinier.

Seit mittlerweile sechs Jahren kickt Menger in der Zweiten, vorher spielte er zwischen 2001 und 2014 ganze 13 Jahre in der ersten Mannschaft der Schwarz-Weißen. Auch seine Jugendzeit verbrachte Menger in Püsselbüren, ist über 30 Jahre im Verein. "In der Jugend hätte ich mal zur ISV gehen können, in meiner Seniorenzeit zur Reserve von Lotte. Aber am Ende bin ich immer lieber in Esch geblieben", schildert der 39-Jährige seine Verbundenheit zum Verein. Kein Wunder, dass mit Bruno Kitroschat ein langjähriger Trainer und ausgewiesener Esch-Experte sagt: "Frisi ist bei Esch ein echtes Unikat."

Erster Aufstieg und Hallenduell mit einem Champions-League-Sieger

Mengers Popularität in Esch hängt allerdings nicht nur mit der Dauer seiner Vereinszugehörigkeit zusammen, sondern auch mit den Erfolgen: Gleich zweimal stieg der Offensivmann vor über einem Jahrzehnt mit den Püsselbürenern in die Bezirksliga auf. Erstmals gelang das 2005 unter Trainer Heiko Becker, der inzwischen mit der ISV einen benachbarten Bezirksligisten trainiert. Becker denkt nach wie vor gerne an diese Zeit - und an Frisi: "An meine Escher Zeit habe ich eigentlich ausschließlich positive Erinnerungen. Frisi war damals Mitte 20 und hatte wohl so mit seine beste Zeit. Er ist ein richtig guter Kicker und darüber hinaus auch ein ganz feiner Kerl." Auch Menger denkt gerne an die Zeit mit Becker an der Seitenlinie zurück: "Heiko hatte eine super Ansprache und hat richtig viel rausgeholt aus einem."

Nicht nur auf dem Rasen, auch in der Halle war Esch in der Saison erfolgreich. Beim Hallenfestival von Arminia Ibbenbüren gewannen die Schwarz-Weißen das Vorturnier und durften so beim hochkarätig besetzten Hauptturnier mitmischen. In der Vorrunde trafen die Püsselbürener unter anderem auf die vom heutigen Bielefelder Bundesligacoach Uwe Neuhaus trainierten Amateure von Borussia Dortmund und die von Hermann Gerland gecoachten Amateure von Bayern München. Der berühmteste Name stand dabei für die Bayern auf dem Hallenparkett: Thorsten Fink, wenige Jahre zuvor Champions-League-Sieger mit der ersten Münchner Mannschaft, ließ als Kapitän der Amateure die Karriere ausklingen. "Eine tolle Erfahrung, zumal wir gegen Dortmund sogar nur ganz knapp verloren haben", erinnert sich Menger.

Sportliche Hochphase

Als Esch 2007 dann zurück in die A-Liga musste, trennten sich im Laufe der Saison die Wege von Esch und Becker, sein Nachfolger wurde Kitroschat. Unter dessen Leitung gelang Menger und den Püsselbürenern der direkte Wiederaufstieg, auch Kitroschat hat für Menger nur warme Worte: "Er war ein Spaßfußballer, wendig, dribbelstark und ballsicher, außerdem schoss er richtig starke Freistöße. Hinzu kommt, dass er immer positiv war, eine echte Stimmungskanone." Auch mit zunehmendem Alter habe sich Menger nicht hinsichtlich seiner Art überhaupt nicht geändert: "Frisi ist einfach Frisi, er ist auch mit 40 noch wie mit 20." Die Sympathie beruht im Übrigen auf Gegenseitigkeit, wie Menger berichtet: "Bruno hatte immer einen guten Spruch parat und hat einfach eine gewisse Leichtigkeit reingebracht."

Mengers Highlight aus der damaligen Aufstiegssaison: Das letzte und entscheidendende Saisonspiel in Halverde. "Da waren wir alle heiß wie Frittenfett, es waren bestimmt 500 Zuschauer aus Esch dabei. Wir waren wie im Rausch und haben 6:1 gewonnen, anschließend ging die Post ab", schwelgt Menger in Erinnerungen. Gefeiert wurde im Clubheim, am nächsten Tag ging es mit einer Poolparty weiter - Aufstiegsfeiern sind schön. Überhaupt ist für Menger das Geschehen neben dem Platz genau so wichtig wie darauf: "Das Bierchen nach dem Training in der Kabine, mal Pizza bestellen, Mannschaftsabende - das gehört einfach dazu."

