Große Sorgen bei den Titelfavoriten

Von Christian Lehmann

(14.08.19/Update) Ergebnistechnisch lief es für die Liga-Favoriten am 1. Spieltag weitestgehend rund. Der SV Burgsteinfurt löste seine schwere Aufgabe gegen Neuling Borussia Münster trotz anfänglicher Probleme letztlich mit Bravour, auch der SV Wilmsberg überstand gegen die SG Telgte eine Schwächephase und holte drei Punkte. Und doch gibt es große Sorgen bei beiden Teams, denn womöglich müssen sowohl die Stemmerter als auch die Piggen in den kommenden Monaten auf kaum ersetzbare Schlüsselspieler verzichten. 

Vielleicht war es der recht hohe Rasen im VR-Bank-Stadion, vielleicht war es auch eine unachtsame Bewegung von Keeper Marcel Brameier. Jedenfalls verdrehte sich der Schlussmann in der 87. Minute des Auftakspiels gegen Borussia Münster das Knie, als er nach einer Flanke von der linken Seite herauslaufen und das Leder abfangen wollte. Am Sonntagabend war das Knie bereits dick geschwollen, am Freitag soll eine MRT-Untersuchung Aufschluss darüber geben, wie lange Brameier fehlen wird. "Es sieht nicht gut aus. Wir hoffen, dass das Kreuzband nicht geschädigt ist", sagt Trainer Christoph Klein-Reesink.

Kapke stellt sich zur Verfügung

Der SVB hat nun ein massives Problem, nachdem der bisherige Vertreter von "Brammel", Rafael Romero Ponce, im Sommer zu Schwarz-Weiß Weiner gewechselt ist. Für das Spiel gegen die SG Telgte sollte eigentlich zunächst Jan Stegemann zwischen die Pfosten rücken. Es wäre das Bezirksliga-Debüt für den jungen Keeper, der just aus der U19 hochgerückt ist und am Sonntag beim Kreisliga B-Spiel der Reserve gegen Westfalia Bilk (2:0) immerhin schon mal die Null hielt, gewesen. Den Sprung ins kalte Wasser erspart Trainer Klein-Reesink ihm jedoch - aus gutem Grund. "Jan ist absolut talentiert und kommt selbst gerade erst aus einer Verletzung. Wir wollen ihn auf gar keinen Fall verbrennen."

Bereits zehn Minuten nach dem Spiel am Sonntag zückte "Reese" sein Handy. Nachdem dank des Eifers von SVB-Obmann Christian Grote nun letzte Details um die Spielberechtigung geklärt sind, gab Coach Klein-Reesink bekannt: Patrick Kapke hilft dem SVB. Der 38-Jährige Polizist, der zuletzt beim SuS Neuenkirchen von der ersten bis zur vierten Mannschaft rotierte, ist ein guter Kumpel von Klein-Reesink. "Er hatte in der Vergangenheit etliche Angebote, hat aber alles abgeschmettert. Ich war am Montag zum Kaffee bei ihm und habe ihn angefleht: 'Du musst mir helfen!' Dass er fit ist, steht außer Frage", sagt der SVB-Coach. In Anspielung auf die optische Ähnlichkeit zu Brameier fügt er grinsend an: "Ich glaube, der eine oder andere wird kaum merken, dass wir einen anderen Schnapper drin haben."

Somit steht fest: Alex Hollermann wird nicht noch einmal im Tor stehen und darf wieder vorne auf Torejagd gehen. Mit Hans Dimitri Nguile Inenguini hat der SVB zudem eine weitere Option. Der 24-jährige Defensivspieler aus Kamerun, der auch schon für Germania Horstmar und den SuS Neuenkirchen am Ball war, trainierte in den vergangenen Wochen beim SVB mit und wurde nun fest in den Kader aufgenommen.

Hesener wartet auf die Diagnose

Auch ein paar Kilometer weiter südlich legt ein Trainer die Stirn in Falten. Wilmsbergs Trainer Christof Brüggemann konnte sich über den Auftaktsieg gegen Telgte nur wenig freuen. Ein Torwart-Problem hat zwar er gewiss nicht, denn die Piggen verfügen mit Frederik Teupen, der diesmal den Vorzug erhielt, Lukas Schröder und Tim Schooß gleich über drei Schnapper mit viel Qualität. Problematischer wird es auf der anderen Seite des Platzes: Bereits nach neun Minuten musste Alex Hesener, zuverlässiger Piggen-Torjäger der vergangenen Jahre, verletzt raus. Erster Verdacht hier: Meniskusriss und Beschädigung des Kreuzbands. "Es wäre richtig bitter für ihn und uns, wenn sich das bewahrheitet", so Brüggemann. Am Mittwochmorgen stand für Hesener die MRT-Untersuchung an. "Mir geht es ganz gut soweit. Leider habe ich noch keine neuen Infos bekommen. Am kommenden Montag weiß ich mehr", teilte der Spieler mit. 

Auch beim SVW schwanken die Gedankenspiele, wie man den Schlüsselspieler bestmöglich ersetzen kann, zwischen "Jugend forscht" und der Variante Erfahrung. Julius Greshake und Simon Scharlau sind die eher unerfahren-unbekümmerten Optionen, Ricardo Bredeck zeigte am Sonntag, dass er als echter Sturmbulle besonders wertvoll sein kann. Vielleicht zaubert SVW-Coach Brüggemann für die Partie bei Concordia Albachten aber auch eine ganz andere Lösung aus dem Köcher. 

Fünf Kapitäne

Eine wichtige Erkenntnis des SVW-Auftaktspiels war auch: Je weiter die Piggen Alex Wehrmann nach vorne bekommen, desto brenzliger wird es für den Gegner. Der agile, torgefährliche Linksfuß rückte nach der Pause von der linken Abwehrseite auf die linke Offensiv-Position und initiierte immer wieder gefährliche Aktionen. Bei allen Wilmsberger Treffern hatte er irgendwie sein feines Füßchen im Spiel. Bedingung dafür, dass er offensiver agiert, ist natürlich, dass die linke Abwehrseite zu ist. Aber auch hier hat Brüggemann mit Mirco Pöhlker oder dem zuletzt noch urlaubenden Ben Hermeling Möglichkeiten. 

Hermeling ist übrigens Teil einer interessanten Kapitäns-Konstruktion beim Vorjahres-Dritten. Er zählt zum Quintumvirat, das die Nachfolge von Niclas Ochse übernimmt. Gleich fünf Spieler werden in dieser Saison abwechselnd die Kapitänsbinde aufs Feld tragen. So wurde es beim Mannschaftsabend vor dem Telgte-Spiel, beschlossen. Neben Hermeling obliegt Torhüter Lukas Schröder, Jan Markfort, Niklas Thoms und Raffael Dobbe diese Verantwortung.