"Erfahrungswerte mitnehmen"

von Christian Lehmann 

(20.04.21) Schluss! Aus! Ende! Die Meldung, dass die Saison 2020/21 im Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) flächendeckend annulliert wird, sorgte bei den meisten Verantwortlichen in unserem Verbreitungsgebiet für Erleichterung. Viele hoffen nun, dass die nächste Saison vor allem mithilfe von Impfungen regulär über die Bühne gehen kann. Wichtig sei es aber vor allem, aus den vergangenen Monaten die richtigen Lehren zu ziehen. Wir haben einige ausgewählte Trainer in der Bezirksliga 12 zum Thema befragt.

Vladan Dindic (Trainer Cheruskia Laggenbeck): Aus den Socken gekippt sind wir nicht, als wir die Meldung gehört haben. Wenn man sich die Inzidenzzahlen anschaut, kommt das nicht mehr überraschend. Der Breiten- und Amateursport ist wichtig, aber es gibt wichtigere Dinge. Ich habe allein fünf Vorbereitungspläne für die Rückserie gemacht und immer daran geglaubt, dass es vielleicht noch weiter geht. Ich glaube aber auch, den Rückstand nach so einer langen Pause kannst Du nicht in vier Wochen aufholen. Wenn es so gekommen wäre, hätte es mit Sicherheit die eine oder andere Verletzung gegeben. Egal, wie es gekommen wäre, wir waren immer relativ entspannt. Wir hatten noch ein paar starke Gegner vor der Brust, aber ich glaube schon, dass wir uns auf Platz neun oder zehn eingependelt hätten. Ich würde es begrüßen, wenn jetzt erstmal für drei, vier Wochen alles dicht gemacht würde. 

Sebastian Hänsel (Trainer Concordia Albachten): Die Entwicklung hat sich abgezeichnet. Es ist wichtig für alle Beteiligten, dass jetzt Klarheit herrscht. Es war genau die richtige Entscheidung. Wir hatten immer eine Parallel-Planung, wollten körperlich bereit sein. Die Jungs haben richtig Gas gegeben, je mehr es sich hinzog, desto schwieriger wurde es. Heute werden wir die Saison auch für uns offiziell beenden, es beginnt aber auch schon die Vorbereitung auf die neue. Ich hoffe, dass wir spätestens Anfang Juli durchstarten können. Jetzt können wir nach vorne schauen und gewisse Erfahrungswerte mitnehmen. Mir ist der Gedanke gekommen, dass man nun auf gewisse Wort-Case-Szenarien vorausschauen und vorplanen kann - etwa, indem man über eine Satzungsänderung nachdenkt. 

Andre Kuhlmann (Trainer Blau-Weiß Aasee): Es ist die logische Konsequenz aus dem, was eigentlich schon seit Februar klar ist. Da konnte man schon Hochrechnungen sehen, die gezeigt haben, dass im April und Mai nichts geht. Ich habe totales Verständnis dafür, dass der Verband rechtliche Schwierigkeiten hatte, die Saison zu beenden. Diese Hängepartie war trotzdem schwer zu ertragen. Wir haben immer versucht, die Spannung hochzuhalten, trotzdem hatten die Jungs irgendwann einfach keinen Bock mehr auf irgendwelche Lauf-Challenges. Wir werden in den nächsten Wochen für diejenigen, die Bock haben, noch ein wenig Einzeltraining machen - solange das erlaubt ist. Das war's dann. Ich hoffe nur, dass wir jetzt mit dem Impfen vorankommen und es endlich mal schaffen, eine komplette Saison durchzuspielen. Ich bin jetzt im dritten Jahr bei BWA und habe das noch nicht erlebt. Ich glaube auch, eine weitere Saison wie diese würde extrem schwer werden für den Amateurfußball.

Dino Mattick (Trainer Germania Hauenhorst): Es war klar, dass das über kurz oder lang nicht gut gehen kann. Wir hätten die Saison liebend gerne zu Ende gespielt, und ich bin mir auch sicher, dass wir unsere Ziele erreicht hätten. Ich sage aber auch klipp und klar: Das war die absolut richtige Entscheidung. Wir haben immer den Kontakt zur Mannschaft gehalten, je länger es dauerte, desto skeptischer waren wir. Die Jungs waren jetzt vier oder fünf Monate raus, da wäre ich mir bei einigen nicht sicher gewesen, ob sie den Rückstand in der kurzen Zeit aufholen. Das wäre ein Ritt auf der Rasierklinge geworden. Von daher habe ich absolutes Verständnis dafür, dass nun ein Schlussstrich gezogen wurde. Ich werde Guido Göcke in Zukunft da unterstützen, wo er mich braucht. Es sist aber auch gut, jetzt ein bisschen Abstand zu gewinnen.

Pascal Wilmes (Trainer SV Mesum II): Ich hatte schon bei der Konferenz im März damit gerechnet, dass die Saison abgebrochen wird. Jetzt hatte der Verband auch rechtlich die Möglichkeit und hat es durchgezogen. Wir sind vor allem dankbar, dass wir jetzt Klarheit und Planungssicherheit haben. Wir waren in unseren Leistungen zu schwankend und zu blauäugig, von der Qualität sehe ich uns aber schon in der Bezirksliga. Wichtig wird sein, dass uns in der nächsten Saison Säulen wie David Rieke und Nico Brüggemann wieder zur Verfügung stehen, außerdem wird uns Hendrik Winnemöller als Linksverteidiger sehr gut tun. Wir müssen zusehen, dass wir diesmal besser starten als im letzten Jahr.

Hubi Ahmann (Arminia Ibbenbüren): Sportlich hätte ich es mir sicherlich anders gewünscht. Ich hätte mich gerne mit dem Nichtabstieg verabschiedet, die Entscheidung ist aber mega nachvollziehbar und hätte in meinen Augen auch gerne früher so kommen dürfen. Zum Ende hin war es sehr zäh, die Jungs auf einem vernünftigen Fitnesslevel zu halten. Einige waren richtig gut dabei, andere weniger. Wenn die Zahlen gepasst hätten, wäre ich für eine Öffnung für den Trainingsbetrieb gewesen. Aktuell ist daran aber nicht zu denken. Es ist einfach schwer, einen geordneten Spielbetrieb unter Corona-Bedingungen darzustellen. Das haben wir ja schon im September und Oktober gemerkt. Ich glaube, der Fußball, den wir gesehen hätten, wäre nicht schön anzusehen gewesen, wenn wir das Ganze durchgezogen hätten. Das hätte keinen Spaß gemacht. Für Sentimentalitäten blieb da kein raum, ich hoffe, dass ich mich nochmal vernünftig von den Jungs verabschieden kann. Im Moment nervt die fußballfreie Zeit, weil es so gut wie keine Alternativ-Angebote gibt. Ich ziehe das jetzt aber durch und bleibe Zuhause.