Bezirksliga 12
Nach vier 100-Meter Sprints völlig im Eimer
Von Christian Lehmann
(03.12.19) Es gibt Fußballspiele, die vergisst Du dein Leben lang nicht. Max Wulfert erlebte ein solches am vergangenen Sonntag beim 2:2-Remis gegen den SV Wilmsberg. In der letzten Minute der Nachspielzeit schlich sich der Torhüter der SG Telgte mit nach vorn in den gegnerischen Strafraum - und traf doch glatt zum späten Ausgleich! Über den magischen Moment, die Reaktionen danach und die Saison mit seinem Team haben wir uns mit dem Münsteraner unterhalten.
Max, wie war das am Sonntag in der Nachspielzeit? Kannst Du uns die letzten Minuten aus deiner Sicht beschreiben?
Wulfert: Es war nicht das erste Mal, dass ich in der Schlussphase mit nach vorn gekommen bin. Das habe ich in der Vergangenheit bestimmt schon 100 mal gemacht. Meine Intention war eigentlich auch gar nicht, zum Ball zu gehen, sondern Räume zu reißen und für Unruhe zu sorgen. Ich war schon in der 91. Minute vorn, da bin ich aber nicht an den Ball gekommen. Eigentlich hatte ich schon mit dem Schlusspfiff gerechnet, dann haben wir aber doch noch einen Freistoß bekommen. Ich habe Martin Röös noch "Warte, warte!" zugerufen und mich dann in den Pulk gestellt. Dann habe ich mir instinktiv überlegt, ich laufe einfach einen Bogen zum zweiten Pfosten und schaue mal, was passiert. Dann hat Jo (Maffenbeier, Anm.) den Ball rüber geköpft... Und welcher Dulli steht da? Ich! Ich habe den Ball dann mit der Innenseite gegen die Laufrichtung des Torwarts versenkt und mich zum Jubeln in Richtung Eckfahne aufgemacht. Weit bin ich aber nicht gekommen, ehe ich umgerissen wurde...
Danach musstest Du noch zurück ins Tor...
Wulfert: Ja, das Ganze hat ziemlich lange gedauert, deswegen hat der Schiedsrichter noch eine Minute draufgelegt. Das war mein vierter 100-Meter-Sprint innerhalb von zwei Minuten, so ein Konditions-Bolzen bin ich nicht. Ich habe Fahri Malaj gesagt, dass er bloß in der gegnerischen Hälfte stehen bleiben soll, bis ich im Fünfer angekommen bin. Die Wilmsberger hatten sogar noch eine Torchance, danach war aber Schluss.
Hast Du mitbekommen, dass dein Trainer Marius Schulz dich unbedingt nochmal nach vorne schicken wollte? Hast Du gezögert?
Wulfert: Um ehrlich zu sein, habe ich ihn nicht gehört. Ich habe die Entscheidung selber getroffen. Richtig Bock hatte ich aber nach den ersten beiden Sprints eigentlich nicht mehr.
Wie wichtig war der Punktgewinn für euch?
Wulfert: Ich hätte das Spiel lieber gewonnen als ein Tor zu schießen. Die drei Punkte im Heimspiel gegen Hauenhorst waren für uns immens wichtig. Wir wollten gegen Wilmsberg unbedingt nachlegen, dann wären wir zur Winterpause voll im Soll gewesen. Hätte mir im Vorfeld jemand gesagt, dass wir aus diesen beiden Spielen vier Punkte holen, hätte ich das aber unterschrieben. Für das Team war der Punkt auf jeden Fall sehr wichtig. Entsprechend war die Stimmung beim gemeinsamen Essen abends auch super.
Dein Trainer Mario Zohlen hat in dieser Saison einen deutlichen besseren Teamspirit, mehr Leidenschaft und Kampfgeist festgestellt als in der Vorsaison, in der ihr beinahe abgestiegen seid. Teilst Du diese Meinung?
Wulfert: Absolut. Uns war allen klar, dass diese Saison noch schwerer werden wird als die vergangene. Bei der Mannschaft hat das so etwas wie eine Trotzreaktion bewirkt. Wir wissen, dass wir bis zum Schluss jeden Punkt brauchen und kämpfen dafür. Erfolgserlebnisse wie gegen Wilmsberg oder gegen Greven, als wir in Unterzahl gegen den Tabellenführer gewonnen haben, zeigen uns, was geht. In der Vorsaison haben wir es häufig nicht geschafft, als Team füreinander zu arbeiten. Das ist jetzt ganz anders. Ich bin deshalb auch fest davon überzeugt, dass wir die Klasse halten können.
Nun geht's zum SV Burgsteinfurt. Müssen die dich bei Standards auf dem Schirm haben? Nils Berding von Wacker Mecklenbeck hat das Kunststück, als Torwart ein Tor zu schießen, sogar zweimal fertig gebracht...
Wulfert: Die Burgsteinfurter sollten sich auf jeden Fall in Acht nehmen (lacht)... Nein, Quatsch. Ich weiß, dass zu so einem Tor auch ein gehöriges Maß an Glück dazu gehört. Ich glaube nicht, dass mir im Strafraum der Ball nochmal so vor die Füße fällt. Mir ist es auch lieber, wenn er bei Fahri (Malaj, Anm.) oder Jo landet. Die können damit mehr anfangen. Aber ich würde es wieder versuchen. Burgsteinfurt hatte in der Hinrunde eine kleine Negativserie, wir haben nichts zu verlieren. Mal sehen, was da geht.
Sehen wir dich denn in der Halle als Flying Goalie?
Wulfert: Das muss ich mir noch überlegen. Wir haben mit Telgte zwei oder drei Turniere. Ich habe im Oktober meinen Master begonnen, da stehen zu Beginn des nächsten Jahres Klausuren an. Wenn ich dabei bin, werde ich auf jeden Fall wieder mein Glück versuchen.
Wie sieht's in der nächsten Saison aus? Mit Frank Busch bekommt die Mannschaft einen neuen Trainer. Bleibst Du dabei?
Wulfert: Das ist momentan noch offen, weil ich erstmal schauen muss, wie es beruflich und privat weitergeht. Meine Freundin wohnt in Köln. Für die Mannschaft und den Verein ist es aber auf jeden Fall eine richtig gute Sache, dass man Frank Busch gewinnen konnte. Er hat in der Region eine hohe Reputation und viel Erfahrung.
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