Viele Highlights auch neben dem Platz

Die folgende Saison war dann die erfolgreichste der Escher in diesem Jahrhundert, die Saison 2008/2009 beendete Esch auf Platz vier in der Bezirksliga. "Meine vielleicht beste Saison", erinnert sich Menger, der seinerzeit meist über rechts kam und zahlreiche Vorlagen sammelte. Ein Jahr später ging es dann aber wieder runter in die A-Liga, an die glanzvolle sportliche Zeit konnte man in Esch anschließend nicht mehr anknüpfen. Viele Erinnerungen aber bleiben: "Da haben uns teilweise über 100 Leute zu den Spielen Richtung Münster begleitet, das war schon richtig geil!", schwärmt Menger, bei den Heimspielen war sowieso immer richtig was los.

Nicht nur sportlich, sondern auch neben dem Platz hat Menger aus dieser Zeit viele schöne Erinnerungen mitgenommen: "Wir waren ja auch in der Bezirksliga fast nur Leute aus Esch, ein richtig eingeschworener Haufen. Wenn man dann nach dem Freitagstraining mit alle Mann im Taxi zum Feiern in die Aura fährt, macht das einfach richtig Spaß." Auch im Alten Gasthaus Wulf versackte man Hin und Wieder, besonders drei ehemalige Kameraden hat Menger da im Kopf: "Mit Sebastian Lohmeyer, Daniel Ungruhe oder auch Stephan Meyer saßen wir auch gerne mal bis drei, halb vier bei Wulf. Das waren Abende, an die ich immer gerne zurück denke." Seine Leidenschaft beim Feiern hat Menger übrigens mit zunehmendem Alter nicht verloren, wie mit Ahmann der aktuelle Coach berichtet: "Er zieht weiter auf jeder Party mit."

Dass all diese Aktivitäten aktuell nicht möglich sind, macht Menger durchaus zu schaffen: "Das Zusammensitzen in der Kabine fehlt mir sehr." Auch von der Entwicklung in diesem Bereich will Menger abhängig machen, wie lange er noch für die Reserve die Schuhe schnüren will: "Vielleicht höre ich in ein, zwei Jahren auf oder gehe zu den alten Herren, vielleicht auch nach dieser Saison schon." Prinzipiell wolle er aber weitermachen, "solange die Knochen halten". Was das angeht, hat Menger bisher großes Glück gehabt: Von schweren Verletzungen blieb er bisher gänzlich verschont.

Ein Gewinn für die Zweite

Einen ersten kleinen Schritt zurück machte Menger dann ja mit 33 Jahren trotzdem, als er 2014 ins zweite Glied der Escher rückte. Dass es deshalb allerdings nur noch mit Halbgas bei der Sache war oder ist, wäre eine falsche Schlussfolgerung: "Er ist ein Dauerbrenner, ist immer da. Ihn muss man eher bremsen", erzählt Manuel Schnieder, der seit dieser Saison die erste Mannschaft der Esche trainiert und zuvor lange Jahre bei der Reserve mit Menger zusammenarbeitete. Wie seine Trainerkollegen Becker und Kitroschat war auch Schnieders froh, Menger in seinem Team zu haben: "Er bringt Stimmung in die Mannschaft, ist immer lustig draf. Trotz des Altersunterschieds hat er immer alle mit ins Boot genommen und sich auch um die Integration der jungen Spieler gekümmert."

Auch für die Trainer ist Menger mit seine Erfahrung ein wichtiger Ansprechpartner, wie mit Ahman der aktuelle Coach erklärt: "Es ist sicherlich ungewöhnlich, dass ein Spieler älter ist als das Trainerteam. Aber für uns ist das super, wir können viel von ihm lernen. Frisi hat schließlich schon viel erlebt und nicht umsonst lange Zeit in  der Ersten gespielt." Auch sportlich bringt Menger der Mannschaft nach wie vor einen Mehrwert, vor allem auch mit seinen Freistoßqualitäten. An eine Hütte vor knapp fünf Jahren im Uffelner Nordbahnstadion erinnert sich Menger besonders gerne: "Da habe ich kurz vor Schluss einen Freistoß aus bestimmt 30 Metern in den Giebel gejagt und uns dadurch ein 3:3 gesichert." Vergleiche mit Roberto Carlos sind da durchaus angebracht, ganz so schön sei die Flugkurve dann aber doch nicht gewesen.

Aktuell kuriert Menger, der in dieser Saison in drei Spielen zweimal Elfmeterpunkt erfolgreich war, noch einer Bänderriss aus, kann aber schon wieder joggen. Zum Restart will er wieder voll fit sein, vielleicht ist es seine letzte Saison im Seniorenbereich. Selbst wenn seine aktive Zeit dann möglicherweise vorerst ohne die gebührende Abschlussparty zu Ende gehen sollte, wird Menger dann definitiv eines mitnehmen in den wohlverdienten Ruhestand: "Viele tolle Erinnerungen und viele gute Freunde, die ich über den Fußball und den Verein dazugewonnen habe." Und Schnieders betont, dass Menger auch nach seiner Karriere im Verein präsent bleiben wird: "Er ist eine echte Escher Legende."



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