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Doppelpass

140 Spiele: So viele Spiele hat Mario Principato in der vergangenen Saison geleitet. Foto: Rolf Grundke/Rolfinaction

"Da wünsche ich mir mehr Respekt" 


von Fabian Renger

(17.07.22) Wir können diese Zahl kaum glauben. 140 - EINHUNDERTVIERZIG! - Spiele hat Mario Principato in der Saison 2021/22 als Schiedsrichter abgerissen. Der Schiedsrichter im Dienste von Eintracht Mettingen gilt damit wohl als heißester Anwärter für die meisten Spiele im gesamten Heimspiel-Land. 

Principato ist 51 Jahre jung und seit zehn Jahren als Referee aktiv. Es ist seine Laufbahn nach der Laufbahn. 20 Jahre spielte er selbst. Zehn beim SC Halen, zehn beim SC VelpeSüd. Irgendwann kam es - er spielte inzwischen "nur" noch für Halen II - zu einem folgenschweren Unfall. Sein Gegenspieler erlitt einen Mittelfußbruch. Die Diagnose bei Principato: Dreifacher Schien- und Wadenbeinbruch. "Das war nicht ganz so schön", sagt Principato. Joar, kann man so sagen. "Ich hatte noch nie eine Verletzung - und dann direkt eine richtige."

Der Vorstopper Principato gab seine Laufbahn auf. Wurde für zwei Jahre Trainer der Halener Alte Herren. War eine schöne Zeit. Erfolgreich auch, wie er sich erinnert. Und irgendwann kam er schließlich an die Pfeife.

140 Spiele in einer Saison. Das müssen ja ca. vier Spiele pro Woche gewesen sein. Wie geht das? Hast du sonst nichts zutun?
Mario Principato: Das macht mir einfach Spaß. Man bleibt fit, kommt viel rum, trifft einfach immer wieder nette Leute, mit denen man teilweise früher selbst zusammen gespielt hat.

Du pfeifst seit zehn Jahren, oder? Wie viele Partien leitest du sonst im Schnitt?
Principato: Im Februar 2012 bin ich als Schiedsrichter angefangen. Normalerweise pfeife ich pro Saison zwischen 50 und 70 Spiele.

Im Kreis Steinfurt hatte ich neulich von einem Schiedsrichter gelesen, der mit 70 Spielen zu den Dauerbrennern in der abgelaufenen Saison gehört hat. Das klang auf mich auch schon viel. Ist das nötig?
Principato:
Alle Verbände haben einfach Schwierigkeiten, neue Leute dazu zu kriegen. Wir haben einen Großteil an Schiedsrichtern, die über 60 Jahre alt sind und in den nächsten Jahren aufhören werden. Dann werden immer öfter Spiele nicht besetzt werden können...ich werde aber jetzt auch nicht in jeder Saison 140 Spiele pfeifen. (lacht)

Schade.
Principato: Mir macht es total Spaß. Und das ist ja auch das Wichtigste. Es ist einfach schön, wenn man irgendwo hin kommt und die Leute sich freuen, dass man die pfeift. Das ist natürlich immer besser als andersherum. Ich bin auch immer frühzeitig bei den Spielen, bestimmt eine Dreiviertelstunde bis Stunde vorm Anpfiff. Dann kannst du schon viel abklären und hast nachher im Spiel viel mehr Ruhe.

Wie anstrengend ist der Schiedsrichter-Job eigentlich? Ich habe mal ein Altherren-Spiel gepfiffen und denke da noch immer mit Grausen dran zurück.
Principato: Wir gucken ja auch Spiele - insbesondere von jüngeren Schiedsrichtern. Die werden dann begleitet von uns älteren, damit sie erstmal reinkommen. Auch ich war bei manchmal dabei. Dann ist oft das Spiel an sich ganz ruhig, die Hektik wird eher von Außen reingetragen - von den Trainern oder Eltern. Das ist dann nicht schön, was für Äußerungen teilweise kommen. Wenn mir das zu bunt wird, dann gehe ich raus und die kriegen eine Ansage. Dann wissen die Bescheid. Mir macht das nichts aus. Aber gerade die Jüngeren - bei uns in Mettingen sind die 13, 14 Jahre alt - machen dann ein paar Spiele und hören schnell wieder auf. Die denken sich dann: Meine Freizeit kann ich besser verbringen, als mich anpöbeln zu lassen. Da wünsche ich mir mehr Respekt - gerade gegenüber den Jüngeren, damit die dabei bleiben. Wir machen ja auch mal Fehler - so wie Spieler und Trainer.

