Viele Fragezeichen bei den Adlerträgern
Von Christian Lehmann
(01.07.14) Mit einer Pressemitteilung verkündete der SC Preußen Borghorst gestern vollkommen überraschend den Rückzug seines Landesligateams. Eine Meldung, die im gesamten Münsterland hohe Wellen schlägt. Und viele Fragen offen lässt.
Während der im April ursprünglich als neuer Trainer vorgestellte Sven Hozjak Rede und Antwort stand und seine Enttäuschung zum Ausdruck brachte ("Das fühlt sich so an, als ob einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird"), schweigen die SCP-Verantwortlichen. Der Sportliche Leiter Ron Konermann, der als Konsequenz aus dem Rückzug des Landesligateam seinen Posten zur Verfügung stellte, will sich zu diesem Zeitpunkt nicht zum Thema äußern: "Man muss dem Verein die Chance und die Zeit geben, Ruhe einkehren zu lassen."
Angesichts der turbulenten letzten Tage, die mit einer Spielersitzung am Wochenende eingeleitet wurden und am Montag mit der Entscheidung des Vorstandes im Super-GAU für den SCP gipfelten, ist es menschlich und verständlich, dass sich sowohl Konermann als auch der 1. Vorsitzende Günter Overkamp, der zudem momentan im Urlaub weilt, nicht äußern. Das ändert allerdings nichts daran, dass es nun nicht nur vereinsintern, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit viele Fragezeichen gibt.
Warum reifte die Entscheidung, das Landesligateam zurückzuziehen, erst jetzt? Wäre es nicht besser und vor allem fairer gegenüber anderen Teams (die Reserve der SF Lotte stieg in die Bezirksliga ab) gewesen, die Mannschaft noch vor dem Ende der Saison zurückzuziehen? Warum unternahm man nicht einen Versuch, mit deutlich abgespecktem Etat und einigen jungen, talentierten Spielern aus der eigenen 2. Mannschaft und der A-Jugend den Klassenerhalt in der Landesliga zu schaffen? Mit dem engagierten Sven Hozjak als neuem Coach war der Verein eigentlich gut aufgestellt. Nun ist fraglich, ob die Adlerträger überhaupt noch einmal auf die Beine kommen.
Sportlich lieferte der SC Preußen Borghorst in der vergangenen Saison ein sehr gutes Bild ab. Die 1. Mannschaft landete in der Landesliga auf einem beachtlichen 5. Platz, hatte sogar den Aufstieg im Visier. Die Reserve sorgte für Furore in der A-Liga, die 3. Mannschaft holte die Meisterschaft in der C-Liga. Auch das Frauenteam spielte nach anfänglichen Problemen eine tolle Runde. Wenn der Verein jedoch die finanziellen Voraussetzungen nicht schafft, rücken die sportlichen Erfolge in den Hintergrund. Die sonst stets vorbildliche Pressearbeit und Informationspolitik des Klubs ist zudem als unglücklich, wenn nicht gar als eines Landesligisten unwürdig zu bezeichnen. Damit aus Fragezeichen Ausrufezeichen werden, bleibt dem Traditionsverein zu wünschen, dass er seine Probleme in den Griff bekommt.
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