"Die letzten zwei Jahre waren nicht ohne"

Von Helena Wilmer

(16.04.19) Trainerin Filipa da Silva Campos verlässt zum Saisonende aus freien Stücken ihren geliebten SC Gremmendorf. Nach dem Abschied von Marc Dillmann als Trainer der Frauen hatte die damalige Co-Trainerin im vergangenen Winter spontan die Mannschaft übernommen. Doch nun soll für das Gremmendorfer Urgestein da Silva Campos, auch wegen des wahrscheinlichen Abstiegs in die Landesliga, nach zehn Jahren als Spielerin und Trainerin Schluss sein.

Filipa, wieso hörst Du freiwillig als Trainerin auf, wenn dir der Abschied doch so schwer fällt?

da Silva Campos: Das ganze war einfach ein Bauchgefühl. Wir werden sehr wahrscheinlich absteigen. Meine persönliche Meinung ist es, dass man dem Verein nach so einem Abstieg die Chance geben sollte, alles auf null zu setzen. Gefühle sind dabei außen vor.

Also war es dein alleiniger Wunsch und nicht der des Vereins?

da Silva Campos: Nein, auf keinen Fall. Ich glaube, Gremmendorf hätte auch mit mir weiter gemacht. Ende März hatte ich ein Gespräch mit dem Sportlichen Leiter Michael Symalla und habe dort meinen Wunsch geäußert, in der kommenden Saison nicht mehr Trainerin zu sein. Für mich war und ist das einfach die logische Konsequenz.

Die Frauen von Gremmendorf waren deine erste wirkliche Station als Cheftrainerin, zudem bist Du mit 27 Jahren noch sehr jung. Siehst Du darin vielleicht auch die Schwierigkeit?

da Silva Campos: Nein, ganz und gar nicht. Ich denke nicht, dass Erfahrung es immer ausmacht. Im Winter war unsere Ausgangslage ja schon nicht besonders gut. Da habe ich aber gemerkt, dass die Mannschaft mir auch folgen will und alles für den Klassenerhalt gibt. Dadurch ist das ganze Team auch nochmal näher zusammen gerückt.

Bist du von dir selbst enttäuscht, weil Du die Mannschaft voraussichtlich nicht vor dem Abstieg retten wirst?

da Silva Campos: Natürlich bin ich mega enttäuscht. Auch weil ich weiß, wie lange und hart das Team für den Aufstieg in die Westfalenliga gekämpft hat. Aber am Ende kann ich vor allem der Mannschaft keinen Vorwurf machen, die alles gegeben hat. 

Wie hat die Mannschaft auf die Nachricht reagiert?

da Silva Campos: Erstmal waren natürlich alle sehr überrascht und haben es vielleicht auch nicht ganz verstanden, doch langsam merkt man, dass die Info ankommt und auch akzeptiert und respektiert wird. Schön finden die meisten das Ganze immer noch nicht, aber vertretbar.

Gibt es schon Pläne mit einem neuen Verein oder gönnst Du dir eine verdiente Pause?

da Silva Campos: Die Angebote kamen überraschenderweise sehr schnell. Bisher habe ich aber alle Gespräche abgeblockt, auch weil ich erstmal die fünf Partien, die noch zu spielen sind, vernünftig zu Ende machen möchte. Vorstellen kann ich es mir schon, vielleicht wäre aber auch eine Pause mal gut. Die letzten zwei Jahre waren nicht ohne, besonders in der Saison 17/18, in der ich die Zweite von Gremmendorf trainiert habe und zusätzlich Co-Trainerin der Ersten war.

Möchtest Du denn weiterhin höherklassig trainieren oder lieber in einer Liga, wo das Arbeitspensum vielleicht nicht so groß ist?

da Silva Campos: Da bin ich grundsätzlich offen. Die Hauptsache ist, dass es mit dem Team passt und ich mich selbst dazu motivieren kann. Dann trainiere ich auch einen Kreisligisten.