Bezirksliga 12
(Co-)Trainer und Lebensversicherung: Exners anspruchsvoller Spagat
von Christian Lehmann
(04.02.25) Was wäre Germania Horstmar nur ohne Torjäger Marcel Exner? 17 von 30 Saisontoren hat der Stürmer für den abstiegsgefährdeten Tabellen-13. bisher erzielt, im Abstiegskampf ist er die Lebensversicherung seines Teams. Doch wie bekommt der spielende Co-Trainer den Spagat hin, der in der nächsten Saison sogar noch größer wird - wenn er Niklas Melzer als "Chef" ablöst? Wir haben mit "Exe" über die Winter-Vorbereitung, personelle Veränderungen, sein Verhältnis zur Mannschaft und der Idee, weniger abhängig von einem Spieler zu sein, gesprochen.
Moin, Marcel! Erzähl' mal, wie lief die Vorbereitung bisher bei euch?
Exner: Nächste Woche geht es ja direkt los gegen Münster 08, eine der Topmannschaften. Da wissen wir direkt, was auf uns zukommt. Es ist vielleicht ein guter Zeitpunkt, so früh gegen sie zu spielen, wenn sie noch nicht im Flow sind. Vielleicht kann man da eine Überraschung schaffen. Die Punkte schenken wir auf jeden Fall nicht her. Nach dem Spiel gegen Nullacht kommen mit Roxel, Neuenkirchen, Mauritz und Nordwalde vier Gegner, gegen die wir uns etwas ausrechnen. Wir wollen direkt einen guten Grundstein legen, um am Ende der Saison den Klassenerhalt feiern zu können. Vor allem das Spiel gegen Roxel ist ein Pflicht-Dreier für uns. Da dürfen wir nicht schludern. Wenn Du dann gegen Neuenkirchen nachlegst und nach 19 Spielen mit 20 Punkten dastehst, hast Du eine gute Ausgangslage. Es redet sich immer schön, aber letztendlich müssen wir Fakten liefern. Dafür sehe ich uns gut gewappnet. Es war eine klassische Winter-Vorbereitung. Wir hatten ein paar krankheitsbedingte Ausfälle, was sich natürlich in der Trainingsbeteiligung niederschlägt. Die Jungs sind aber auf einem sehr guten Fitnesslevel, wir dreimal in Borghorst beim Spinning. Läuferisch sind wir top aufgestellt für die Rückrunde. Der Kunstrasen war das eine oder andere mal gefroren, was natürlich zu Lasten der fußballerischen Qualität und der Trainingsqualität geht. Wir sind total zufrieden damit, wie die Jungs ackern - aber wir wissen auch, dass noch viel Arbeit vor uns liegt. Wir wollen uns im eigenen Ballbesitz verbessern, weniger Ballverluste im Spielaufbau haben. Darauf liegt der Fokus.
In den Testspielen habt ihr bei Westfalia Osterwick (0:3) und gegen den VfL Billerbeck (1:2) aus der Bezirksliga-Staffel 11 verloren. Am Samstag gab's ein 2:2 beim TuS Altenberge, der ja auch auf einem guten Weg zurück in die Bezirksliga ist. Wie lautet dein Fazit der bisherigen Spiele?
Exner: Testspiele sollten man nie überbewerten. Beim ersten Spiel gegen Osterwick war ich noch im Skiurlaub. Das war wohl kein Glanzauftritt von uns - aber wir hatten den Schwerpunkt da auf das Läuferische gelegt. Gegen Billerbeck haben wir in einem guten Spiel unglücklich verloren. Es war ein Fifty-Fifty-Spiel, beide Teams wollten den Ball haben und hatten gute Chancen. Das 1:0 durch Kevin Behn spielen wir überragend über sieben, acht Stationen auf der linken Seite heraus. Danach hatten wir Chancen, ein zweites und drittes Tor zu machen. Aus dem Spiel konnten beide Teams viele Erkenntnisse ziehen. Gegen Altenberge ich habe ich zum Glück meinen Torriecher wiedergefunden und zweimal getroffen. Das hat mich persönlich gefreut, aber mit der Mannschaftsleistung waren wir nicht ganz zufrieden. Die Beine waren noch schwer, das hat man den Jungs angemerkt. Altenberge hat den Ball gut laufen lassen. Es war ein sehr guter Test auf Augenhöhe. Man muss aber schon den Hut vor unserer Mannschaft ziehen. Egal, wie schlecht es läuft, wir kriegen in jedem Spiel unsere vier, fünf Chancen - sei es durch individuelle Qualität oder Phasen, in denen wir einen guten Ball spielen. Wir müssen uns trotzdem fußballerisch weiterentwickeln und in der Torjägerliste ein bisschen breiter aufstellen (lacht). Defensiv wollen wir weniger Gegentore kassieren, kompakter stehen und den Ball weiter von unserem Tor fernhalten. Das ist das Ziel für die Rückrunde.
