Schneider hat mehr drauf als Zeitspiel

(17.09.17) Mit einer Fünferkette vor einem Torwart, der schon zu Beginn der zweiten Halbzeit jede mögliche Sekunde von der Uhr nehmen will, begegnete Westfalia Gemen dem Tabellenführer. Damit entnervte die Truppe um Spielertrainer Georg Geers Borussia Emsdetten im eigenen Stadion. "Wir hätten noch bis morgen um 18 Uhr spielen können und hätten kein Tor geschossen", bilanzierte Borussen-Coach Roland Westers nach dem 0:2 (0:2) - der ersten Saisonniederlage.

Dass Gemens Schnapper Sven Schneider viel mehr als Zeitspiel auf dem Kasten hat, zeigte er in beeindruckender Manier.

Aus Mannschaftskreisen Eintracht Coesfelds hatte er mitbekommen, dass Emsdettens Stürmer Jan Kortevoß aus elf Metern gerne in die rechte Torwartecke schießt. Schneider musste eine Vorahnung haben, ansonsten hätte er den gar nicht schlecht getretenen Strafstoß nie und nimmer parieren können. Er tat es in der 26. Minute und verhinderte damit den Ausgleich. "Ich habe da einen kleinen Tipp bekommen", sagte ein strahlender Schneider nach Abpfiff. Wer genau geflüstert hat, wollte er nicht verraten.

Westers korrigiert mit Brinkmann

Emsdetten verpasste mit dem verschossenen Elfer die Korrektur einer schwachen Anfangsphase. Westers nahm von außen Einfluss und brachte nach einer halben Stunde mit Mario Brinkmann einen neuen Mann fürs Zentrum. Niklas Melzer rückte in die Innenverteidigung, Marius Klöpper ging auf die rechte Verteidigerposition. Der dort gestartete Max Rengers musste weichen. "Er kam nicht ins Spiel", erklärte Westers. Rengers war es auch, der den Freistoß verursachte, der zur Gemener Führung führte. Der agile Florian Girnth beförderte die scharf getretene Hereingabe am zweiten Pfosten ins Netz (8.).

Obwohl die Hausherren mit dem guten Zweikämpfer Brinkmann griffiger wurden, fingen sie sich das zweite Gegentor. Nach Eckball Borussia konterte Gemen stark, Kevin van Klaveren überwand Nils Wiedenhöft aus abseitsverdächtiger Position (0:2/37.).

Die Zielstrebigkeit, die Gemen im letzten Drittel an den Tag legte, fehlte Emsdetten. Abschlusspech kam dazu. Weil Hendrik Ohde per Kopf nur den Querbalken traf (41.), ging es mit dem Zwei-Tore-Rückstand in die Pause.

Kaum Abschlüsse

Im zweiten Durchgang hatten die Hausherren noch mehr Ballbesitz, aber noch weniger Ertrag. Für lange Zeit war der ans Außennetz rauschende Distanzschuss von Marco Pereira der gefährlichste Abschluss (50.). Entweder fehlte dem weitestgehend abgemeldeten Kortevoß ein zweiter Zielspieler, oder den Flanken von Torka (links) und Klöpper sowie Hoffmann (rechts) die Präzision. Die Heimmannschaft hätte sich obendrein nicht beschweren dürfen, wenn Lukas Anschlag sich vor seiner Auswechslung mit dem 3:0 verabschiedet hätte (71.).

Erst in der Schlussphase merkten die Dettener, dass man ruhig mal auf die Hütte zimmern darf. Mit mehr Wucht wurde es prompt brenzlig vor dem Kasten Schneiders. Gemens Keeper guckte erneut einen Ohde-Kopfball ans Lattenkreuz (89.), ehe er eine herrliche Direktabnahme Perreiras entschärfte (90.+2). Auch der aufgerückte Melzer köpfte neben den Kasten (90.+4).

Borussia Emsdetten - Westfalia Gemen     0:2 (0:2)
Borussia: Wiedenhöft - Rengers (30. Brinkmann) Klöpper, Ohde, Torka - Melzer, J. Meinigmann - Hoffmann, M. Meinigmann, Pereira - Kortevoß
Gemen: Schneider - Hübers, Geers, Vorholt, Seeger, Bietenbeck - Girnth (78. Springenberg), Rottstegge (88. Demming), Hahm, Anschlag (71. Feldhaus) - van Klaveren
Tore: 0:1 Girnth (8.), 0:2 van Klaveren (37.)
Bes. Vork.: Gemens Schneider pariert FE von Kortevoß (26.)