Von Neulingstaufen und singenden Trainern

von Julian Schimmöller

(23.12.20) Während im Profi-Bereich der Fokus klar auf dem Sportlichen liegt, ist im Amateurfußball das Geschehen neben dem Platz (mindestens) genau so wichtig. Ein Highlight in dieser Hinsicht ist für so ziemlich jeden Kreisligakicker dabei die jährliche Weihnachtsfeier. Doch Corona macht natürlich nicht nur beim Spielbetrieb einen Strich durch die Rechnung, auch die meist ausgelassene Feier muss ausfallen.

Ganz verzichten wollen wir auf das Weihnachtsfeier-Feeling aber nicht, deshalb haben wir uns mal ein wenig im Kreis umgehört: Welche Traditionen gibt es bei den Vereinen oder Mannschaften? Welche lustigen Anekdoten gibt es zu erzählen? Dabei bekamen wir die ein oder andere lustige Geschichte zu hören. Wie im Titel bereits beschrieben, geht es unter anderem um Neulingstaufen und singende Trainer, aber auch um selbstgeschlagene Bäume oder harte Abende für Verlierer.

Gedichte Schreiben in Esch und Ibbenbüren

Simon Kock, der aktuell für die ISV-Reserve kickt, aber auch schon in Recke oder Esch spielte, hat schon die ein oder andere Weihnachtsfeier mitgemacht. Aus seiner Zeit bei der ISV-Ersten und in Esch erinnert er sich besonders gerne an die "Neulingstaufe": "Die mussten alle Neuen im Team traditionell auf der Weihnachtsfeier über sich ergehen lassen. Besonders witzig war die Aufgabe, wenn die Neuzugänge mit Stift, Papier und einer Kiste Bier eingeschlossen wurden, um dann innerhalb einer Stunde ein Gedicht über das Team zu schreiben." Möglichst alle Namen des Teams sollten darin vorkommen, einige Lacher waren quasi vorprogrammiert.

Eine besonders kuriose wie lustige Szene hat Kock außerdem im Kopf, die sich zu späterer Stunde bei einer Weihnachtsfeier ereignete: "Wenn nach dem ein oder anderen Kaltgetränk jemand die Luftgitarre rausgeholt und ein Schmähgesang auf den Ex-Verein singt, ist das schon eine witzige Sache." Namen sparen wir uns an dieser Stelle mal - bei Weihnachtsfeiern geht es halt nun mal etwas wilder zu...

In Lienen wird gesungen, in Riesenbeck verkleidet

Auch in Lienen müssen die Neuen bzw. die Jüngsten an Weihnachten leiden: "Sie müssen vor den versammelten Mannschaften singen, wir feiern immer mit erster und zweiter Mannschaft gemeinsam. Das ist bei so ziemlich jeder Feier das Highlight", erzählt SWL-Kapitän Louis Hawerkamp. Unterstützung gibt es, wenn jemand innerhalb eines Trainings beim Kreisspiel dreimal getunnelt wird. Besondere Schadenfreude kommt natürlich auf, wenn es dabei den Trainer erwischt - so geschehen im letzten Jahr. "Da musste Maik Horstkotte singen, wir haben uns köstlich amüsiert", schmunzelt Hawerkamp.

Dass sich auf Kosten der Coaches amüsiert wird, kennt auch Niklas Plake aus Riesenbeck. Plake, der aktuell mit Dennis Esch das Trainerduo bei Teuto bildet, erlebte zuvor bereits zahlreiche Weihnachtsabende als Spieler: "Da habe ich schon dem ein oder anderen Trainer im Weihnachtsmannkostüm beim Geschichten erzählen gelauscht." Großartige Traditionen hat man bei Teuto sonst eigentlich nicht, im Vorjahr wurde geboßelt und anschließend in der Gaststätte Ottenhues eingekehrt. "Natürlich hätten wir das auch in diesem Jahr gern gemacht", bedauert Plake den Ausfall der Feierlichkeiten.

Halens Holzfäller, Steinbecks Wettkämpfer - und Koliskas besondere Erinnerung

Einen Geschichtenerzähler haben sie Halen übrigens laut Spielertrainer Björn Jansson auch: "Unser Kapitän Patrick (Lahme, d. Red.) erzählt immer zu jedem Spieler eine Anekdote." Nicht die einzige Tradition beim SCH: "Wir haben in den letzten Jahren den Weihnachtsbaum fürs Vereinsheim immer selber geschlagen und geschmückt." Ansonsten sei die Weihnachtsfeier immer ein geselliger Abend mit reichlich Essen und reichlich Getränken. Wer noch genauere Einblicke sucht, kann sich einfach mal durch die Instagram-Chronik des SCH stöbern.

Reichlich zu Trinken gibt es auch in Brochterbeck, wie BSV-Kapitän Jan-Philipp Koliska berichtet: "Weihnachtsfeiern sind in Brochterbeck in aller Regel feucht-fröhlich und dauern bis in die Morgenstunden." Gefeiert wird beim BSV immer mit der gesamten Fußballabteilung, im Vorjahr sogar mit dem gesamten Verein inklusive Breitensport: "Das kam sehr gut an", kann sich Koliska eine Wiederholung gut vorstellen. Er persönlich verbindet mit Weihnachtsfeiern eine ganz besondere Erinnerung: "Ich habe bei einer Weihnachtsfeier meine jetzige Freundin kennen gelernt."

Nicht zu sehr aus dem Nähkästchen plaudern will Steinbecks Kapitän Jannes Determeyer: "Die Weihnachtsfeiern sind bei uns jedes Jahr relativ wild, mehr möchte ich da nicht zu verraten..." Im letzten Jahr gab es ein Eisstockturnier, was im Team großen Anklang fand fand. Kleine Wettkämpfe sollen deshalb etabliert werden - ganz zur Freude Determeyers: "Dann kann man die Verlierer den ganzen Abend nerven..." Der weitere Verlauf des Abends: Im Anschluss an das Kräftemessen gibt es Essen, dann lässt man "den Abend ausklingen" (Determeyer) - die Interpretation überlassen wir einfach mal jedem selber...

Tassen und online-Meetings als kleiner Trost

In diesem Jahr also fällt die wilde Feierei flach - wie geht man damit bei den Vereinen um? Online-Meetings sind zumindest teilweise eine Option: "Wir werden es in diesem Jahr virtuell machen und planen zur Zeit noch die Umsetzung. Da muss man in der aktuellen Lage halt kreativ werden", erklärt beispielsweise Plake. In Lienen wartet man noch die Entwicklung ab, wie Hawerkamp schildert: "Sollte sich abzeichnen, dass wir uns länger nicht sehen können, werden wir uns auch eine Online-Lösung überlegen." Der Verein hat sich derweil eine nette Geste für die Spieler überlegt: Für jeden Spieler gab es eine Vereinstasse mit Schokolade und einen Brief vor die Haustür. "So hat man zu Weihnachten zumindest ein bisschen was vom Verein", freut sich Hawerkamp über das Präsent.