Halbzeit: Die Schonfrist ist vorbei

Von Gerrit Gerwing

(06.05.15) Seit dem Jahreswechsel beklagt Hennes Jerzinowski, Trainer der Landesliga-Frauen von Borussia Emsdetten, Woche für Woche das gleiche Leid: Aufgrund zahlreicher Ausfälle, Absagen und Verletzungen muss der Coach an jeden Sonntag eine Mannschaft aufs Feld schicken, die so noch nie zusammen gespielt hat, oder schlimmer noch, nach mehrmonatiger, teils -jähriger, Trainingspause ohne Wettkampferfahrung ins Landesliga-Geschehen eingreift. Von seinem nicht mal 20-köpfigen Kader ist bis zum 22. Spieltag nur ein loses Sammelsurium übrig geblieben. Doch damit könnte nun Schluss sein.

Aus den bisherigen neun Rückrundenspielen holte Borussia Emsdetten schmale acht Punkte. Zwei Siege gegen Kellerkind Teuto Riesenbeck und Schlusslicht Concordia Flaesheim, sowie ein Remis gegen den Aufsteiger SVE Heessen und ein 0:0 daheim gegen Rhade, welches aber sogar noch ins letzte Jahr fällt. Für den Vorjahres-Vierten deutlich zu wenig. Neben der ungewollten Rotation, gibt es aber auch andere Gründe für die miserable Punktausbeute.

Eine Frage der Einstellung

"Ich bin es leid jeden Samstag und Sonntag, wie ein Weltmeister zu telefonieren, damit ich überhaupt elf Spielerinnen zur Verfügung habe", lässt sich Jerzinowski in die Gemütslage blicken. Das Verletzungspech traf Emsdetten in dieser Saison besonders hart, doch das ist für den Trainer nicht mal der ärgerlichste Grund, wenn er an die letzten Spiele denkt. 

Bei der 0:1-Niederlage gegen Oeding am vergangenen Sonntag beklagte der Übungsleiter besonders die mangelnde Einstellung einiger etablierten Kräfte. "Auch wenn bei einigen Spielerinnen fest steht, dass sie uns am Saisonende verlassen werden, bis dahin kann man doch wohl erwarten, dass sie alles für den Klassenerhalt und Emsdetten geben", ärgert sich Jerzinowski ohne Namen zu nennen. Deutlich wird aber, dass sich der Trainer, der bereits vor Saisonbeginn aufgrund der starken Verjüngung der Mannschaft lieber kleine Ziele ausgab, dieses Verhalten nicht mehr hinnehmen will. 

Klassenerhalt der Reserve eröffnet Jerzinowski neue Alternativen

Nach der Niederlage gegen Oeding hat Emsdetten bei vier ausbleibenden Spielen zwar noch sieben Punkte Vorsprung auf den Abstiegsplatz, dem sicheren Verbleib in der Landesliga will Jerzinowski nun aber mit frischen Kräften sichern. "Die zweite Mannschaft hat am letzten Sonntag den Bezirksliga-Klassenerhalt geschafft, nun kann ich da sinnvolle Verstärkungen für meine Mannschaft hochziehen." 

Geklappt hat das bereits beim letzten Sieg der Borussinnen über Concordia Flaesheim. Da zog Jerzinowski mit Ricarda Breier und Franziska Leusmann das Sturmduo aus der Bezirksliga-Auswahl hoch. Breier erzielte nach Vorlage von Leusmann beim 2:0-Sieg das frühe 1:0 und über 90 Minuten zeigten sich die beiden gegen Flaesheim als wahre Verstärkungen für den Landesliga-Neunten. 

"Auch wenn das manch etablierten Spielerinnen nicht gefallen wird, in den letzten Spielen wird sich die eine oder andere wohl auf der Bank oder bei der Reserve wiederfinden", so der Trainer abschließend. Denn neben den nackten Ergebnissen ist es Jerzinowski wichtig, dass die erfahrenen Spielerinnen dem jungen Nachwuchs vor allen eins sind: ein Vorbild. Und dafür muss neben der Leistung auch die Einstellung stimmen.