Bezirksliga 12
Die neue Reife der FCE-Youngster
Von Christian Lehmann
(10.12.15) Die U23 des FC Eintracht Rheine hat beim 2:1 (2:0)-Auswärtserfolg über den SC Preußen Borghorst eindrucksvoll untermauert, dass sie in den vergangenen Monaten einen beachtlichen Reifeprozess vollzogen hat. Mit leidenschaftlicher Power im ersten und sachlichem Ergebnisfußball im zweiten Durchgang schob sich die Elf von Trainer Sebastian Möllers vorbei am SCP auf Rang neun.
Mann des Spiels - nicht nur aufgrund seines Kopfballtreffers zum 2:0 für die Gäste (28.) - war Kemel Koussaybani. Der Stürmer, der zu Saisonbeginn oft wirkte, als würde er die Abstellung aus dem Oberligakader zur U23 als eine Strafe empfinden, spielt schon seit Wochen bärenstark und war auch am Donnerstagabend aktivster Akteur auf dem Feld. Sein Coach hierzu: "Kemel hat natürlich einen ganz miesen Start in die Saison gehabt mit einer Gelb-Roten und einer Roten Karte. Danach hat er sich aber enorm mannschaftsdienlich präsentiert. Wir sind extrem froh, dass er uns unterstützt. Er hängt sich voll rein. Riesenkompliment."
Willers' Bock fast bestraft
Ein Kompliment hatten sich alle FCE-Akteure im ersten Durchgang verdient. Von Beginn an setzten sie den Preußen zu, Chris Strotmann gelang nach einem Angriff über die rechte Seite die frühe Führung (13.), die Koussaybani ausbaute (28.). Erst kurz vor der Pause kamen bis dahin pomadige Borghorster besser ins Spiel. Oder besser gesagt: Die Eintrachtler holten sie zurück. Innenverteidiger Alex Willers leistete sich einen Katrastrophen-Fehlpass, den Alex Hesener fast zum Anschlusstor genutzt hätte, wenn nicht Alex Noack entschlossen zugepackt hätte (42.). Sekunden später stand die Viererkette der Rheinenser nicht gut, Hesener steckte durch zu Aldo Colalongo, der das Leder an den Pfosten lupfte. Möllers fand das "vollkommen unnötig, aber auch ein bisschen dem Alter geschuldet."
Im zweiten Durchgang versuchten die Eintrachtler kaum noch, konstruktiv nach vorn zu spielen, sondern waren peinlich darauf bedacht, den schnellen Offensivleuten der Preußen keine Räume zu gewähren und hinten ordentlich zuzupacken. SCP-Coach Ralf Zenker machte es madig, dass seine Jungs vorn kaum einen zweiten Ball holten. "Jetzt haltet mal dagegen! Jeden Pressschlag kriegen die!", schimpfte er Mitte des zweiten Durchgangs.
Ansage zeigt Wirkung
Seine Ansage schien ihre Wirkung nicht zu verfehlen, denn fortan versuchten es die Gastgeber wenigstens. Ein abgefälschter Distanzschuss Alex Heseners sorgte bereits für enorme Gefahr (61.), kurz darauf klingelte es dann im Kasten von Noack: Nach einem kurz ausgeführten Freistoß über Sven Berghaus stocherte Michael Brinkjans die Murmel ins Tor (1:2/62.). Vor allem über Standards versuchte es die Zenker-Elf auch in der Folge, doch außer einem Kopfball von Maik Menke (85.) bekamen sie kaum noch was auf die Kette. Auf der Gegenseite ließen Luca Bültel (81.) und Nico Winter (87.) die mögliche Entscheidung liegen.
Heiser und abgekämpft stellte sich FCE-Coach Sebastian Möllers nach dem Spiel der Presse. "Ich bin fix und fertig", sagte er. "Ich habe wirklich eine super erste Halbzeit gesehen. Preußen hat in der zweiten Hälfte alles in die Waagschale geworfen, aber klare Torchancen haben wir aus dem Spiel heraus nicht zugelassen. Wir sind es nicht gewohnt, zu führen. Es ist gut, dass wir soviel Druck kriegen, das bringt uns weiter. Der Sieg passt gefühlt wunderbar in die Entwicklung. Es spricht für sich, dass wir in den letzten sieben Spielen nur eine Niederlage kassiert haben."
Zenker: "So weit sind wir noch nicht!"
Auf die Frage, was seiner Mannschaft im zweiten Durchgang gefehlt habe, um noch den Ausgleich zu erzielen, entgegnete SCP-Coach Ralf Zenker: "Die Bereitschaft sieht man, aber ich glaub' uns fehlt einfach ein klarer Fußball dann. Bei uns kommen dann viele lange Bällen. So weit sind wir noch nicht, dass wir dann den Gegner mit ruhigem, sachlichen Fußball ausspielen, so wie es der FCE mit uns in der ersten Halbzeit gemacht hat. Das fehlt, um vor die Kiste zu kommen."
Und in der ersten Hälfte? "Da hat alles gefehlt. Es kann nicht sein, dass wir zum wiederholten Male so früh in Rückstand geraten. Da muss mal irgendwas bei den Leuten im Kopf in der Spielvorbereitung vor sich gehen. Zweikampfverhalten: Find ich unterirdisch, wie wir da immer nur Spalier stehen. Wenn ich Eintracht Rheine sehe, wie die im Rücken dran sind, überhaupt kein Aufdrehen zulassen. Die Pressen, wo gepresst wird. Bei uns ist nur Nebenherlaufen, immer auf Abstand. Ja nicht in den Zweikampf, den könnt' man ja verlieren. Also bleib ich lieber weg. So isses!"
SC Preußen Borghorst - FC Eintracht Rheine U23 1:2 (0:2)
0:1 Strotmann (13.), 0:2 Koussaybani (28.),
1:2 Brinkjans (62.)
SCP: Teupen - Schlattmann, Mader, Matic, Kahlert (72. Piotrowski) - Brinkjans, Schabos (48. Menke) - Berke (68. Rausch), Berghaus, Colalongo - Hesener
FCE: Noack - Strotmann, A. Willers, Niemeyer, Balja - Hingst (65. V. Ricken), Grabbe - L. Bültel, Y. Willers (52. Pöhlker), Winter - Koussaybani (88. Ossenberg)