Wer hat denn nun den Druck?

Von Christian Lehmann

(10.02.22) Viel mehr geht nicht: Gleich am ersten regulären Spieltag des Fußball-Jahres werden wir in der Bezirksliga 11 mit einem Mega-Kracher verwöhnt. In Stadtlohn treffen die beiden in dieser Saison mit Abstand stärksten Mannschaften aufeinander. Gastgeber SuS fordert als Tabellenzweiter den Ersten, FC Epe heraus. Die Hausherren, die noch das Nachholspiel beim TuS Wüllen in der Hinterhand haben, könnten mit einem Sieg wieder am Konkurrenten vorbeiziehen und eine Duftmarke setzen. Wenig überraschend sind sich aber beide Trainer einig: Die Meisterschaft, sie wird nicht an diesem 13. Februar 2022 entschieden. Uneins sind sie sich in der Frage, wer denn nun mehr Druck hat, das Ding auch zu gewinnen.

"Das Spiel ist wichtig, aber es ist nicht deutlich wichtiger als die anderen, die uns noch bevorstehen", stellt Stadtlohns Coach Stefan Rahsing klar. Sein Team spielte nach zwei Remis zum Start eine blitzsaubere Hinserie, kassierte nur am 12. Spieltag eine überraschende 0:2-Pleite beim SC Reken und ließ sonst so gut wie nichts liegen. Der Kontrahent aus Epe startete nach vier sieglosen Spielen zu Saisonbeginn so richtig durch und huschte nach zehn Siegen und einem Remis aus elf Spielen kurz vor Weihnachten im Klassement noch an den Stadtlohnern vorbei. Den Druck sieht der SuS-Coach aber beim Gegner - und Rahsing macht deutlich, dass er sich etwas hat einfallen lassen. "Ich glaube, dass Epe überrascht sein wird von unserer Aufstellung - und auch von der Art und Weise, wie wir spielen werden..."

"Druck? Das ist völliger Blödsinn!"

Druck beim FC Epe? "Das ist völliger Blödsinn!", sagt Spielertrainer André Hippers lachend. "Wir haben vor drei Jahren noch gegen den Abstieg gespielt und sind jetzt Erster. Wie soll der Druck da bei uns liegen? Wir können total befreit aufspielen und sind froh, überhaupt dieses Spiel zu haben. Wenn ein Verein den Druck nicht wegschieben kann, dann ist das der SuS Stadtlohn. Allein schon, wenn man die Geschichte der letzten zwei Jahre betrachtet, das Umfeld und den Unterbau in der Jugend - die müssen einfach hoch."

Zu einem ganz entscheidenden Faktor im Spitzenspiel könnte die Torwartposition werden - und hier sind die Stadtlohner vermeintlich im Vorteil: Für Epes verletzten Stammkeeper Niklas Baumann, der in allen 15 Hinrunden-Spielen zwischen den Pfosten stand, rückt nämlich vermutlich der junge Paul Paganetti rein. "Der Bursche macht sein erstes Ligaspiel. Da werden wir mal sehen, wie der damit klarkommt...", ist Rahsing gespannt. Auch Hippers macht keinen Hehl daraus, dass der Ausfall seines etatmäßigen Schlussmanns der Mannschaft wehtut: "Niklas ist für uns ein gefühlter elfter Feldspieler, weil er unfassbar mutig mit dem Ball am Fuß ist. Paul ist sehr talentiert, wird aber aufgrund seines Alters und der fehlenden Spielpraxis sicherlich anders auftreten. Er ist aber enorm lernwillig, total engagiert und hat es sich absolut verdient, zu spielen. Es wird auch darauf ankommen, wie sich seine Vorderleute präsentieren. Ich wünsche ihm, dass wir es ihm leicht machen."

Probleme in der Vorbereitung

Sein Team machte es Epes Trainer in der Winter-Vorbereitung nicht ganz so leicht - die lief nämlich ziemlich mies. Dass sich im letzten Test bei der TSG Dülmen nun auch noch Philipp Hörst einen doppelten Bänderriss im Fußgelenk zugezogen hat, setzte dem Ganzen die Krone auf. Hippers, der aktuell selbst wegen eines Muskelfaserrisses in der Wade nicht spielen kann, ist etwas enttäuscht von seinen Jungs: "Die Spiele gegen Dülmen oder Eintracht Ahaus (0:5/Anm.) haben uns ein bisschen auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Wir haben so viele Gegentore kassiert wie in der gesamten Hinrunde nicht. Die Jungs haben gemerkt, dass noch unfassbar viel fehlt", so Hippers. "Um ehrlich zu sein, passt es mir nicht unbedingt, schon jetzt das Spiel gegen Stadtlohn zu haben. Mir fehlten da zuletzt ein paar Prozentpunkte. Die Mannschaft hat nicht die Ambition ausgestrahlt, dass sie die Tabellenführung unbedingt auch endgültig erobern will. Auf der anderen Seite habe ich schon oft genug erlebt, dass es im Fußball oft ganz anders kommt, als man erwartet. Ich bin gespannt darauf, wie es die Jungs angehen..." 

Zumindest, was die Ergebnisse anbelangt, lief auch die Vorbereitung der Stadtlohner nicht perfekt. Ähnlich wie zum Ende der Hinserie kassierte der SuS für seine Verhältnisse ungewöhnlich viele Gegentreffer. Zwölf waren es in vier Testpartien - wobei es auch gegen starke Gegner wie den FC Schüttorf (1:6) und den SV Mesum (1:4) ging. "Die Gründe dafür kennt die Mannschaft. Da bin ich entspannt und glaube, dass wir wieder den Laden dicht kriegen werden", meint Rahsing. Dass in seinem Team nach einer richtig harten Vorbereitung ein paar Spieler angeschlagen sind, ist wohl kalkuliert: "Das hat sich im Laufe der vergangenen Jahre bei uns ausgezahlt. Die Jungs haben ein Fitness-Level, von dem sie in der Rückrunde mittelfristig zehren werden."

