Bezirksliga 12
Mesums Held aus dem siebten Stock
Von Fabian Renger
(22.05.22) Sowas nennt man wohl gelungenes Trainer-Debüt. Das Trainerteam der Reserve des SV Mesum gönnte sich eine urlaubsbedingte Auszeit, also schlüpfte der künftige Co Tony Henke während des Heimspiels gegen den SC Münster 08 in die Rolle des Chefs. Das hat er gut gemacht, er sollte vielleicht über einen Sonderbonus nachdenken. Denn die SVM-Zwote hat nach dem 2:2 (1:0) den Klassenerhalt unter Dach und Fach gebracht. Zu verdanken hatte sie es vor allem Keeper Martin Kriger und Felix Kamphues, der zum Helikopter mutierte.
Henkes Arbeitstag war ein anstrengender. Bis zum Morgen des Spieltags versuchte er, Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, um irgendwie eine schlagkräftige Truppe auf den Rasen schicken zu können. Doch Alte Herren und auch die eigene Dritte konnten nicht aushelfen. Das Ende der Geschichte: Ganze zwei Spieler saßen auf der Bank, einer davon war auch noch ein Torwart. Der Matchplan des SVM war folglich plausibel und naheliegend, wie Henke erklärte: "Tief stehen und versuchen, hoch zu gewinnen."
Den Gästen fehlt die Zielstrebigkeit
Ersteres setzten die Gastgeber um. Die Gäste brauchten so etwas Zeit, um ins Spiel rein zu finden. Doch dann fluppte es halbwegs, auch wenn der letzte Zug zum Tor, die letzte Zielstrebigkeit fehlten. Peter Ciuraj und Gunnar "Gunner" Weber verpassten die Münsteraner Führung. Auf Mesumer Seite schoss Hendrik Winnemöller 08-Schnapper Heinrich Fischer freistehend an, Kamphues traf am Pfosten. Später machte er es dann besser. Die nicht gerade für ihre Standards berüchtigten Hausherren bekamen einen Eckball. Winnemöller schlug ihn rein und dann wuchsen Kamphues Flügel. Der Mann ist eh schon gefühlt sieben Meter groß, dennoch hatte er eine nette Flughöhe parat und nickte zum 1:0 ein (37.). "Gefühlt stand er im siebten Stock", umschrieb es Henke.
Auch im zweiten Abschnitt ging das Spiel munter so weiter. Die Gäste drückten fortwährend, hatten laut ihres Cheftrainers Julian Wiedenhöft auch geschätzt 90 Prozent Ballbesitz. Kurz nach Wiederbeginn machte Ciuraj Bekanntschaft mit Kriger, der klasse parierte. Kriger fischte eh fast alles aus der Luft, war im Eins-gegen-Eins kaum zu bezwingen. "Ein echt guter Rückhalt", lobte Henke. Wiedenhöfts Mängelliste war indes lang: "Wir waren zwar bemüht, aber der letzte Punch war nicht da. Ab 20 Meter vorm Tor fehlten die Präzision und der Killerinstinkt."
Mesum fehlte irgendwann zunächst Sebastian Seemeyer, der nach einem rustikalen Foulspiel die Gelb-Rote sah (80.). Trotz Unterzahl erhöhte Helikopter Kamphues kurz darauf nach einer schönen Einzelaktion auf 2:0 (83.), nach einem Einwurf hatte er stark mehrere Gäste-Spieler vernascht. Urplötzlich fanden die Gäste aber doch noch in den Weg ins Glück. Mathis Bockelmann spielte einen ordentlichen diagonalen Flugball auf die linke Seite, wo Christopher Hömann blank war und einschob - 2:1 (84.). Den Schlusspunkt und Last-Minute-Ausgleich besorgte letztlich Julius Caßel mit einer seltsamen bananigen Kopfball-Bogenlampe (90.).
SV Mesum II - SC Münster 08 2:2 (1:0)
1:0 Kamphues (37.), 2:0 Kamphues (83.)
2:1 Hömann (84.), 2:2 Caßel (90.)
Bes. Vorkommnis: Gelb-Rote für Mesums Sebastian Seemeyer (80.)