Bezirksliga 12
"Vogelwild mit einem Hang zu desolat"
Von Christian Lehmann
(04.10.20) Auch wenn nach fünf Ligaspielen nur Tabellenplatz 15 für den SC Hörstel zu Buche steht - die Zuschauer im Waldstadion am Alten Postweg können sich über mangelnde Unterhaltung ganz gewiss nicht beklagen. Zwei Wochen nach dem 6:3 gegen den SV Bösensell legte die Mannschaft von Trainer Bruno Graf im TE-Derby gegen den TuS Recke ein 5:7 (2:4)-Torfeuerwerk nach. Reckes Coach Thomas Mersch konnte sich letztlich nur an den drei Punkten ergötzen. Den Auftritt seines Teams bezeichnete er als "vogelwild mit einem Hang zu desolat".
Auch Kollege Graw fühlte sich nicht besonders gut unterhalten: "Wir haben zuletzt gegen Arminia deutlich aggressiver und besser gespielt. Heute waren unsere Defizite in der Abwehr ausschlaggebend. Die Moral stimmt, aber irgendwann ist so etwas ja auch mal aufgebraucht. Wir brauchen jetzt einfach auch mal wieder ein Erfolgserlebnis."
Guter Beginn von Hörstel
Das gab es zumindest zu Beginn dieser verrückten Partie. Nachdem Ben Gashi mit einem Freistoß an die Latte für den ersten Aufreger gesorgt hatte (5.), nutzte Hörstel einen Fehlpass von TuS-Schnapper Jannik Sriskandarajah zur Führung. Christian Biermann steckte den Ball durch, Julin Muthulingam traf (1:0/13.). Nun wachte Recke auf, Lennart Goeke lupfte den Ball zum 1:1 über Lars Rieskamp hinweg ins Tor (15.), anschließend brachte Rene Heeke die Gäste auf Zuspiel von Goeke mit 2:1 nach vorne (23.). Marvin Strotmann mit einem abgefälschten Distanzschuss (1:3/38.) und Goeke kurz vor der Pause (2:4/44.) sorgten für eine scheinbar komfortable Pausenführung, für Hörstel hatte zwischenzeitlich Biermann verkürzt (2:3/40.).
Als zu Beginn des zweiten Durchgangs Dominik Pieper mit einem Fernschuss auf 2:5 gestellt (52.) und Hörstel Philipp Schoo nach wiederholtem Foulspiel verloren hatte (Gelb-Rot/62.), schien die Situation aussichtslos für die Hausherren. Nach zwei Foulspielen von Tim Hatke und zwei verwandelten Strafstößen Muthulingams (65./69.) stand es dann jedoch nur noch 4:5. "Dann hat das Spiel eine gewisse Eigendynamik angenommen", meinte Mersch. Auch auf das 4:6 durch Marvin Strotmann wusste der SCH eine Antwort, Christian Biermann feuerte eine Freistoß-Rakete zum 5:6 an Sriskandarajah vorbei ins Tor (81.).
Biermann beinahe mit dem 6:6
"Ich würde ja jetzt sagen, den trifft er nur einmal in seinem Leben so. Bei ihm stimmt das aber nicht", flachste Mersch. Wer weiß, ob seine Laune nach dem Spiel noch so gut gewesen wäre, wenn Biermann bei einem weiteren Freistoß nicht nur den Außenpfosten getroffen hätte (85.). Erst, als Strotmann zum 5:7 getroffen hatte (90.), war der Dampf raus aus dieser verrückten Partie.
"Es war schon ein bisschen Leben drin, am Ende gab's gut auf die Socken", meinte Graw. "Wir haben trotz der Unterzahl weiter nach vorne gespielt. Die Absicherung bei langen Bällen des Gegners war allerdings mangelhaft." Eine gute Note mochte auch Kollege Mersch seinen Jungs nach dem starken Auftritt gegen Greven 09 diesmal nicht ausstellen: "Zufrieden sind wir heute nur mit den drei Punkten. So, wie wir heute aufgetreten sind, kassierst Du im Normalfall noch den späten Ausgleich."
SC Hörstel - TuS Recke 5:7 (2:4)
1:0 Muthulingam (13.), 1:1 Goeke (15.),
1:2 Heeke (23.), 1:3 Strotmann (38.),
2:3 Biermann (40.), 2:4 Goeke (44.),
2:5 Pieper (52.), 3:5 Muthulingam (65./FE),
4:5 Muthulingam (69./FE), 4:6 Strotmann (78.),
5:6 Biermann (81.), 5:7 Strotmann (90.)
Gelb-Rote Karte: Hörstels Philipp Schoo (62./wiederholtes Foulspiel)