Hauptsache vor Dülmen

Von Christian Lehmann

(12.03.20) Für ein halbes Jahr hat's Jan Tüns mal bei Eintracht Coesfeld versucht, das war für den 26-jährigen Mittelfeldspieler aber nicht das Wahre. Der Kapitän der Sportfreunde Merfeld ist in seinem Klub so tief verwurzelt wie kaum ein anderer. Hier fühlt er sich wohl. "Der Großteil der Mannschaft kommt aus dem Ort. Die Gemeinschaft hat uns immer ausgezeichnet. Wenn man ein eingeschworener Haufen ist und keine zusammen gewürfelte Truppe, dann macht das schon was aus."

Die Ergebnisse bestätigen Tüns. So gut wie in dieser Spielzeit lief es noch nie beim derzeit Tabellenfünften, der sich eigentlich zunächst den Klassenerhalt auf die Fahnen geschrieben hatte. Das sollte bei nun schon 40 Punkten locker hinhauen. "Das hat sich vor der Saison keiner so ausgemalt. Wir stehen weit über den Zielen, die wir uns vorgenommen haben", betont der Blondschopf. Ganz selbstverständlich war das nicht, denn mitten in der Saison hat sich Trainer Holger Floßbach wegen eines Job-Angebot im Scouting des FC Schalke 04 verabschiedet. Seinen Manfred Wölpper brachte er selbst ins Spiel. "Für die Entscheidung hatte jeder Verständnis. Wenn man so eine Chance bekommt, sagt keiner nein", betont Tüns, der zwei ähnliche Trainertypen erlebt hat. "Manfred Wölpper ist vielleicht etwas ruhiger, aber beide arbeiten hochprofessionell. Man merkt, dass sie in ganz anderen Sphären unterwegs waren im Fußball."

Landesliga? "Dann schießen wir übers Ziel hinaus"

In andere Sphären - sprich in die Landesliga - vorstoßen, das hält das Merfelder Urgestein eher für unrealistisch. "Ich glaube, das wird schwer in einem kleinen Dorf. Wenn wir über die Landesliga reden würden, dann schießen wir etwas übers Ziel hinaus." Spaß haben, sich in der Bezirksliga-Spitzengruppe etablieren, das sind schon dufte Ziele, findet Tüns. Für die aktuelle Saison würde ihm ein Platz zwischen 4 und 7 schmecken. Eines ist aber besonders wichtig: "Dass wir am Ende vor der TSG Dülmen stehen. Ich verstehe mich mit einigen Spielern sehr gut, aber da gibt's schon eine gewisse Rivalität." Da kommt er wieder zum Vorschein, der Ur-Merfelder. 

Zu Tüns größten Stärken sicherlich dessen feine Technik und Ballsicherheit. Als Schwächen nennt der Spieler selbst ein kleines Geschwindigkeits-Defizit - und den Torabschluss. "Zwei Saisontore, dass ist ziemlich schwach für meine Position als Achter oder Zehner. Früher habe ich häufiger getroffen, in der Saison 2013/14 waren es 18 Tore, glaube ich. Solange wir erfolgreich sind, ist mir das aber ziemlich egal."

Die Partien des 23. Spieltages

VfL Billerbeck - TuS Wüllen     (Sonntag, 15 Uhr)
Nach dem Sahnestart ins neue Jahr (4:1 gegen Weseke) ist in Billerbeck erste leichte Ernüchterung eingekehrt. Aus den vergangenen drei Spielen holte Yannick Gieselers Team nur einen Punkt - allerdings hatte es mit Haltern, Gescher und Dülmen auch Schwergewichte vor der Brust. Nun kommt mit Wüllen das aktuelle Krisenteam der Liga an den Helker Berg. Nach dem Rücktritt von Uwe Stampfer kassierte der Tabellenvorletzte unter Interimscoach Daniel Tatti beim SC Reken eine heftige 0:7-Klatsche. Die Chancen auf den zweiten Auswärtssieg der Saison sind eher gering.
Hinspiel: 2:1 
Heimspiel-Tipp: 2:0
Tüns: 2:1

SuS Stadtlohn - SpVgg Vreden II     (Sonntag, 15 Uhr)
Passend zum Derby sind beide Teams wieder in ziemlich guter Form. Stadtlohn zeigte sich nach dem 0:1 in Lüdinghausen bei zuletzt drei souveränen Zu-Null-Siegen ziemlich stabil, Vredens Zwote holte im neuen Jahr sieben von neun möglichen Punkten und bügelte zuletzt Union Lüdinghausen mit 5:1 weg. SpVgg-Trainer Gustav Mauritz schloss im Vorfeld der Partie nicht aus, dass seine Truppe mit Verstärkungen aus der Westfalenligatruppe anreist. "Darauf sind wir mit unserem kleinen Kader ja auch ein wenig angewiesen", so der Coach. Geht's so zur Sache wie im Hinspiel, sollten sich die Zuschauer warm anziehen. Vor 361 Schaulustigen bezwang Stadtlohn die Vredener im September mit 5:3.
Hinspiel: 5:3
Heimspiel-Tipp: 2:1
Tüns: 2:0