Wie sieht's personell aus bei euch? Hattet ihr mit Verletzungen zu kämpfen oder seid ihr bisher glimpflich durchgekommen?
Exner: Wir haben momentan ein paar Probleme. Yannik Ruhoff hat Rückenprobleme, Kevin Behn, Domenik Kortehaneberg und Philipp Wenking sind angeschlagen. Da kommt leider ein bisschen was zusammen. Das ist durchaus üblich in der Winter-Vorbereitung, aber leider nicht förderlich für die Mannschaft. Es gilt, alle so schnell wie möglich wieder an Bord zu bekommen, wobei es bei Domenik womöglich noch länger dauert.
Über Domenik Kortehaneberg hatten wir kürzlich noch gesprochen. Der heißt inzwischen Domenik Puschmann, hat früher viele Jahre lang für Horstmar gespielt und ist inzwischen wieder eingestiegen...
Exner: Genau. Vor fünf Jahren war er noch Kapitän in Horstmar. Danach hat er mit dem Fußballspielen aufgehört, weil er eine Familie gegründet hat. Jetzt hat er aber Lunte gerochen und will nochmal angreifen. Die Fitness war noch nie sein Problem, der könnte 90 Minuten lang die Linie hoch und runterlaufen. Nach der langen Pause geht es für ihn erstmal darum, fußballerisch wieder reinzukommen und die Taktik, die Niklas Melzer und ich sehen wollen, schnell reinzubekommen. Jetzt wirft ihn eine Bänderverletzung leider wieder zurück, obwohl er immer besser reingefunden hat.
Gab es in der Winterpause weitere personelle Veränderungen im Kader?
Exner: Finn Janning war die ganze Hinrunde im Auslandssemester. Er hat gestern erstmals wieder mittrainiert. Er ist eine echte Bank hinten drin und kann uns in der Innenverteidigung mit seiner Größe und seinen Stärken im Spielaufbau enorm helfen. Jan Krawinkel wird uns dagegen nicht mehr zur Verfügung stehen, er geht ins Auslandssemester nach Polen.
Das ist ja schon eine spezielle Situation bei euch. Du bist aktuell spielender Co-Trainer von Niklas Melzer. Im Sommer steht dann die Wachablösung an. Niklas hört auf, Du trittst an seine Stelle. Hat das schon jetzt Auswirkungen darauf, wie Du mit der Mannschaft umgehst?
Exner: Niklas Melzer und ich arbeiten jetzt schon zweieinhalb Jahre zusammen. Wir kennen uns auch bestens, deswegen wird sich im nächsten halben Jahr erstmal nichts ändern. Wir haben eine klare Absprache. Ich übernehme eine Einheit pro Woche, er ebenfalls. Wir besprechen alles zusammen, aber letztendlich entscheidet er. Zur Mannschaft habe ich ein sehr gutes Verhältnis. Zur nächsten Saison werde ich sicherlich ein bisschen was ändern, aber wir haben ein sehr ähnliches Fußballverständnis. Wir wollen Horstmar gemeinsam zum Klassenerhalt führen. Niklas ist so ehrgeizig - das letzte, was er will, ist sich mit einem Abstieg verabschieden zu müssen. Er hat die Zügel in der Hand, ich unterstütze ihn, so gut ich kann. Wir arbeiten weiter eng zusammen und ziehen gemeinsam an einem Strang, damit wir eine top Rückrunde spielen.
