Celebic: "Ich werde es mir beim nächsten Mal zweimal überlegen"

von Christian Lehmann 

(20.04.21) Auch ein paar Tage nach der überraschenden Entlassung von Trainer Mirsad Celebic und dem Rücktritt dreier Funktionäre aus dem Fußball-Abteilungsvorstand (Frank Blom, Thomas Bartsch, Harald Peppenhorst) sind noch einige Fragen offen beim SC Greven 09. Die Beteiligten sind nun darum bemüht, Ruhe einkehren zu lassen - und schweigen.

Der 1. Vorsitzende des Gesamtvereins, Philipp Wimber, der eine treibende Kraft bei den jüngsten Vorgängen gewesen sein soll, wollte sich auf Nachfrage unserer Redaktion jedenfalls am Sonntag (noch) nicht offiziell äußern. In einer Mitteilung, die den Westfälischen Nachrichten vorliegt, erklärte er nun: "Wir haben die Dinge seit Wochen in den Gremien des SC Greven 09 besprochen, mit Rücksicht auf die handelnden Personen bleiben die Dinge intern, werden auf der Fußballabteilungsversammlung und der Generalversammlung nochmals erörtert. Wir sind weiterhin mit den Beteiligten im Gespräch." Offenbar aber nicht mit dem beurlaubten Cheftrainer Celebic, der im Interview mit Heimspiel-online seine Sicht der Dinge äußert. Er versteht die Welt nicht mehr und pocht auf seinen Vertrag, der erst im Winter bis Juni 2022 verlängert worden war.

Mirsad, wir waren von den jüngsten Nachrichten rund um den SC Greven 09 ziemlich überrascht. Du offenbar auch, das hast Du jedenfalls den Kollegen der Westfälischen Nachrichten gesagt...

Celebic: Das war ich, definitiv. Das ist alles für mich nicht so ganz nachvollziehbar. Ich erwarte, wie ich es auch schon bei den WN gesagt habe, dass Philipp Wimber dazu etwas sagt. Ich bin gespannt.

Es gab also gar keinen Austausch mit ihm?

Celebic: Wenig. Ich glaube, ich war der Letzte, mit dem gesprochen wurde. Als der Platzwart schon Bescheid wusste, wurde ich angerufen. Das war letzte Woche Freitag.

Hat es denn im Vorfeld Spannungen zwischen dir und der Vereins- oder Abteilungsführung gegeben?

Celebic: Nullkommanull. Ich kann nur sagen, dass ich in den vergangenen Tagen viele tolle Nachrichten von Menschen aus dem Verein bekommen habe. Niemand, der mich kennt und den Fußball versteht, kann das nachvollziehen. Die Unterstützung hat mir gut getan. Wir waren auf einem super Weg, haben gut gearbeitet, hatten die Mannschaft für die nächste Saison schon zusammengestellt, Freundschaftsspiele und die Vorbereitung geplant. Es gab mit niemandem aus dem Vorstand oder der Sportlichen Leitung Stress. Alle, die ich in Greven kennengelernt habe, waren super nett und gut zufrieden. 

Wenn man auf die Tabelle guckt und die Tatsache in Betracht zieht, dass ihr den Kreispokal gewonnen habt, gibt es sportlich auch wenig zu beanstanden. Oder gibt es etwas, das hätte besser laufen können?

Celebic: Vielleicht hatte ich zwei Unentschieden zu viel und hätte alle Spiele gewinnen müssen. Wir haben es tatsächlich geschafft, Geschichte zu schreiben und den Kreispokal gegen einen Westfalenligisten zu gewinnen. Das ist Greven 09 noch nie gelungen. Die Teilnahme am Westfalenpokal gönne ich den Jungs voll und ganz. Wir waren auch in der Liga auf einem sehr guten Weg, haben viele Spieler aus der eigenen Jugend integriert. Auch für die nächste Saison wollten wir unbedingt mit diesen Jungs weiter arbeiten. Aus dem jetzigen Kader wollten bis auf Mike Liszka alle Spieler bleiben, obwohl sie auf Geld verzichten müssen. Sportlich wurde auf allen Ebenen eine top Arbeit abgeliefert.

Du wolltest also keine externe Neuzugänge dazu holen?

Celebic: Nein. Wir haben uns kaum mit Externen beschäftigt, weil wir wussten, was rauskommt aus der Jugend. Ich habe von Anfang an den Kontakt zu den Trainern der A-Jugend und der zweiten Mannschaft gesucht. Wir haben uns jeden zweiten Montag ausgetauscht. In der Jugendabteilung wurde richtig gute Arbeit geleistet, die jungen Spieler waren bei uns im Fokus. Ich habe in den Gesprächen nichts verlangt oder verhandelt, weil ich überzeugt war, dass man mit diesem Kader in der Bezirksliga oben mitspielen beziehungsweise in der Landesliga mithalten kann. 

Du konntest dich nicht persönlich verabschieden. Gab es Rückmeldungen aus der Mannschaft?

Celebic: Viele. Auch die Spieler waren sehr überrascht und nicht glücklich. Ich habe versucht, sie davon zu überzeugen, dass sie bleiben und abwarten, wie es mit dem neuen Vorstand und dem neuen Trainerteam weitergeht. Die Jungs sind nicht schuld, Nullneun ist auch nicht schuldig in dieser Geschichte. Es muss ja weitergehen.

Strebst Du eine Trainertätigkeit in der kommenden Saison an? 

Celebic: Ich werde es mir beim nächsten Mal zweimal überlegen, bevor ich etwas mache. Das steht zu 100 Prozent fest. Ich kann es mir auch ein Leben ohne Trainerjob vorstellen. Ich habe ja noch meine Fußballschule, die Arbeit mit den Kids macht mir riesigen Spaß. Ich könnte mir auch vorstellen, in der nächsten Saison bei den Spielen meines Sohnes Eldin zuzuschauen. Da hatte ich immer Spaß dran. Ich habe im Leben gelernt, dass man nichts ausschließen sollte. Ich kann mir alles vorstellen, aber wenn ich mich heute entscheiden müsste, würde ich eher "Nein" sagen.

Es war ja auch nicht alles schlecht in Greven. Welche positiven Dinge nimmst Du mit?

Celebic: Es war gar nichts schlecht. Dass die Zeit so kurz war, tut mir wirklich sehr weh. Die Mannschaft war richtig geil! Ich habe sehr viel Positives mitgenommen, tolle Leute kennengelernt, mit denen ich gerne mal ein Bier trinken würde, wenn sich die Situation beruhigt hat.