Rami und die Monster-Bändiger

Von Mario Witthake

(20.04.15) Da saß er dann am Boden, am Telefon Glückwünsche annehmend und stolz wie Oskar. Auf beiden Abwehrseiten des SC Münster 08 hatte er gerade seinen Dienst verrichtet - und das mit der Rückennummer 10! "Die durfte er tragen, weil er heute Geburtstag hat. Rami ist heute 30 geworden", sagte sein Trainer Thomas Höppner über Strahlemann Rami Abdel Ghany.

Zunächst bekam es der Linksfuß und ewige Nullachter mit Lukas Miethe und Robin Surmann zu tun. Später wechselte er die Seite und sah sich Philipp Härle, Kevin Wolff oder Niklas Cirkovic gegenüber. Wenn Thomas Höppner nach dem 2:1 bei Preußen Lengerich davon sprach, dass "wir eine Monster-Mannschaft geschlagen haben", dann ist Rami Abdel Ghany ein Monster-Bändiger. Cirkovic, Härle, Surmann und Wolff hatten zuvor in 55 Partien für Preußen Lengerich keine einzige Niederlage kassiert. Jetzt hat es Nullacht geschafft und dem Spitzenreiter der Bezirksliga 12 die erste Pleite nach dem 1. Spieltag beigebracht. Die Belohnung ist Platz zwei für die Höppner-Truppe.

Härtetest bestanden

Nullachts Defensive war schon vor dem Lengerich-Spiel die beste der Liga. Doch bei den vor Selbstvertrauen strotzenden Preußen bestanden die Kanalkicker einen echten Härtetest. Fünf Top-Chancen ließen die Nullachter in den ersten 20 Minuten zu, vor der Halbzeit parierte Keeper Moritz Ostrop einen Elfer und musste wenig später doch noch das 0:1 hinnehmen. Alles sah danach aus, als würde Lengerich seinen strammen Marsch gen Landesliga ungebremst fortsetzen.

"Wir erkennen eure Qualität an. Über die gesamte Saison werdet ihr das auch schaffen", richtete Andreas Höppner in der Pressekonferenz höfliche Worte an den geschlagenen Gegner. Bei neun Punkten Rückstand ist das kein Understatement, sondern ernst gemeint. Und dennoch verdient es ein Riesenlob, was die Nullachter in der zweiten Hälfte taktisch und läuferisch auf die Platte brachten. Die Gastgeber konnten ihr Potential einfach nicht mehr abrufen.

"Dinge trainiert, die nicht gesehen habe"

Und doch wissen die Lengericher wissen, wie stark sie sind. "Das war ein Spiel. Wir haben vorher eine gute Serie gestartet und sind in der Lage, das wieder zu tun", sagte Preußen-Trainer Michael Bürgel. Bürgel steckte die Niederlage ganz gut weg, sein Trainerkollege Christian Hebbeler war hingegen richtig bedient und tat sich schwer, das 1:2 zu verdauen. "Wir wussten wie Münster spielt und haben unter der Woche Dinge trainiert, die ich im Spiel aber nicht gesehen habe." Richtig brastig war er auf Michael Beuke, weil sich der Sechser in der Schlussphase die fünfte Gelbe Karte abholte. "Und das bei unserer Personalsituation", erinnerte er daran, dass Konstantin Worch verletzungsbedingt ausgewechselt werden musste.

Das Feiern mussten die Lengericher an diesem Tag anderen Fußballern überlassen. "Gleich geht's zum Vereinsheim, da wird dann schön gefeiert", sagte Abdel Ghany im nassgeschwitzen Trikot mit dem Grinsen eines Honigkuckenpferds. Rückennummer 10, Tabellenführer geschlagen, 30. Geburtstag. Kein so schlechter Tag für den Monster-Bändiger Rami Addel Ghany.