Westfalia lehrt die Liga das Fürchten
Von Christian Lehmann
(12.08.17) In Wolbeck hat der SC Westfalia Kinderhaus am Samstagnachmittag seine erste Visitenkarte abgegeben. Auf dieser Visitenkarte steht "Wir wollen Meister werden!" Die Leistung der Westfalia beim 4:1 (0:1)-Auswärtssieg über den VfL - nahezu angsteinflößend für die Konkurrenz.
Die Wolbecker waren aber auch wirklich nicht zu beneiden. Da spielst du als Aufsteiger schon zum Auftakt gegen die vermeintliche Übermannschaft der Liga, und dann läuft vor und während der Partie auch noch so ziemlich alles ins Rad. Daniel Seidel - im Urlaub, Tim Bothen - verletzt, Florian Quabeck - unpässlich, Jan Schröer - nicht verfügbar, Fabian Stelzig - ebenfalls nicht einsatzfähig. Und ganz bitter: Michael Kluczniok wird nach seinem Syndesmosebandriss wohl seine Laufbahn komplett beenden müssen.
Göbels dicker Klopper
Trotz dieser hohen Hypothek startete der Liganeuling allerdings perfekt in die Partie - ohne eigenes Zutun. Christoph Göbel leistete sich eine völlig verkorkste Rückgabe und überlistete damit ungewollt seinen Keeper Ismael Beckers (0:1/3.). In der Folge bestimmten die Gäste das Spiel, einzig mit dem Toreschießen hielt sich K-Town noch vornehm zurück.
Kurz vor der Pause mussten die geschröpften Gastgeber dann eine erneute Hiobsbotschaft wegstecken. Marco Bensmann, der nach dem Zusammenprall mit Albachtens Armen Tahiri im Kreispokal mit Turban in die Partie gegangen war, musste benommen ausgewechselt werden, nachdem er auf den Kopf gefallen und auch noch angeschossen worden war (43.).
Umstellung auf Viererkette
In der Pause justierte Westfalias Coach Marcel Pielage nach, brachte Luca Jungfermann für Stefan Schwinn und ließ fortan mit einer Vierer-Abwehrkette agieren. "Wir sind mit unserer Dreierkette nicht so in die Räume rein gekommen, wie ich mir das vorgestellt habe", erklärte er nach dem Spiel.
Für den Ausgleich brauchte es jedoch ein ziemlich krummes Ding: Göbel machte seinen Bock aus Durchgang eins wieder wett, als er den Ball bei einer Ecke direkt in den Wolbecker Kasten zwirbelte (1:1/56.). Danach platzte, nein, explodierte der Knoten: Nach einem abgefälschten Distanzschuss von Mike Liszka kam Mo Knemeyer an die Murmel und markierte das 1:2 (59.), Jungfermann traf nach Zuspiel von Lasse Kinzler von halbrechts zum 1:3 (66.) - und schon war die Messe gelesen.
Auch Klein verletzt
Für Wolbeck kam es nun ganz dicke: Für Keeper Marc Klein (Verdacht auf Nasenbruch) musste Stürmer Sven Möllmann in den Schlussminuten das Tor hüten, weil der VfL schon dreimal gewechselt hatte (80.). Das Kinderhauser Rollkommando zeigte keine Gnade und brachte den Aushilfs-Schnapper mächtig ins Schwitzen, doch nur dem eingewechselten Jonas Kreutzer gelang es noch, ihn zu überwinden (1:4/90.+4).
"Ich bin sehr zufrieden, und das eigentlich über die gesamten 90 Minuten", resümierte Pielage. "Wenn du so ein Gegentor bekommst, dann brauchst du, bis du das verdaut hast. Wir hatten trotzdem unsere Chancen. Wann die Tore fallen, war eine Frage der Zeit."
Das sah sein Gegenüber genauso. "Unter diesen Bedingungen war nichts zu holen. Uns war klar, dass wir spielerisch auf Dauer das Tempo nicht mithalten können", meinte VfL-Coach Alois Fetsch. Für ihn ist klar wie Kloßbrühe, wer Meister wird. "Kinderhaus ist ne bombenstarke Truppe. Wir sind nie für etwas in Frage gekommen, auch wenn wir geführt haben. Wir wissen einzuordnen, was heute hier passiert ist. Alle anderen Mannschaften werden es ebenfalls sehr, sehr schwer haben, gegen Kinderhaus zu punkten."
VfL Wolbeck - Westfalia Kinderhaus 1:4 (1:0)
1:0 Göbel (3./ET), 1:1 Göbel (56.),
1:2 M. Knemeyer (59.), 1:3 Jungfermann (66.),
1:4 Kreutzer (90.+4)
