Frauen-Westfalenliga
Rusche war der Hauptfavorit
Von Fabian Renger
(24.03.21) Vor zwei Jahren wurde Christian Rusche in Ostbevern sesshaft. Der heute 31-Jährige brauchte dringend einen Fußballverein. Also fand er den Weg zum heimischen BSV. Als Inhaber der B-Lizenz hinterlegte er gleich mal seine Visitenkarte: Wenn ihr irgendwo mal einen Coach benötigt, ruft mich an. "Damals war aber alles vergriffen im Verein", erinnert sich Rusche heute. Und mit seinerzeit 29 Lenzen wollte er die Stiefel auch noch nicht einmotten. Also freuten sich die damaligen B-Liga-Herren zunächst einmal über eine töfte Verstärkung für den Defensivbereich. Rusche ist Sechser und Innenverteidiger.
Einen A-Liga-Aufstieg und ein paar A-Liga-Spiele weiter sind wir jetzt. Vor wenigen Wochen bekam Rusche einen Anruf. Am anderen Ende der Leitung war Ulrich Höggemann, in der BSV-Fußballabteilung für die Damen zuständig. Er war auf der Suche nach einem neuen Cheftrainer für die Westfalenliga-Frauenmannschaft. "Christian war mein Hauptfavorit", sagt Höggemann. "Ich hatte ihn und seinen Wunsch im Hinterkopf. Sowas vergisst du ja nicht." Recht rasch verständigten sich beide Parteien auf eine Zusammenarbeit. Zur neuen Saison ist Dienstbeginn für Rusche.
Eigentlich langfristig gedacht
Was natürlich im Umkehrschluss das schnelle Aus von Björn Kirchgessner bedeutet. Der hatte den Posten beim aktuellen Tabellenzwölften erst im Sommer 2020 angetreten. Im Winter einigten sich der BSV und er zuerst auf eine weitere Saison. Sofern alles gut geht. "Er sagte zu uns: Es könnte beruflich noch was passieren...", sagt Höggemann. Und es passierte was.
Kirchgessner ist selbstständiger Rolladenbauer. Er hat nur einen Mitarbeiter und - zum Glück - gut zutun. "Es ist so viel geworden, dass ich die Zeit nicht mehr aufbringen kann", sagt der scheidende Übungsleiter. "Zur Zeitpunkt der Übernahme war klar: Mindestens zwei Jahre wollte ich mit der Mannschaft arbeiten. Doch die Bedingungen haben sich nun geändert." Somit wird er höchstwahrscheinlich wohl nur in sechs Ligaspielen neben dem Platz die Kommandos gegeben haben. Keine lange Amtszeit. "Echt bitter und schade - aber nicht anders zu machen", so Kirchgessner.
"Win-win-Situation"
Rusche wiederum sprüht vor Energie. Bevor er im August des vergangenen Jahres heiratete, hieß er noch Badura mit Nachnamen. Einst war er unter Raphael Palm Co-Trainer von SF Lottes U23. Der Entschluss und das Verlangen, mal hauptverantwortlich eine Mannschaft anzuleiten, keimte aber in der Vergangenheit in ihm. Und: "Ich wollte meine B-Lizenz ja nicht nur in der Schublade liegen haben." Dass es dann gleich ein Westfalenliga-Engagement wird, sei für ihn eine Ehre. "Eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Ich kann meine Fertigkeiten adäquat umsetzen", freut sich der baldige Übungsleiter.
Von der Mannschaft wurde er wohlwollend empfangen. Kapitänin Laura Rieping bereitete ihm gleich mal eine PowerPoint-Präsentation vor. Zu jeder Spielerin hatte Rieping Infos über Position und Co in Petto. Auch nicht alltäglich. Nur die Laufbahn als Aktiver wird Rusche dann beenden müssen. Beide Jobs gleichzeitig beißen sich logischerweise und klonen kann auch er sich noch nicht.
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Während die Kaderplanung im vollen Gange ist - noch ohne nennenswerte Details -, sucht Rusche derzeit nach einem geeigneten Co-Trainer. Die Gespräche mit seinem Topkandidaten sind aber bereits weit fortgeschritten, allerdings kann noch kein Vollzug vermeldet werden. Einen Torwarttrainer hat er aber schon: Michael Ueding steigt neu in diesem Amt ein. Und wie Höggemann weiter mitteilt, wird die A-Liga-Reserve in der neuen Saison weiterhin von Jo und Jonas Mayer trainiert.