Landesliga 4
Die Werner Leistungsexplosion und ihre Gründe
Von Fritz Rungenhagen
(20.09.19) Der geneigte Beobachter der Landesliga ist derzeit ein Mensch stellt sich derzeit vor allem eine Frage: Was zum Teufel hat man den Spielern des Werner SC in der Sommerpause in die Isodrinks gemischt? In allen bisherigen sechs Partien der Saison tritt der WSC nämlich tatsächlich so auf, als hätte er leistungssteigernde Substanzen zu sich genommen. 18 Punkte aus sechs Spielen - eingefahren mit einem sagenhaften Torverhältnis von 18:2! Die komplette Liga kratzt sich derzeit angesichts solcher Zahlen verdutzt den Kopf.
Vor allen Dingen, weil gerade die Werner Torstatistik umso beeindruckender wird, wenn man sie mit jener aus dem vergangenen Jahr vergleicht. Für 18 Buden brauchten die Jungs von Lars Müller in der vergangenen Spielzeit zehn Spieltage. Die derzeitigen zwei Gegentreffer hatte man 2018 schon nach dem erstem Spieltag und einem 2:3 in Gemen drin.
Zielsetzung: Etablierung
Nicht, dass solche Ergebnisse und Torstatistiken besonders tragisch gewesen wären, damals wie heute ist das nicht der Fall in Werne. Doch nun hat der WSC, das vor drei Spielzeiten erst in die Landesliga aufgestiegen ist, gefühlt zwei Entwicklungstufen auf einmal genommen. Nach den Tabellenplätzen 13 und elf in den vergangenen beiden Jahren gaben sie sich in dieser Saison die Zielsetzung, sich als gestandener Landesligist zu etablieren. Dieses vernünftige Vorhaben wirkt momentan nun fast schon unterambitioniert.
Was ist nun also anders als zuvor? Vor allem das System. Lief Werne in der vergangenen Saison noch überwiegend in einem defensiv interpretierten 4-4-2 auf, wirbeln Topscorer Daniel Durkalic und seine Kollegen nun in einem 3-4-3 über die Plätze in Westfalen. "Mit dem 3-4-3 spielen wir das System, was ich am liebsten spiele. Aber spielen wollten wir das immer", so Trainer Lars Müller, der in seiner dritten Saison die Mannschaft nun endlich bereit dazu sah, die Formation umzusetzen.
Kurtulus Özturk, ehemals Trainer in Werne und zuletzt Co-Trainer beim Drittligisten SC Preußen Münster, ist nun als externer Berater für die Kaderzusammenstellung zuständig. Er sieht einen der Hauptgründe für die starken Ergebnisse in der neuen Formation: "Die Mannschaft merkt, dass die aktive Spielweise ihr gut tut. Letztes Jahr hat sie eher auf Konter gelauert, das war für die Mannschaft zu defensiv, das tat ihr nicht so gut wie jetzt."
Eine solche spielerische Entwicklung ist möglich, weil das Team zusammengeblieben ist und gezielt eher in der Breite verstärkt wurde als in der Spitze. Mit Rene Nemitz, Jannis Vertgewall und Furkan Cirak kamen keine Star-Spieler zum WSC, sondern ein Jugendspieler (Nemitz), ein Ex-WSCer (Vertgewall) und ein junger Spieler mit Landesligaerfahrung (Cirak).
Motto: Tiefstapeln
Das fördert wiederum den Konkurrenzkampf und der ist auch nötig. Jedenfalls betont das Trainer Müller, denn auch er sieht die Gefahren des außergewöhnlichen Starts: "Es ist schwierig, nach so einer Siegesserie die Konzentration hochzuhalten." Müller tut dies, in dem er das bisher Erreichte realistisch einordnet: “Es ist nicht so, dass wir alle gnadenlos wegräumen. Und wenn du dir die Mannschaften anguckst, gegen die wir bisher gespielt haben: Da war jetzt noch keine Topmannschaft dabei."
Und auch Özturk betont zwar, dass die bisherigen Erfolge verdient seien, die Werner Serie aber nicht bedingungslos so weiter gehen müsse: "Nun ist das Wetter noch optimal, mal schauen, wie es aussieht, wenn die Rasenplätze tiefer werden", so Özturk unter Bezug auf die Laufintensität im Werner Spiel, das vor allem durch ein situatives Angriffspressing geprägt ist.
"Sechs Siege sind super, aber das macht uns nicht zum Favoriten", nimmt auch Trainer Müller passenderweise weiter Druck aus dem Kessel. Doch zumindest solange der WSC weiter so punktet wie bisher, werden sie sich in der Landesliga weiterhin am Kopf kratzen....