Du bist mit 17 Treffern bester Torjäger der Liga, hast mehr als die Hälfte aller Horstmarer Tore geschossen. Es gibt ja Trainer, die sagen, wir wollen nicht so abhängig sein von einem einzelnen Spieler. Bist Du da nicht automatisch in einer Zwickmühle?
Exner: Einerseits freut es mich natürlich, wenn ich meine Quote halten kann. Ich bin sehr ehrgeizig und setze mir persönlich auch meine Ziele vor der Saison - die ich in der Regel auch erreiche. Wir als Trainerteam arbeiten aber natürlich auch daran, dass wir uns breiter aufstellen. Wir haben mit Niklas Völker oder Kevin Behn Spieler, die deutlich torgefährlicher werden könnten. Es ist aber auch einfach so, dass meine Qualitäten bekannt sind. Ich bin ein wuseliger Stürmer, die Jungs kennen meine Laufwege. Es freut mich, dass die Jungs mich immer wieder suchen - das ist ja schließlich nicht nur mein Verdienst. Ich bin kein Stürmer, der sich den Ball abholt und drei oder vier Gegenspieler nass macht. Ich bin darauf angewiesen, Bälle im Strafraum zu bekommen. Da habe ich mit Ruben Kosakowski, Tom Wienefoet, Levin Schmieder, Kevin Behn, Fabio Jürgens oder Alex Volmer oder Niklas Völker Spieler hinter mir, die mich immer wieder finden und die Vorlagen liefern. Manche Gegner nehmen mich in Manndeckung, in solchen Fällen nehmen wir die anderen Jungs in die Verantwortung. Da müssen wir dran arbeiten. Andererseits, wenn ich meine Quote halte, dann haben wir in jedem Spiel schon mal ein Tor. Wenn wir dann hinten die Null halten, holen wir deutlich mehr Punkte.
Im Sommer kommt mit Dennis Behn ein Horstmarer Jung' zu euch zurück, der nach seinem dritten Kreuzbandriss aber womöglich nicht mehr selbst aktiv sein wird. Was erhofft ihr euch von ihm als Co-Trainer?
Exner: Dennis Behn ist für uns ein großer Jackpot. In den letzten zwei Wochen hat er sich schon extrem viele Gedanken über den Kader und einzelne Spieler gemacht. Man merkt, dass er brennt. Er bringt viel Knowhow und Kontakte mit - aber auch viel fußballerische Qualität, falls er wieder anfangen sollte. Ja, es war sein dritter Kreuzbandriss, aber auch der erste im linken Bein. Wir überlassen ihm die Entscheidung, er wird das komplette Jahr 2025 brauchen, um wieder fit zu werden. Ob er danach wieder angreift, entscheidet er allein. Ich glaube, mit seiner Erfahrung und seinem Auftreten kann er eine Mannschaft extrem gut packen. Wir haben einen absoluten Fachmann und einen top Menschen an Land gezogen, der extrem viel Potenzial mitbringt. Mit ihm und "Bondscoach" Marco Meijer sind wir für die nächste Saison richtig gut aufgestellt.
Ihr habt aktuell einen Punkt Vorsprung auf die Abstiegszone. Das wird ein heißes Rennen. Mit welchen Erwartungen gehst Du in die Rückserie? Was kann für euch den Ausschlag geben, um den Klassenerhalt zu schaffen?
Exner: In der Rückrunde liefern wir ja eigentlich immer. Das hat man auch in der Vorsaison gesehen, als wir Dritter der Rückrunden-Tabelle waren. Wir machen immer wieder Schritte nach vorn gemacht. In der Hinserie haben wir insgesamt achtmal unentschieden gespielt. Gewinnst Du davon drei Spiele, stehst Du mit sechs Punkten mehr da, sagt keiner irgendwas. Es wird eine spannende Rückrunde, in der es darum geht, die vielen engen, direkten Duelle öfter für uns zu entscheiden. Wenn wir das schaffen, dann bin ich fest davon überzeugt, dass wir die Klasse halten. Die Qualität und den nötigen Teamspirit haben wir auf jeden Fall in der Mannschaft. Ich bin fest überzeugt, dass wir in der nächsten Saison wieder eine gute Rolle in der Bezirksliga spielen können.