Enttäuschung und faire Gratulation

Von Christian Lehmann

(06.05.20) Wo Profiteure, da auch Enttäuschte. Während Borussia Münster und Vorwärts Wettringen sich über den fast sicheren Landesliga-Aufstieg freuen dürfen, schauen die anderen drei Teams aus dem Spitzenquintett in die Röhre. Auch sie hatten sich in der ausgeglichenen Spitzengruppe vor dem Abbruch der Saison noch berechtigte Chancen auf den Aufstieg ausgerechnet. 

"Der Einspruch ist schon unterwegs", sagt Marc Wiethölter. Wer den Trainer des TuS Recke kennt, weiß aber, dass er flachst. "Mir war eigentlich schon klar, dass wir nicht profitieren. Ich finde die Lösung, die da gefunden wurde, ganz charmant. Wir hätten es aber genauso verdient wie auch Greven oder die ISV. Da oben war es so eng... Kompliment an Pätty und seine Wettringer Jungs. Sie waren einen Tick besser und konstanter als wir. Borussia hat's natürlich auch verdient, das ist eine sympathische Truppe." Der Kontakt zu beiden wird in der nächsten Saison möglicherweise noch intensiver, mit Wiethölters neuem Klub SC Altenrheine gibt's ein Wiedersehen in der Landesliga.

Dorthin hätte sich auch der SC Greven 09 gerne aufgemacht. Der Tabellendritte, der nur aufgrund des Rückzugs des 1. FC Gievenbeck II nicht Herbstmeister wurde und bei Berücksichtigung der Quotientenregel hauchdünn hinter den Wettringern liegt, war wohl einer der Härtefälle, die sich die Verantwortlichen im Verbands-Fußballausschuss bei ihren Überlegungen genauer anschauten. Abteilungsleiter Frank Blom ist natürlich enttäuscht, bleibt dabei jedoch fairer Sportsmann. "Wir haben viel darüber diskutiert. Ich finde es positiv, dass man sich dazu durchgerungen hat, mehr Vereine aufsteigen zu lassen als ursprünglich geplant. Der ganze Prozess der Entscheidungsfindung und -begründung beim Verband war sehr plastisch und aussagekräftig. Dass wir jetzt in die Röhre schauen, ist trotzdem bitter." Ob sein Verein rechtliche Schritte erwägt, wollte Blom nicht kommentieren. "Wir sind natürlich geknickt und machen uns Gedanken, es gehört sich aber, dass wir den Aufsteigern gratulieren. Wir gönnen es allen."

Ähnlich wie seine Kollegen hätte auch Heiko Becker, Trainer der Ibbenbürener SpVgg, die Saison gerne sportlich beendet. "Ich hätte gerne die letzten Spieltage gesehen und glaube, dass es noch ein größeres Herzschlagfinale gegeben hätte als in der Vorsaison." Die ISV hatte noch am letzten Spieltag vor dem Corona-Break mit dem Derbysieg gegen Recke das Zünglein an der Waage gespielt. Hätte der TuS diese Partie gewonnen, wäre Wettringen weiterhin Zweiter gewesen. "Sie standen vorher nicht ein einziges Mal auf Platz eins. Das ist schon kurios - und es bleibt ein fader Beigeschmack", bemerkt Becker, der es dem Kollegen Wensing und seinen Jungs aber natürlich auch gönnt. "Gratulation an beide. Ich habe mit Patrick heute schon geschrieben, wir haben ein Vorbereitungsspiel abgemacht. Man kann es auch so sehen: Nun sind zwei Konkurrenten für die vorderen Plätze aus dem Rennen. Dafür kommen aber sicher wieder neue dazu..."