Bezirksliga 11, der 16. Spieltag 

VfL Billerbeck - Eintracht Coesfeld     (Sonntag, 15 Uhr)
Was für ein turbulenter Winter am Helker Berg! Eigentlich wollten die Verantwortlichen mit Trainer Thorsten Heinrich in die Rückrunde - mehr noch, sogar in die nächste Saison gehen. Nachdem sich jedoch die Mannschaft in einer internen Sitzung gegen den Trainer ausgesprochen hatte, erfolgte in der vergangenen Woche der sofortige Bruch. Nicht nur Heinrich, sondern auch die Obleute Uwe Mertens und Carsten Teltz sind zurückgetreten. Nun ist es am bisherigen spielenden "Co", Philipp Daldrup, bis zum Saisonende die Kohlen aus dem Feuer zu holen und die Mannschaft vor dem Abstieg zu retten. Deutlich entspannter ist die Ausgangslage bei den Gästen, bei denen das Spielertrainer-Duo Claus Heinze und Karsten Erwig für eine weitere Saison zugesagt hat. Die Gäste sind als Tabellenfünfter favorisiert, auch in den direkten Duellen gegen den VfL (acht Siege, fünf Remis, vier Pleiten) haben sie die Nase vorn.
Hinspiel: 1:1
Heimspiel-Tipp: 2:2

SuS Stadtlohn - FC Epe     (Sonntag, 15 Uhr)
High Noon im hülsta-Sportpark: Zweiter gegen Erster, die beiden Teams mit der besten Torquote und den wenigsten Gegentoren treffen aufeinander. Der FCE hat in Sachen erzielte Treffer (2,87 pro Spiel/SuS: 2,86) ebenso hauchdünn die Nase vorn wie bei den Gegentoren (0,87 zu 1,00). Die Gastgeber haben auf eigenem Platz noch nicht ein einziges Mal verloren (sechs Siege, zwei Remis), die Gäste stellen das beste Auswärtsteam (17 Punkte aus acht Spielen).
Hinspiel: 0:0
Heimspiel-Tipp: 3:3

RC Borken-Hoxfeld - SV Heek     (Sonntag, 15 Uhr)
Der Start ins Fußballjahr 2022 war für die Hoxfelder ein Rohrkrepierer, beim 0:3 im Kellerduell mit dem TuS Wüllen wusste die Mannschaft von Trainer Dennis Seeger nicht zu überzeugen. Die Heeker hingegen sind gut drauf, verloren keines ihrer drei Testspiele. Beim letzten Test in Gildehaus fiel neben Torjäger Luka Kösters auch der junge Thorben Hoffmann aus der A-Jugend mit einem Doppelpack auf. Der HSV testet auch am heutigen Donnerstagabend noch einmal - bei Schwarz-Weiß Holtwick.
Hinspiel: 0:4
Heimspiel-Tipp: 1:3

Vorwärts Epe - TuS Wüllen (Sonntag, 15 Uhr)
Der klare Sieg zum Jahresauftakt in Borken-Hoxfeld gab den Wüllenern Rückenwind für die mega-schwere Aufgabe am Wolbertshof. Vorwärts hat bei drei Testkicks gegen Teams aus dem Emsland so richtig Spaß am Toreschießen entwickelt. Gegen Eintracht Nordhorn (6:6), den SV Bad Bentheim (4:2) und Vorwärts Nordhorn (8:3) erzielte Marco Aydins Team 18 (!!!) Tore. In der Underdogrolle gefielen sich die Gäste auch vor dem Hinspiel, das sie überraschend mit 4:1 für sich entschieden. Die Wüllener Bilanz gegen Vorwärts liest sich ohnehin sehr gut: Sechs Siegen stehen ein Remis und nur zwei Niederlagen gegenüber.
Hinspiel: 1:4
Heimspiel-Tipp: 3:2 

Adler Weseke - VfL Ramsdorf (Sonntag, 15 Uhr)
Statt eines Duells auf Augenhöhe bekamen die Zuschauer in Ramsdorf am 1. Spieltag eine Derby-Demonstration zu sehen. Mit 6:0 schoss der VfL die Adler ab und legte damit den Grundstein für eine hervorragende Hinserie, die das Team von Trainer Marco Weitz auf Platz acht abschloss. Deutlich weiter unten - genauer gesagt ganz unten - rangieren die Weseker, die in der Vorbereitung nach vier Niederlagen gegen Viktoria Heiden (0:3), SuS Legden (2:4), RW Nienborg (0:4) und TuS Velen (1:4) im letzten Test gegen DJK Barlo zur Pause mit 3:0 führten und dann noch 3:3 spielten. Die Ramsdorfer Vorbereitung lief - zumindest Ergebnis-technisch - etwas besser: Von vier Spielen gewann der VfL zwei - gegen den 1. FC Bocholt (3:2) und den VfL Rhede (4:2). 
Hinspiel: 0:6 
Heimspiel-Tipp: 2:4

* Die Partien der SG Coesfeld gegen den ASV Ellewick sowie des VfB Alstätte gegen den SC Reken wurden abgesagt. Die SpVgg Vreden II und der SV Gescher haben bereits am vergangenen Samstag vorgezogen (0:0).