Mitspielender Torwart? Schulze-Marmeling nimmt´s wörtlich

Von Lutz Hackmann

(17.09.12) Die ganze Fußballwelt spricht vom mitspielenden Torwart. Beim Bezirksligisten TuS Altenberge hat man das offenbar besonders verinnerlicht. Denn Kieran Schulze-Marmeling, Stammkeeper des TuS, bestritt am Sonntag beim 0:3 gegen den FC Eintracht Rheine II bereits sein viertes Match in Folge als defensiver zentraler Mittelfeldspieler auf der so genannten Sechserposition.

Natürlich hat TuS-Coach Tim Gödecke diese drastische Maßnahme nicht aus lauter Jux und Dollerei ergriffen. Wohldurchdacht ist diese Überlegung gewesen, Gödecke richtete sich in einer Zwangssituation nach den Fähigkeiten seiner Kader-Kicker. Eine ebenso gewaltige wie langwierige Verletztenmisere zwang den Trainer zum Umdisponieren. Und da spielte Multi-Talent und Ur-Altenberger Schulze-Marmeling eben eine wichtige Rolle.

Jahrelang Westfalenliga

Schulze-Marmelings Qualitäten als Schlussmann sind unbestritten. Der heute 23-Jährige lernte beim TuS, ging erst zu Münster 08 und dann zum SC Preußen Münster, wo er Torwart in der A-Junioren-Bundesliga war. Über die Westfalenligisten SC Preußen U23 und 1. FC Gievenbeck – bei beiden Teams war Schulze-Marmeling Stammkraft - kehrte der Blondschopf nach Aufnahme seines Studiums nach Altenberge zurück und war dort in der letzten Saison maßgeblich daran beteiligt, dass die Gödecke-Truppe die Klasse hielt. Dass der gelernte Keeper auch im Feld Potenzial hat, erkannte nicht erst Gödecke. Schon in der Junioren-Bundesliga setzte ihn Coach Martin Kastner einmal im Feld ein, zumal Schulze-Marmeling sagt: „Beim Hobby-Kicken stehe ich nie im Tor!“ Und als dann Gödecke nach und nach durch Verletzungen die Alternativen im Mittelfeld wegbrachen, ging der Coach auf seinen Schnapper zu. „Wir wussten ja, dass Kieran richtig gut im Feld spielen kann“, berichtet Gödecke.

Das bezieht der TuS-Coach nicht nur auf die technischen Fähigkeiten von Schulze-Marmeling, sondern ergänzt: „Kieran hat ein sehr gutes Auge. Und dadurch, dass er lange Zeit höherklassig gespielt hat, besitzt er auch große taktische Fähigkeiten.“ Weil beim TuS mit Lukas Schlatt zudem ein ausgezeichneter Ersatztorwart im Kader steht, kam Gödecke die Idee, seinen etatmäßigen Schlussmann in die Schaltzentrale vor der Abwehr zu stellen. Schon in Testspielen gegen den TuS Hiltrup und gegen den SC Nienberge übten die Altenberger diese Variante erfolgreich, und so bestritt der 23-Jährige jetzt vier von fünf Liga-Spielen für den Vorletzten auf dieser Position.

„Macht wahnsinnig Spaß!“

Für Schulze-Marmeling kein Opfer, der Multitasker strahlt: „Mir macht das wahnsinnig Spaß!“ Wobei Gödecke betont: „Es ist schwierig für Kieran. Er muss im Training zweigleisig arbeiten, das doppelte Pensum machen, damit er als Keeper in Form bleibt. Das ist auch mental nicht einfach. Ich bin froh, dass ich ihn habe, er ist ein absoluter Teamleader bei uns und als Sechser noch mehr im Geschehen drin.“ Macht die neue Karriere Lust auf mehr beim Blondschopf, oder bleibt der Ausflug ins Feld ein Intermezzo? „Jetzt machen wir erstmal so weiter, im Winter kann ich dann ja mal sehen“, will sich der Altenberger momentan nicht kategorisch festlegen. Ausschließen will Schulze-Marmeling eine Feld-Karriere aber nicht ausdrücklich…