Bezirksliga 11
Erwig-Rücktritt überschattet die Vorbereitung
von Christian Lehmann
(30.01.20) In den vergangenen zweieinhalb Jahren haben sie ganze Arbeit geleistet beim SC Reken. 2018 gelang dem Team unter Trainer Christian Erwig der Aufstieg in die Bezirksliga, in der Saison darauf belegte der Mannschaft einen guten 7. Platz. Dazu kam das Highlight im Westfalenpokal gegen den SC Preußen Münster, bei dem sich die Mannschaft hervorragend präsentierte. Auch in dieser Saison lief es sportlich bisher passabel, der Tabellen-Neunte wurde nun jedoch von einem personellen Schock gebeutelt.
Vor rund zwei Wochen erklärte Erwig seinen plötzlichen Rücktritt. Die Mannschaft und selbst den spielenden Co-Trainer Henning Witjes traf das völlig unvorbereitet. Die Hintergründe des Abschieds sind privater Natur, Witjes sagt nur soviel: "Es gibt wichtigere Dinge als Fußball." Für den 33-Jährigen, der den SCR bis auf weiteres interimsmäßig betreut, ist die Situation nicht ganz leicht. Erwig holte ihn vor zweieinhalb Jahren aus Marl-Hüls, wo beide gemeinsam in der Oberliga gespielt haben. Nun muss er allein den Drahtseilakt zwischen guter Kumpel und Mitspieler auf der einen und Chefcoach auf der anderen Seite meistern.
Vorteile und Probleme beim Job des Spielertrainers
"Die Arbeit als Spielertrainer bringt viele Vorteile, aber auch ein paar Schwierigkeiten mit sich", sagt Witjes über seine Rolle, die in der Liga ein Erfolgsmodell ist: Etliche Mannschaften vertrauen auf einen kickenden Übungsleiter oder zumindest einen, der altersmäßig noch sehr nah dran ist an den Spielern. Witjes weiß aber: "Es könnte jetzt auch ein wenig schwieriger werden."
Schwieriger, das ist ein gutes Stichwort. Nach der guten Vorsaison hatten sie sich in Reken vorgenommen, sich tabellarisch zu verbessern. Das ist noch immer alles andere als unmöglich, dennoch hätte die Punkte-Ausbeute besser ausfallen dürfen, findet der neue Headcoach. Das hing allerdings auch mit reichlich Verletzungspech zusammen. Janis Heßling zog sich einen Kreuzbandriss zu und wird wohl in dieser Saison nicht mehr zurückkommen, Torhüter Tobias Ladermann verletzte sich ebenfalls vor der Winterpause. Sein Comeback steht jedoch bevor.
Offensivfußball ja, aber bitte die Balance nicht verlieren!
In der Hinrunde zeichnete die Rekener ihre gute Defensive aus. Nur 24 Gegentore kassierte der SC. "Wenn Du keine Tore kassierst und vorne eins machst, gibt's dafür drei Punkte", rechnet Abwehrspezialist Witjes einleuchtend vor. In der Winter-Vorbereitung nahm er sich vor, die vergleichsweise eher zahme Offensive aufzupäppeln. Betrachtet man die Testspiel-Ergebnisse gegen den Landesligisten Viktoria Heiden (4:5) und den Bezirksligisten SC Hassel (4:3), hat das doch schon ganz ordentlich geklappt. "Vorne sah das gut aus, aber die vielen Gegentore stören mich. Wir müssen sehen, dass wir die richtige Balance finden."
Taktisch mag es die Mannschaft, aus einer gut organisierten Defensive schnell nach vorn zu spielen. "Für reinen Konter-Fußball haben wir aber zu viele gute Techniker", meint Witjes. Dazu zählt auch und vor allem Kadir Mutluer. Der Türk-Afghane ist eine Legende in der Region, hat sich bei etlichen Vereinen einen Namen gemacht. Inzwischen kickt der 40-Jährige schon im vierten Jahr in Reken. "Was er macht, hat Hand und Fuß", lobt Witjes den Routinier.
Auf Mutluer und Co. kommt im ersten Ligaspiel 2020 ein echtes Brett zu, denn im Derby wird Gegner Adler Weseke kratzen und beißen. "Die Jungs kämpfen mal wieder um den Klassenerhalt und werden alles reinwerfen. Das wird nicht einfach, in der Vergangenheit haben wir uns gegen die sehr schwer getan", so Wintjes. Die jüngsten Zahlen geben ihm Recht: In der Hinrunde gelang Reken zwar ein 2:0-Sieg, in der vergangenen Saison holte das Team allerdings nur einen Punkt gegen die Adler.