"Er hat uns echt begeistert"
von Christian Lehmann
(21.12.20) Mit kurzen Unterbrechungen während der Jugend hat sich der Gerrit Göcking fast sein gesamtes Fußballer-Leben lang mit Haut und Haaren dem SC Westfalia Kinderhaus verschrieben. Nun, mit 29 Jahren, wagt er nochmal etwas Neues: Als Cheftrainer übernimmt er zur neuen Saison das Ruder beim Bezirksligisten Grün-Weiß Gelmer. Eine ziemlich dicke Überraschung.
Natürlich ist man sich in Gelmer darüber im Klaren, dass Göcking ohne den großen Streit beim Nachbarn an der Großen Wiese wohl gar kein Thema geworden wäre. "Das war eine spontane Idee von Frank Hemesath, als wir uns Gedanken gemacht haben, welcher Trainer für uns interessant sein könnte", erklärt der Sportliche Leiter Paul Kuhsträter. "Gerrit war sofort interessiert. Er hat uns echt begeistert, war total engagiert. Uns gefällt, wie er Fußball denkt - und wie er ihn in Kinderhaus vorgelebt hat." Die Mannschaft wurde am Sonntag mangels anderer Alternativen in einer Corona-konformen WhatsApp-Sprachnachricht in Kenntnis gesetzt. Die Reaktionen sind bisher durchweg positiv. "Wir gehen davon aus, dass der aktuelle Kader so zusammen bleibt", betont Kuhsträter. Gut möglich, dass der in Münster gut vernetzte und beliebte Neu-Coach Gelmer auch für weitere externe Neuzugänge interessant macht.
Trainerteam geht im Guten auseinander
Göcking verrät, dass er sich nach dem Rücktritt des Trainerteams in Kinderhaus auch Gedanken gemacht habe, gemeinsam mit Marcel Pielage und Ahmed Ali eine neue Aufgabe zu übernehmen. "Es war gar nicht unbedingt mein Ziel, allein was zu machen. Wir sind immer noch gut befreundet und hatten das Ziel, weiter zusammen höherklassig zu arbeiten. Da ich beruflich selbständig bin und zuletzt einiges um die Ohren hatte, passt Gelmer aber ganz gut, weil es um die Ecke ist." Auch wenn das Thema Kinderhaus im Kopf noch immer präsent ist, möchte Göcking nicht mehr groß darüber sprechen. "Es ist echt super schade, wie alles gelaufen ist. Der Vorstand hat sich aber nochmal bei mir gemeldet, damit ist die Sache für mich vom Tisch. Ich möchte nicht nachtragend sein und wünsche der Mannschaft alles Gute!"
Mit dem im Sommer scheidenden Simo Sroub hat sich Göcking bereits ausgetauscht. Der Noch-Coach war im Sommer eigentlich nur interimsmäßig für Hendrik Arenskötter eingesprungen und hatte sich dem Verein zu Liebe bereit erklärt, noch bis zum Saisonende weiter zu machen. Dabei soll es Stand jetzt bleiben, auch wenn sein Nachfolger schon jetzt "frei" wäre. "Das passt so aber ganz gut, damit ich mir in Ruhe einen Überblick schaffen kann", sagt dieser. Ein paar Gelmeraner Kicker kennt Göcking schon, auch die Bezirksliga, in der er mit der Westfalia mehrere Jahre kickte, ist ihm nicht gänzlich fremd. Das Ziel ist es, den Verein langfristig in dieser Spielklasse zu etablieren. "Es wird für die Jungs eine Aufgabe, drin zu bleiben. Selbst wenn das nicht klappen sollte, bin ich aber zuversichtlich, dass wir eine Truppe zusammenstellen können, die das Zeug hat, in der Bezirksliga zu spielen", sagt Göcking.