"Das kannst du nicht einfach aufgeben"

Von Fabian Renger

(02.02.21/UPDATE)  In Wolfgang Brottes Brust schlagen zwei Herzen. Der langjährige Sportliche Leiter von Westfalia Soest drückt natürlich seiner heimischen Equipe die Daumen, im Bundesliga-Geschäft ist er Fan des BVB. "Manchmal kann sich unsere erste Mannschaft besser angucken als Dortmund", sagt Brotte am Montagnachmittag. Es ist Stolz aus seiner Stimme zu hören. "Wir in Soest spielen begeisternden Fußball." Was auch auf Ibou Mbaye zurückzuführen ist. Der ist aktuell im zweiten Jahr als Trainer der Ersten tätig. Ein drittes folgt. Ganz gleich, ob derzeitige ungeschlagene Tabellenzweite den Aufstieg in die Landesliga packt oder nicht.

Auf die Frage nach dem Warum holt Mbaye aus. Es gebe einige Gründe, sagt er dann. Drei Jahre trainierte der 42-Jährige die A-Jugend des Clubs, marschierte mit dieser von der Bezirks- in die Westfalenliga. Danach übernahm er das Ruder der ersten Herren. Einige der dort Aktiven hörten schon als A-Junior auf seine Kommandos. Rund 70 Prozent, schätzt der Übungsleiter. Die Spieler wissen also, wie der Trainer tickt. Und der wiederum weiß, wie seine Spieler ticken. Als talentiert, diszipliniert und lernwillig charakterisiert er sie. "Ich sehe tagtäglich, wie sich entwickeln - individuell und auch als Mannschaft", lobt der 42-Jährige. "Da habe ich gesagt: Das kannst du nicht einfach aufgeben. Ich habe das Gefühl, dass meine Mission noch nicht beendet ist."

Einige Zusagen

Das Gefühl hat auch das Groß des Kaders. Torwart Lukas Kasparek, Kapitän Steffen Hinne-Schneider, Stützen wie Lukas Brenk, Simon Kötter oder auch beispielsweise Enno Stemmerich sagten ebenfalls für die nächste Saison zu. Auch Knipser Mario Jurss verlängerte am Montagabend für eine weitere Spielzeit

Das Binnenklima zwischen Kicker und Chefcoach passt. Innerhalb des Trainerteams passt es auch. Co-Trainer Jannik Schuerhoff, Torwarttrainer Martin Engel sowie Teambetreuer Rosario Gallitano sind auch kommende Saison noch mit von der Partie. "Wir harmonieren sehr gut. Jeder weiß, was zutun ist. Das sind gute Voraussetzungen", sagt Mbaye.

Die Jugend floriert

Was ihn aber noch mit am meisten imponiert: Die Entwicklung im Club. "Ich fühle mich als Trainer sehr wertgeschätzt und spüre das Vertrauen des Vorstands", schickt er prompt Blumen in Richtung Brotte und Co. "Man merkt, im Verein passiert auch was." Mbaye, immerhin Inhaber der A-Lizenz und extrem ehrgeizig, spielt stolz auf die krasse Jugendarbeit an. Die A1 spielt Westfalen-, die A2 Bezirksliga. Auch B-, C- und D-Jugend spielen überkreislich. Da lässt es sich gut arbeiten, da kommt von unten genug nach. "Die jungen Talente, die im Ort oder in der Umgebung wohnen, wollen wir nicht verlieren", sagt Mbaye. "Wir wollen lieber auf junge Spieler bauen, als jedes Jahr erfahrene, teure Spieler zu holen."

Oft sind das hohle Phrasen, Floskeln, die als Vision verkauft werden. In Soest aber gibt's Gründe dafür. Es habe Zeiten gegeben, erzählt Mbaye, da wanderten diese jungen Talente reihenweise ab zu den Nachbarvereinen. Weil es dort andere, bessere Perspektiven gab. Jetzt, so Mbayes Wunsch und Hoffnung, soll sich peu á peu Westfalias Erste zur richtigen Adresse für diese Kicker entwickeln. Er weiß: Landesliga hört sich an besser als Bezirksliga. Gerade für einen A-Jugendlichen, der aus der Westfalenliga kommt. Aber: Man darf und kann nichts erzwingen. Auf fünf weitere Jahre Bezirksliga hat er dennoch keine Lust. Damit geht er offen um. Aber übers Knie soll auch nichts gebrochen werden.

"Eine relativ geschmeidige Geschichte"

Das sieht auch Brotte so. Der Club gibt die Infrastruktur her. Im Sommer erfolgte der Wechsel von der Sportanlage am Adrey ins Jahnstadion. Dort wird kräftig gearbeitet. An einer neuen Grillhütte zum Beispiel, eine überdachte Tribüne ist ebenfalls in Planung. Es tut sich was. Nicht nur sportlich. Dass man mit Mbaye verlängern sollte, stand nie zu Debatte. "Das war eine relativ geschmeidige Geschichte", sagt Brotte. "Der gesamte Hauptvorstand hat gesagt: Wenn du verlängern kannst, dann mach das."