Komplimente, aber wenig Punkte

von Christian Lehmann

(30.01.20) Dass in Liesborn, einer kleinen, der Gemeinde Wadersloh zugehörigen Örtchen in der Nähe von Lippstadt, Bezirksliga-Fußball gespielt wird, ist schon ein dolles Ding. Im vergangenen Sommer schaffte es der Klub nach drei Jahren in der Kreisliga mal wieder, aufzusteigen. Mit zehn Punkten Vorsprung auf Vizemeister Fortuna Walstedde und 104 erzielten Treffern setzte sich die Mannschaft von Spielertrainer René Wessels (34) die Krone auf. 20 davon erzielte der aus den Niederlanden stammende Stürmer selbst, satte 34 steuerte Niclas Schramme bei.

Ein halbes Jahr später ist der Aufsteiger auf dem harten Boden der Bezirksliga-Realität gelandet, mit nur zwölf Punkten aus 17 Spielen belegt der Tabellen-14. den ersten Abstiegsplatz. "Wir haben das erwartet", sagt Wessels, der zwar eine gesunde Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern in seinem Kader hat. Viele von ihnen kennen aber nur die Kreisliga A. Und: "Die Jungs spielen hier nur für eine Kiste Bier und eine Bratwurst nach dem Spiel", sagt der Coach. Personell nachlegen wollte der Verein im Sommer bewusst nicht. Diejenigen, die den Aufstieg geschafft hatten, sollten sich nun auch eine Spielklasse höher beweisen.

Futsaler Roman Nölle ist der Unterschiedspieler

Es ist nicht so, dass sie auf ganzer Linie enttäuscht hätten - im Gegenteil. Was der Truppe jedoch fehlt, sind die Punkte. "Wir haben in ganz vielen Spielen durch späte Gegentore Punkte verloren. Auch gegen die Top-Mannschaften mussten wir uns nicht verstecken. Viele Trainerkollegen haben mir gesagt, sie können nicht verstehen, warum wir da unten stehen. Kaufen können wir uns dafür aber nichts", meint Wessels, der im Übrigen einen in Münster durchaus bekannten Zocker in seinen Reihen hat: Roman Nölle spielt schon seit vielen Jahren Futsal beim UFC Münster und kickt parallel in der Heimat. Für Liesborn ist er ein Unterschiedspieler, findet auch sein Trainer: "Roman ist eine Granate. Wenn er am Ball ist, geht die Post ab."

Offensiv genügt das Team auf alle Fälle Bezirksliga-Ansprüchen. Zu Saisonbeginn war der SVL vor allem auf viel Ballbesitz aus, nun steht es etwas tiefer und versucht, im Umschaltspiel über seine schnellen Flügelspieler zum Erfolg zu kommen. Am stringenten Aufbauspiel über ihre Sechser halten die Liesborner konsequent fest. "Ich habe eine klare Idee, wie wir Fußball spielen wollen", so Wessels.  

Trainerwechsel im Sommer

Die Arbeit mit der Mannschaft macht dem weit gereisten Ex-Profi nach eigener Aussage riesigen Spaß. Dennoch werden sich nach der Saison die Wege trennen. Wie Abteilungsleiter Franz Holtmann auf Nachfrage bestätigte, befindet sich der Klub noch auf der Suche nach einem Nachfolger. Wessels, inzwischen auch in der Region verwurzelt, hätte weitergemacht und kann sich ein neues Engagement als Trainer oder Spielertrainer gut vorstellen. "Natürlich suche ich was. Ich würde gerne zeitnah einen neuen Verein finden", sagt der sympathische Holländer, der in der Vorsaison noch Angebote aus der Landesliga abgelehnt hatte. In Liesborn passte es besser, weil ihn die Aufgabe reizte: "Ich eier' nicht rum, ich will ambitioniert arbeiten."

Zunächst gilt die Konzentration von Team und Trainer jedoch dem Kampf um den Klassenerhalt. Die erste Aufgabe auf dem Weg dorthin könnte schwerer kaum sein. Am ersten Spieltag des neuen Jahres muss der SVL beim TuS Freckenhorst antreten. Das Hinspiel im August hatten die Liesborner noch mit 3:2 gewonnen. "Die werden heiß sein wie Frittenfett. Ich denke, dass das eine richtig harte Aufgabe wird", glaubt der Übungsleiter.