Der statistisch beste Schnapper der Liga

Von Christian Lehmann

(10.12.19) Die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passiert, geht eigentlich gegen Null. Eigentlich. Als Torhüter Daniel Wieschebrock im Spiel des SC Hörstel bei Emsdetten 05 schon in der Anfangsphase signalisierte, dass es bei ihm nicht mehr geht, waren Spieler und Verantwortliche erst einmal fassungslos. Da hat man einmal keinen Ersatzkeeper dabei, und dann das! Schnell fiel die Entscheidung darauf, dass sich Thorsten Heger zwischen die Pfosten stellt. Es war zwar kein Novum für den 34-jährigen Innenverteidiger, der uns im Interview erzählt, wie sich sein Ausflug ins Tor angefühlt hat.

Hallo Thorsten! Torwart für 75 Minuten - wie hat sich das angefühlt?
Heger: Wir hatten beim Training am Freitag schon kurz darüber gesprochen, wer im Fall der Fälle reingehen würde. Neben mir war auch Patrick Schoo ein Kandidat. Weil ich sowieso leicht angeschlagen war, haben wir uns schnell dazu entschlossen, dass ich es mache. Ich habe während des gesamten Spiels versucht, die Bälle möglichst weit von unserem Tor fern zu halten.

Das hat ganz gut geklappt. Hattest Du Bammel?
Heger: Bei jedem Angriff...

So richtig viel hast Du nicht aufs Tor bekommen - was bei eurem Defensiv-Verhalten in der bisherigen Saison (47 Gegentore, Anm.) etwas verwunderlich ist.
Heger: Gott sei Dank war unser Defensiv-Verhalten an dem Tag richtig gut. Einen Schuss konnte ich irgendwie halten, sonst kam da nicht viel. Die Jungs haben schon gesagt, ich soll jetzt immer ins Tor gehen, dann kann ich als Innenverteidiger nicht so viel kaputt machen (lacht). 

Hast Du früher schon mal im Tor gestanden?
Heger: Ja, vor ungefähr zwölf Jahren stand ich mal für drei oder vier Minuten im Tor, als sich unser Torwart verletzt hatte und wir nicht mehr wechseln konnten.

Das war der erste Sieg seit vielen Wochen und der erste unter dem Interims-Trainerduo Sebastian Bruns und Mirco Heger. Was war deiner Meinung nach ausschlaggebend?
Heger: Mirco und Brutzel haben die Mannschaft im Training ganz gut vorbereitet. Da war richtig viel Aggressivität drin. Wir haben im Spiel alles in die Waagschale geworfen.

Und vorne hattet ihr Christian Biermann, der schon wieder zwei Tore gemacht hat...
Heger: Jedes Spiel, das Christian für uns macht, ist Gold wert. Seine Qualität und Torgefahr hat uns in der Hinrunde häufig gefehlt. 

Welche Auswirkungen hat der Sieg vor dem letzten Spiel des Jahres gegen den VfL Wolbeck?
Heger: Wir haben gesehen, dass wir mit einer gewissen Willenskraft und der dazugehörigen Einstellung gegen jeden Gegner mithalten können. Wenn uns das Verletzungspech aus der Hinrunde nicht wieder erwischt, gehe ich fest davon aus, dass wir die Liga halten können.

In der Rückserie heißt euer Trainer Bruno Graw. Eine gute Wahl?
Heger: Absolut. Bei der ISV war Bruno mein erster Trainer im Seniorenbereich. Er hat immer besonders viel Wert darauf gelegt, dass die Mannschaft topfit ist. Früher fand ich das nicht so gut, inzwischen weiß ich, wie wichtig das ist.

Würdest Du dich nochmal ins Tor stellen?
Heger: Naja, statistisch bin ich jetzt sozusagen der beste Torwart der Liga (lacht). Also wenn's sein muss, natürlich. Ich hätte aber auch nix dagegen, wenn im nächsten Spiel wieder ein Ersatztorwart auf der Bank sitzt.