Zerfahrener Ritt auf dem Zahnfleisch

Von Christian Lehmann

(15.09.19) Zumindest 45 Minuten lang sah es so aus, als würden die Unentschiedenkönige aus Albachten beim Spiel gegen Borussia Münster bereits zum vierten mal in dieser Saison die Punkte teilen. Doch eine  schwächere zweite Halbzeit der Concordia in einer insgesamt leidenschaftlich geführten, sich qualitativ allerdings auf überschaubaren Niveau bewegenden Partie besiegelte die 1:3 (1:1)-Niederlage des Gastgebers im Aufsteigerduell.

Alles war angerichtet für einen wunderbaren Spätsommerkick am Hohe Geist. Die Bratwürste brutzelten, die Sonne schien, entlang der einzigen für Zuschauer begehbaren Seite der Platzanlage hatte sich eine beachtliche Anzahl an Menschen versammelt. Und auf den Platz liefen zwei Bezirksliga-Aufsteiger, die sich beide in der bisherigen Spielzeit gut verkauft hatten. Zwar war für Borussia Münster mit vier Siegen und zwölfPunkten deutlich mehr dabei herausgesprungen als für die noch sieglosen Albachtener, allerdings hatte auch die Concordia durchaus ansprechende Leistungen gezeigt. Und so machte man sich berechtigte Hoffnungen auf ein attraktives Fußballspiel an diesem Sonntag. Doch daraus wurde nichts.

John bringt Glanz ins Spiel

Sowohl der Gastgeber als auch die leicht favorisierten Borussen schenkten sich zwar nichts in einem bissigen, aber zunächst fairem Spiel, besondere Fußball-Augenblicke schenkten sie jedoch auch keinem. In einer ausgeglichenen und sehr torchancenarmen Partie passierte lange Zeit nichts Außergewöhnliches. Bis sich Borussia Münsters Hannes John dazu entschied, dem Spiel etwas Glanz zu verleihen. Der wendige Mittelfeldspieler setzte zu einem unwiderstehlichem Solo an, welches erst bei Albachtens Torwart Maximilian Jonitz endete, dort allerdings auch nicht endgültig, woraufhin Stürmer Dennis Paul den Abpraller ins leere Tor zur 1:0-Führung für die Gäste versenkte (22.). 

Auch nach der Führung gewann das Spiel der Borussen nicht sonderlich an Sicherheit. Und weil den Albachtenern an diesem Tage nicht viel mehr einfiel als immer wieder Daniel Golpavari zu suchen, war auch der Gastgeber zu ausrechenbar, um gegen diszipliniert verteidigende Borussen zwingende Torchancen herauszuspielen. Da sich beide Teams in Sachen Leidenschaft aber auch Ungenauigkeit im Passspiel in etwa die Waage hielten, fiel der Ausgleichstreffer durch Yanik Leinkenjost unmittelbar vor der Pause zwar überraschend, aber nicht unverdient. Leinkenjost hatte per Sechzehn-Meter-Schuss in die untere rechte Ecke getroffen (44.)

Fahrige zweite Hälfte bringt Entscheidung

Nach der Pause sank das Niveau noch ein Stück. Ansehnlich war die Partie dennoch, da sie weiter hart umkämpft wurde. "Das war ein richtig gutes, intensives Spiel", urteilte Borussias Coach Yannick Bauer im Nachhinein. Das seine Mannschaft in Abschnitt zwei die entscheidenden Punches setzen konnte und ein klassisches Unentschieden-Spiel durch einen Treffer Tim Gimbels (71.) und ein zweites Tor Dennis Pauls (81.) gewann erklärt der Coach folgendermaßen: "Die reifere Mannschaft hat gewonnen. und ich meine nicht das Alter", so Bauer. 

Die Borussen zogen an den richtigen Stellen die Foulspiele und waren vor dem Tor letztendlich abgebrühter, als in der zweiten Halbzeit etwas müde wirkende Albachtener. "Wir gehen momentan auf dem Zahnfleisch", beschrieb deren Coach Jens Truckenbrod die Situation in seiner motivierten, aber stark ersatzgeschwächten Truppe, die gerade im Offensivspiel derzeit zu wenig Optionen besitzt, spielerisch aber noch nicht reif genug ist, ein Spiel mit wenig Spielanteilen zu gewinnen.

"Obwohl wir die Chancen auch in Halbzeit zwei hatten", merkt Truckenbrod richtigerweise an. So vergab Golpavari die beste Gelegenheit per Heber (78.). Anders die Borussia, die auch nach dem 1:1 kurz vor der Pause die Schultern nicht hängen ließ. "Wir wissen halt um unsere Stärke in der zweiten Halbzeit", so Bauer. 

Concordia Albachten - Borussia Münster     1:3 (1:1)
0:1 Paul (22.), 1:1 Leinkenjost (44.),
1:2 Gimbel (71.), 1:3 Paul (81.)