Von Nils Tyczewski

(23.04.14) Gemessen an den eigenen Ansprüchen spielt Vorwärts Wettringen bislang eine eher mittelmäßige Saison. In der Tabelle krebst der Vorjahresvierte im Niemandsland herum, die Top-Fünf sind längst außer Reichweite. Und doch gelang der Truppe von Manni Köning und Meik Schröder kürzlich ein Husarenstück, das den Rest der Liga ein wenig neidisch ins Hiärtken blicken lässt: Zwei Siege gegen den "FC Bayern der Bezirksliga 12". Erst kickten die Männer um Kapitän Alex Witthake den SV Burgsteinfurt im Halbfinale des Kreispokals aus dem Wettbewerb, zwölf Tage später folgte in der Liga ein 3:1-Erfolg. Zwei Siege gegen den "großen" SVB - wie schlägt man die vermeintliche Übermannschaft der Liga? Meik Schröder nimmt im Interview mit heimspiel-online Stellung.

heimspiel-online: Hallo Meik, gib dem Rest der Liga einen Tipp: Wie schlägt man Burgsteinfurt?
Meik Schröder: Haha, wie schlägt man Burgsteinfurt...Vollgas, Vollgas, Vollgas!

heimspiel-online: Wenn das alles wäre, währt ihr doch nicht die einzigen, die das zweimal geschafft haben.
Schröder: Zuerst muss ich sagen, dass Burgsteinfurt absolut zurecht oben steht. Die sind mit Abstand die beste Mannschaft der Liga. Aber ja, wir haben sie jetzt zweimal geschlagen. Da gibt es schon ein paar Dinge, die man beachten sollte.

heimspiel-online: Ach so. Welche denn?
Schröder: Vor allem muss man körperlich und mental alles abrufen. Uns geben die Spiele gegen Burgsteinfurt immer einen besonderen Motivationskick. Das ist ein Derby. Die beiden Vereine haben nicht das allerbeste Verhältnis, da geht's immer hoch her. Hinzu kommt, dass Hendrik und Thomas Artmann vor der Saison nach Stemmert gewechselt sind. Denen wollte die Mannschaft zeigen, dass hier auch guter Fußball gespielt wird. Das wichtigste ist aber, dass man läuferisch und kämpferisch gut dagegenhält.

heimspiel-online: Was ist mit Taktik und Spielsystem?
Schröder: Burgsteinfurt spielt viel mit langen Bällen. Die zeigen ja keine langen Ballstaffetten. Die überbrücken mit langen Bällen das Mittelfeld. Immer hoch auf den Meyer. Der ist kopfballstark und verteilt vorne die Bälle. Wenn der Gegner den Ball erobert, machen sie sofort Druck, noch in der gegnerischen Hälfte. Das ist ihr Spiel und das machen sie auch richtig gut. Man muss versuchen, den langen Ball zu verhindern und dem Meyer auf den Füßen stehen. Das Zentrum, da, wo die langen Bälle hinkommen, das muss dicht sein. Wenn sie vorne erstmal spielen, ist es zu spät, da habe sie mit Schmerling, Botella, Omerovic und wie sie alle heißen eine Wahnsinnsqualität. Man muss sofort da sein, dann kann man sie packen. Und: Wenn man sie richtig unter Druck setzt, sind sie in der Defensive nicht fehlerfrei.

heimspiel-online: Matchwinner am Sonntag war mit Luca Wiggenhorn ein 17-jähriger A-Junior, der zum ersten Mal bei den Senioren auf dem Platz stand. Vorwärts bringt seit Jahren immer wieder Talente hervor, die den Sprung in die erste Mannschaft schaffen oder - wie zuletzt Lukas Göers - zu höherklassigen Vereinen wechseln. Wo liegt das Erfolgsrezept?
Schröder: Wettringen, gemessen an den Möglichkeiten eines kleinen Vereins, hat eine hervorragende Jugendarbeit. David Ratering, Lukas Flothmann, Felix Wiggers, Niko Foullois, Max Feldhues - fast die komplette Mannschaft kommt aus der eigenen Jugend. Neben der guten Grundausbildung, die in den einzelnen Jugendmannschaften geleistet wird, ist ein wichtiger Punkt auch, dass wir die Jungs mit Perspektive immer schon in der Rückrunde zu den Senioren hochziehen und nicht erst in der Vorbereitung auf die neue Saison. Sie trainieren bei uns mit und bekommen - wie jetzt auch Luca Wiggenhorn - Spielzeit in den Meisterschaftsspielen.

heimspiel-online: Welchen Vorteil hat das?
Schröder: Die Jungs können sich schon mal an die neuen Herausforderungen im Seniorenbereich gewöhnen. Körperlich und vom Spieltempo her ist das eine große Umstellung. Außerdem sind sie so beim Saisonstart schon voll integriert. Wir haben mit diesem System sehr gute Erfahrungen gemacht.

heimspiel-online: Stichwort Luca Wiggenhorn. Wie sind seine Perspektiven? Hat er das Zeug, sich in der Bezirksliga durchzusetzen?
Schröder: Auf jeden Fall. Der Junge ist 17. Wir haben ihn am Sonntag ins kalte Wasser geschmissen und er hat die Aufgabe mit Bravour gemeistert. Er ist ein sehr vielseitiger Fußballer, kann auf beiden Außenbahnen im Mittelfeld spielen oder auch hinten in der Viererkette. Und am Sonntag haben wir ihn im Sturm gebracht. Das Potenzial für die Bezirksliga bringt Luca ganz sicher mit.

heimspiel-online: Was ist denn in dieser Saison noch drin für Vorwärts? Fällt es nicht schwer, die Motivation hoch zu halten, wenn es um nichts mehr geht?
Schröder: Wer sagt denn, dass es um nichts mehr geht? Es gibt in jedem Spiel drei Punkte. Wir hatten vor der Saison einen Platz unter den ersten Fünf als Ziel ausgegeben. Gut, Dritter werden wir wohl nicht mehr, aber Platz fünf ist drin, und den wollen wir auch erreichen. Außerdem macht ihr ja donnerstags beim Anschwitzen immer euer Tipp-Duell. Wenn ihr da gegen uns tippt, motiviert das auch. Und wenn dann einer wie zuletzt der Pinto von Amisia noch erklärt, der Gegner würde uns überrollen, dann gibt hier jeder nochmal fünf Prozent mehr.