Hebbeler: "Da fällt mir alles aus dem Gesicht"

Von Mario Witthake

(18.02.15) Mit fünf Punkten Vorsprung geht Tabellenführer Preußen Lengerich in die am Wochenende startende Bezirksliga-Rückrunde. Der Aufsteiger hat allen Grund, sich in der Sonne des Erfolgs zu aalen. Christian Hebbeler aus dem Trainerteam ärgert sich dennoch. Das Verhalten anderer Klubs, die Lengerichs Spieler bezirzen, schlägt ihm gehörig auf den Magen.

Der Fluch der guten Tat macht eben auch vor den Preußen nicht halt. Nicht erst seit diesen Winter sind einige Lengericher in aller Munde. Allen voran Zwölf-Tore-Mann Robin Surmann, der im Sommer 2013 zusammen mit Niklas Cirkovic, Kevin Wolff und Philipp Härle zum Amtsantritt der Trainer Christian Hebbeler und Michael Bürgel aus der U19 von Viktoria Georgsmarienhütte gekommen ist. Bürgel und Hebbeler schleifen fleißig ihre Rohdiamanten, der Glanz strahlt jetzt auch rüber, zum Beispiel in den Kreis Steinfurt, wie Hebbeler festgestellt haben will.

"Wissen gar nicht, was los ist"

Dass "seine Jungs" gute Angebote mit Salären von 600 bis 800 Euro pro Monat bekommen, sei dabei gar nicht das Problem. Aber: "Da kommt dann ein Oberligist, will unsere Spieler haben und sagt er habe dies und das gelesen. Gesehen haben die unsere Spieler nicht. Als ich das mitbekommen habe, ist mir alles aus dem Gesicht gefallen." Hebbelers deutliches Urteil: "Die Leute, die da entscheiden, wissen gar nicht, was los ist." Der Coach selbst nimmt sich dagegen viel Zeit für Spielbeobachtung. "Wir verlegen teilweise unsere Spiele, damit ich mir sonntags zwei Bezirksliga-Spiele anschauen kann."

Beim Thema Wertschätzung und Wissen der Konkurrenz kommt Hebbeler regelrecht in Wallung. Als Kreisligist etwa sei man noch nicht interessant gewesen für diverse Hallenturniere, jetzt "bekommen wir eine Einladungsflut. Plötzlich wollen alle unsere Jungs sehen". Dass die Lengericher überhaupt die Bezirksliga aufmischen, darauf habe doch vor der Saison keiner gesetzt. "Jetzt tun alle so, als hätten sie das alles gewusst und sagen, wir müssten es in die Landesliga schaffen." Das sei "sinnloses Gelaber von Leuten, die uns vor der Saison gar nicht auf dem Zettel hatten".

Prämienzahlungen kein Thema mehr

Vier Tage vor dem Start in die Rückrunde will Hebbeler mit seiner heftigen Kritik scheinbar jeden Druck von der Mannschaft nehmen, die bisher nur eins von 17 Partien verloren hat. Man werde "so oder so eine richtig gute Saison" gespielt haben, auch Platz vier oder fünf wäre in Ordnung. "Bei uns hat keiner gesagt, dass wir Landesliga spielen müssen. Die Leute, die das behaupten, haben keine Ahnung." Auch die Diskussion um fehlende Prämienzahlungen an die Spieler (wir berichteten), sei innerhalb der Mannschaft kein großes Thema gewesen, zumal es laut Hebbeler um "Kleckerbeträge" ging.

Finanziell sei Lengerich ohnehin nicht so aufgestellt, wie es der landläufigen Meinung nach sein soll. "Diejenigen, die glauben, dass in Lengerich große Beträge gezahlt werden, sind auf dem Holzweg", so Hebbeler. Den guten Weg, den seine Mannschaft seit eineinhalb Jahren aus der Kreisliga heraus eingeschlagen hat, soll stattdessen weiter beschritten werden. Zumal die Leistungsträger, so der Coach, den lukrativen Angeboten widerstehen würden und es hinsichtlich der Zukunft "der ersten Elf" gut aussehe. Und wenn diese Zukunft die Preußen in die Landesliga führen sollte? "Dann nehmen wir das gerne mit."