Man hört ja, dass Pöbeleien oder Ähnliches gegenüber Schiedsrichter immer häufiger vorkommen sollen.
Principato
: Ich fahre auch als Linienrichter mit in der Landes- oder Verbandsliga im Herrenbereich. Da merkt man: Sobald hinter Münster Richtung Ruhrpott fährt, wird die Stimmung anders. Hier im Tecklenburger Land haben wir es wirklich noch gut. Es sind auch immer wieder die selben Trainer, die auffallen. Deswegen finde ich die Einführung der Karten für die Trainer und Offiziellen gut. Daraus lernen dann vielleicht manche.

Als Linienrichter ist Principato bei den Herren bis zur Westfalenliga im Einsatz, als Schiedsrichter bis zur Herren-Kreisliga A in Tecklenburg. Bei den Frauen geht's für ihn bis zur Landesliga, bei den Mädels bis zur Regionalliga und auch bei den Junioren ist er in höheren Sphären (Westfalenliga o.Ä.) anzutreffen.

Du machst als Schiedsrichter aber auch dann einige Kilometer am Wochenende, oder?
Principato: Ja, du hast teilweise schon ein bisschen weite Reisen. Dann bist du morgens irgendwo in Ahlen und nachmittags im Tecklenburger Land in der A-Liga. Weil einfach zu wenig Leute da sind.

Krass.
Principato: Wir haben mehrere Leute bei uns im Kreis, die über 100 Spiele gepfiffen haben. Da bin ich nicht der einzige. Das machen die Leute aber ja nicht in jeder Saison. Es ist übrigens auch schwierig für den Ansetzer, der auch immer wieder kurzfristig umbesetzen muss. Dann kriegst du am Samstagabend noch eine Änderung und musst sonntagmorgens plötzlich irgendwo an der Linie mit fahren. Aber mir ist das ganz egal, was ich pfeife. Jede Mannschaft hat einen Schiedsrichter verdient - ob ich C-Jugend-Kreisliga C pfeife oder woanders.

Principato hat das große Glück, im Frühdienst an der Osnabrücker Hochschule beschäftigt zu sein. "Da kann ich auch mal Spiele abends um sechs Uhr pfeifen." In der Saison 2018/19 war er mit 83 auf Kreis-Ebene bereits Spitzenreiter. Dafür gibt's übrigens als kleines Dankeschön eine Wertgutschein.

Ein bisschen wahnsinnig muss man aber auch sein als Schiedsrichter. Oder?
Principato: Wenn man selbst gespielt hat, hat man einen gewissen Vorteil. Fouls oder Vorteil-Situationen schätzt du ganz anders ein als jemand, der nie gespielt hat. Die Spieler merken ja auch ganz schnell, wie der Schiedsrichter drauf ist. Als Spieler - ich war da ja nicht anders - testest du ja erstmal aus, wie weit man gehen darf. Wenn du dann als Unparteiischer frühzeitig zum Spiel kommst, dann kannst du schon einiges regeln. Das finde ich wirklich ganz wichtig.

Habt ihr denn genug Schiedsrichter im Club bei euch in Mettingen? Wenn im Jahr die Strafen in den OM veröffentlicht werden wegen des nicht erfüllten Schiedsrichter-Solls, mache ich immer große Augen...
Principato: Wir in Mettingen müssen keine Strafe bezahlen. Wir haben jetzt vier Jung-Schiedsrichter, hatten vorher sieben - sind also insgesamt elf Leute. Da sind wir ganz gut bestückt. Ich hoffe einfach, dass diese jungen Leute lange bleiben.

Und du machst auch noch ein bisschen weiter als Referee?
Principato: Ich halte nichts davon, 50 Meter entfernt zu stehen und dann irgendwelche Entscheidungen zu treffen. Ich habe daher für mich gesagt: Solange ich noch vernünftig mitlaufen kann, mache ich das. Man möchte sich ja auch selbst gerecht werden. Aber 51 ist ja auch nicht das Alter. Ein paar Jahre kann ich bestimmt noch machen.

Eine wichtige Botschaft hat Principato übrigens noch loszuwerden. Seit 2018 engagiert er sich für die Krebsberatungsstelle in Osnabrück. Bei der monatlicheN Belehrung der Referees sammelt der Unparteiische auch dafür, zudem drückt er einen Teil seiner knapp bemessenen Spesen für die gute Sache ab. Am 2. September steigt in Mettingen nun ein Benefizspiel zugunsten der Krebsberatungsstelle - die sich übrigens auch aN Angehörige richtet -, Mettingens Altherren-Elf trifft auf die Traditiosmannschaft des VfL Osnabrück. Statt Eintrittsgeldern wird eine Spendenbox aufgestellt. Principato hofft auf viele bekannte Gesichter im Publikum. Wer das Spiel pfeift? Er persönlich. Wer auch sonst.



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