FC Nordkirchen - SuS Olfen     (Sonntag, 15 Uhr)
Derbytime am Schloss: Die ohnehin heimstarken Nordkirchener empfangen den Kontrahenten nach zuletzt vier Siegen in Serie mit breiter Brust. Michael Krajczys Olfener richten hingegen den Blick nach zwei Pleiten in Folge wieder nach unten. In der Vergangenheit gab's für die Gäste gegen den FCN wenig zu holen. Der letzte Olfener Sieg datiert vom 20. Dezember 2008 - damals kickten beide Teams noch in der Kreisliga A.
Hinspiel: 2:0
Heimspiel-Tipp: 3:1
Tüns: 3:2

SV Lippramsdorf - RC Borken-Hoxfeld     (Sonntag, 15 Uhr)
Exakt einen Punkt sammelten die Lippramsdorfer in dieser Saison bisher im Schnitt. Ob das für den Klassenerhalt reicht? Zumindest würde ein Remis im Kellerduell dem Team von Trainer Michael Hellekamp den Konkurrenten fürs Erste vom Pelz halten. Mit zwei Punkten Rückstand belegen die Hoxfelder derzeit den ersten Abstiegsplatz. Nach nur einem Zähler aus den vergangenen drei Spielen sind die Jungs von Trainer Dennis Seeger in Zugzwang. Im Hinspiel gab's für die Gäste nichts zu melden, ohnehin sieht die jüngste Bilanz gegen Lippramsdorf mau aus. Die vergangenen sechs Aufeinandertreffen haben die Remigianer nicht für sich entscheiden können.
Hinspiel: 3:0
Heimspiel-Tipp: 0:1
Tüns: 1:1

FC Epe - Sportfreunde Merfeld     (Sonntag, 15 Uhr)
Bitter für Jan Tüns! Der Kapitän muss sich die Partie in den Bülten vom Rand aus ansehen, gegen Lippramsdorf sah er am vergangenen Wochenende nach einem Foulspiel seine fünfte Gelbe Karte. "Das musste ja irgendwann so kommen. Bis zum letzten Spieltag wäre es nicht vermeidbar gewesen", meint der Offensivmann, der somit seinen 20. Saison-Einsatz verpasst. Im September hatte wegen eines Südafrika-Urlaubs schon einmal aussetzen müssen. Ganz entspannt wird er die Partie nicht vom Rand verfolgen können, zumal es ein enges Match werden dürfte. Der FCE zeigte zuletzt beim Primus TuS Haltern II eine überragende Teamleistung und entführte drei Punkte vom Stausee. Hier möchte das Team von Trainer Andre Hippers, das in den jüngsten elf Duellen mit Merfeld nur einmal gewann, anknüpfen.
Hinspiel: 0:1
Heimpiel-Tipp: 1:2
Tüns: 1:3

Adler Weseke - TuS Haltern II     (Sonntag, 15 Uhr)
Timo Ostdorf hatte angekündigt, dass sein Team nicht unbehelligt zum Titel marschieren würde. Nun hat sich seine Vermutung bestätigt. Viel heftiger als die 1:3-Pleite gegen den FC Epe trafen den TuS die Platzverweise gegen die Leistungsträger Marcel Klakus und Florian Trachternach. Ohne sie in Weseke zu bestehen, scheint aber trotzdem nicht unmöglich. Beim 6:0 im Hinspiel gelang den Halternern einer ihrer vergleichsweise wenigen Kantersiege in dieser Saison. Weseke feierte daheim erst drei Siege, der Tabellenführer kassierte in der Fremde nur zwei Pleiten. In den beiden Partien der Vorsaison gelang Haltern gegen Weseke allerdings kein Sieg (1:2, 2:2).
Hinspiel: 0:6
Heimspiel-Tipp: 1:2
Tüns: 1:4

SV Gescher - VfB Alstätte     (Sonntag, 15 Uhr)
Drei Spiele hinkt das Schlusslicht im Spielplan schon hinterher, punktemäßig hat Markus "Jogi" Krüchtings Truppe ohnehin Nachholbedarf. Geschers Heimschwäche könnte dem Tabellenletzten allerdings durchaus Hoffnungen machen auf den zweiten Saisonsieg. Das Team von Trainer Frank Schulz startete mit drei Siegen exzellent in die Rückserie, blieb zuletzt jedoch zweimal ohne Dreier.
Hinspiel: 4:1
Heimspiel-Tipp: 2:0
Tüns: 2:0 

TSG Dülmen - Vorwärts Epe     (Sonntag, 15 Uhr)
Heimlich, still und leise schleichen sich die Jungs von Vorwärts Epe immer näher an die Tabellenspitze heran. Der Rückstand ist mit derzeit elf Punkten (ein Spiel weniger) allerdings noch immer beträchtlich. Platz zwei ist aber mit etwas Glück und einem guten Lauf sicherlich noch in Reichweite. Dirk Bültbruns Team ist das einzige, das in der Rückrunde bisher alle Partien für sich entschieden hat. Dülmen feierte am Mittwoch vergangener Woche den ersten Sieg des neuen Jahres, für den Tabellensechsten geht es in dieser eher enttäuschenden Saison nicht mehr um die ganz dicken Klunker.
Hinspiel: 2:0
Heimspiel-Tipp: 1:3
Tüns: 1:1