Bezirksliga 12
Das Muthulingam-Paradox
Von Christian Lehmann
(18.10.20) Der Erfolg des SC Hörstel in den vergangenen Wochen war eng mit den Namen Christian Biermann und Julin Muthulingam verbunden. Im Kellerduell gegen Blau-Weiß Aasee war Biermann nun aufgrund eines Kurzurlaubs nicht mit an Bord, somit lastete die Verantwortung auf Hörstels Torjäger. Aber macht ein einzelner Spieler in der Bezirksliga so sehr den Unterschied? Nach Hörstels 4:3 (2:0)-Erfolg muss man zu dem Schluss kommen: Ja!
Gleich viermal hatte Muthulingam zugeschlagen und dabei die Abwehr der Gäste fast im Alleingang in Schach gehalten, ehe er in der 77. Minute beim Stand von 4:0 entkräftet und angeschlagen vom Feld musste. Von da an war seine Mannschaft völlig von der Rolle, kassierte drei Gegentreffer durch Aasees aufgerückten Innenverteidiger Johannes Buchbinder (80./89.) und Max Picht (85.). In der Nachspielzeit hätte BWA-Keeper Leon Berkemeyer bei seiner Kopfballchance zum Ausgleich diesem bekloppten Spiel beinahe noch eine Wahnsinns-Note gegeben (90.+3), doch es ging nochmal gut für die Hausherren.
Graw: "Das muss man souveräner lösen"
Bei allem Ärger über die vogelwilde Schlussphase vergaß Hörstels Coach Bruno Graw beinahe, sich über den dritten Dreier in dieser Saison zu freuen. "Die zweiten Halbzeit war eine ziemlich Katastrophe. Wir haben den Gegner spielen lassen und uns irgendwie über die Runden gerettet. Nach der Auswechslung von Julin hat uns komplett die Entlastung gefehlt. Im Mittelfeld hat uns der Zugriff gefehlt, das nervt mich langsam. Das muss man souveräner lösen."
Hörstels Coach spielte auf die rund 60-minütige Überzahl an, die sein Team nicht dazu nutzte, die Partie in Ruhe runter zu spielen. Selbst mit einem Mann weniger auf dem Platz hatten die Gäste in der Schlussphase mehr Körner als ihr Gegner. Vom Platz geflogen war Nico Kleine nach einem Foulspiel an Muthulingam, der den fälligen Elfmeter zum 2:0 verwandelte (31.). Hörstels One-Man-Show hatte sein Team zuvor bereits in der 2. Spielminute auf Zuspiel Ben Gashis mit einem Heber in Führung gebracht. In Durchgang zwei legte er dann den nächsten Doppelpack nach (58./73.).
Picht im Pech
"Ein Ausnahmespieler reicht gegen uns", haderte BWA-Coach Andre Kuhlmann. Sein Team hatte die Zielstrebigkeit und Präzision Muthulingams vermissen lassen und sich überdies einige haarsträubende Fehler in der Defensive geleistet. "Wir dürfen dieses Spiel niemals verlieren, ich bin echt genervt. Die Moral war toll, aber davon können wir uns nichts kaufen. Wir hatten heute Chancen für zehn Tore." Vor allen Max Picht tauchte im Laufe der 90 Minuten häufig vor SCH-Schnapper Daniel Wieschebrock auf. Nach einem Foulspiel von diesem am BWA-Stürmer hätten die Gäste wohl lieber eine Rote statt der Gelben Karte gesehen, die Schiedsrichter Karim Bouharrou zückte (67.).
In Hörstel ist trotz ausbaufähiger Leistung die Stimmung gut. "Wir haben jetzt unsere neun Punkte, damit hat doch keine Sau gerechnet", sagte Graw mit ein wenig Genugtuung. "Für die meisten waren wir vor der Saison der Abstiegs-Kandidat Nummer eins..."
SC Hörstel - BW Aasee 4:3 (2:0)
1:0 Muthulingam (2.), 2:0 Muthulingam (31.),
3:0 Muthulingam (58.), 4:0 Muthulingam (73.),
4:1 Buchbinder (80.), 4:2 Picht (85.),
4:3 Buchbinder (89.)