Primus wankt gegen Schlusslicht

Von Christian Lehmann

(03.09.17) Eigentlich ging es für viele selbsternannte Experten im Vorfeld der Partie Westfalia Kinderhaus gegen SuS Neuenkirchen II nur darum, wie deutlich der Ligakrösus den Tabellenletzten aus dem eigenen Stadion schießt. Dass die Dinge im Fußball aber nun mal nicht immer normal laufen, zeigte sich auf dem Platz.

Die SuS-Reserve lieferte an der Großen Wiese ihre stärkste Saisonleistung ab, die Westfalia trotz des schmeichelhaften 3:2 (1:2)-Erfolges ihre schlechteste. "Wir haben sicherlich glücklich gewonnen. Wir haben uns im Kopf nicht auf dieses Spiel eingelassen, es hat an vielen Dingen gefehlt. Neuenkirchen hätte mindestens einen Punkt verdient gehabt", räumte der Kinderhauser Coach Marcel Pielage ein.

SuS zweikampfstark und gut im Umschaltspiel

Ohne die ordnenden Hände von Nick Rensing (gesperrt) und Kevin Schöneberg (Rückenprobleme) fehlte den Gastgebern schon zu Beginn der Partie der entscheidende Punch in den Zweikämpfen, die der Gast mit jeder Menge Leidenschaft führte. Zu Recht wies SuS-Coach André Haarmann allerdings darauf hin, dass "wir nicht nur das Spiel zerstört, sondern auch richtig gut nach vorne gespielt haben."

So geschehen auch bei Neuenkirchens Führung: Marcel Schröer, Sekunden zuvor für den verletzten Leon Sandman in die Partie gekommen, servierte für Daniel Albers - 0:1 (13.). Die Gäste hätten das Ergebnis ausbauen können, hätte der agile Felix Wiggers nach Pascal Karperiens Solo und Hereingabe aus kurzer Distanz getroffen (31.). Stattdessen nutzte Christoph Göbel auf der Gegenseite eine kurze Unachtsamkeit von Daniel Roß, um Mike Liszka zu bedienen - 1:1 (34.). 

Knemeyer macht's nochmal

Geschockt waren die Haarweg-Kicker keinesfalls. Schon Christian Stegemann hätte die erneute Führung besorgen können, sein Kopfball verfehlte das Tor jedoch knapp (37.). Nach einem Freistoß von Jan Rauße holte Jan Wiegers das nach, er traf per Kopf zur 2:1-Halbzeitführung der Gäste (42.). Pielage war bedient: "Wir waren gar nicht da!"

Immerhin: Auf ihre Stärke bei Standards können sich die Kinderhauser weiter verlassen. Nachdem er bereits den Freistoß selbst rausgeholt hatte, traf Mo Knemeyer nach Göbel-Flanke per Kopf - eine fast exakte Dublette seines Treffers vom vergangenen Wochenende gegen Emsdetten 05 (2:2/57.). "Das ist nicht zu verteidigen. Da haben sie einfach eine unfassbare Qualität", staunte Haarmann.

Qualität ist das richtige Stichwort: Die bewies auch Mike Liszka, der im Zusammenspiel mit Knemeyer den vierten Westfalia-Sieg im vierten Spiel ermöglichte (3:2/85.). Auf der Gegenseite hatte Wiggers nach einem Konter über Robert Gas den möglichen Siegtreffer für die Gäste kurz zuvor noch verpasst (83.). In der zweiten Minute der Nachspielzeit ließ nach einem Freistoß und Kopfballverlängerung Stegemanns Daniel Roß auch noch die letzte Gelegenheit zum möglichen 3:3 verstreichen.

Trotzdem mochte Haarmann angesichts der noch immer punktlosen Bilanz des Schlusslicht nicht allzu lange hadern. "Wir dürfen dieses Spiel niemals verlieren. Aus der großen Enttäuschen ziehen wir aber sehr schnell viel Positives. Hier waren keine Punkte eingeplant. Ich bin mir ganz sicher, dass wir unsere Zähler einfahren werden, wenn wir auch in Zukunft so auftreten."

Westfalia Kinderhaus - SuS Neuenkirchen II      3:2 (1:2)
0:1 Albers (13.), 1:1 Liszka (34.),
1:2 Wiegers (42.), 2:2 Knemeyer (57.),
3:2 Liszka (85.)