Landesliga 4
Werne läuft die Zeit dann doch nicht davon
Von Fabian Renger
(08.03.20) Lars Müller wurde mulmig zumute. "Ich hoffe, eure Uhren gehen besser", fragte der Coach des Werner SC ängstlich in Richtung Linienrichter. Der Stadionsprecher des gastgebenden SV Herbern ließ verlauten, es liefe die 80. Minute. Der Assistent mit der Fahne musste lachen. Und antwortete dann: "Ich hab sogar die 81." Auch Müller grinste nun kurz auf. 0:1 lag seine Mannschaft da zurück, die Zeit lief ihr davon. Später wurde aus Müllers Grinsen dann aber ein ganz schön großes Grinsen. Denn der WSC holte sich in der Schlussminute noch einen Punkt. 1:1 (1:0) hieß es unterm Strich. Schmeichelhaft für die Gäste in einem Spiel, das die Adern jeglicher Torwarttrainer in die Höhe schellen ließ.
Zunächst patzte Wernes Schlussmann Manuel Linke. Wie der Mittellinien-hoch-und-weit-bringt-Sicherheit-Schlag von Fabian Vogt den Weg ins Netz finden konnte, wissen wir auch nicht. Linke hatte ihn eigentlich - oder auch irgendwie nicht. Es spottete jeder Beschreibung, wie die Kugel ins Netz ging. Egal. 1:0 Herbern (13.).
Platzverweis ist die Krönung
Ganz spät, das Spiel ging schon auf die Rente zu, kam es zu einer Duplizität der Ereignisse auf der anderen Seite: Freistoß für Werne aus dem Mittelkreis, WSC-Akteur Nico Holtmann schraubt sich im Gewühl in die Lüfte und köpft. An guten Tagen hat Leo Fenker diesen Ball, so schlecht war sein Tag auch eigentlich gar nicht - nur in dieser Szene, ja, da sieht er irgendwie auch echt doof aus. Die Murmel rutscht ihm über die Finger - 1:1, der Endstand (90+1.).
Danach war noch nicht Schluss. Herberns Oscar David Franco Cabrera flog daraufhin noch runter, Gelb-Rot gab's für ein Foulspiel gegen den Torschützen(90+5.). "Unnötig und dumm", waren die passenden Vokabeln hierzu von SVH-Trainer Holger Möllers.
Überhaupt: Möllers und der SV Herbern schoben Frust. So ein später Nackenschlag tut immer weh. Erst recht in doppelter Ausführung. Zudem musste zur Halbzeitpause noch Dominick Lünemann mit dem Krankenwagen abtransportiert werden. Ihn hatte es am Hinterkopf erwischt. Eine genaue Diagnose stand noch aus.
Für dieses Derby stand die Diagnose hingegen zeitig fest: Das Spiel litt an Fußballarmut. "Ich hab hier kein tolles Fußballspiel erwartet, das war durch viele Fouls geprägt. Aber das war uns auch vorher bewusst", resümierte dementsprechend Möllers. Gäste-Kapitän Mondrian Runde ging mit. Dem Match verlieh er das Prädikat "schwach" (s. Video oben), auch Emotionen vermisste er halbwegs. Da müssen wir nun aber vehement dagegen halten! Die gab es. Die Pfeife von Schiedsrichter Marcel Skorupa hatte Hochbetrieb. Ständig lag jemand, ständig musste jemand ermahnt werden. Derby eben. Bloß nichts für Feinschmecker.
Wenig Unterhaltung
Fußballerisch ist die Geschichte kurz auserzählt. In der ersten Hälfte waren es meistens hohe Bälle, die etwas Gefahr ausstrahlten. Mal nach Standards, mal aus dem Spiel heraus - doch hüben wie drüben brannte es nicht so wirklich lichterloh. Herbern hatte größtenteils etwas mehr vom Spiel. Ohne zu glänzen.
"Wir haben es nicht geschafft, uns durchzukombinieren. Das, was uns eigentlich stark macht", monierte schließlich Möllers. Da war zu viel Stückwerk vorhanden. Auch im zweiten Abschnitt ging das so weiter. Wenig war los. Ein von Fenker parierter Kopfball von Wernes Chris Thannheiser war noch das höchste der Gefühle (56.). Der Gast wirkte recht planlos in seinen Offensivaktionen. Bemüht, aber nicht sonderlich zielstrebig. Später versäumte es Herbern derweil, nachzulegen: Linke kratzte einen Julius Höring-Kopfball so gerade noch aus dem Eck (70.), kurz danach setzte Julian Trapp den Ball rechts neben die Hütte (71.). Der traf später obendrein die Kugel auch nicht richtig aus aussichtsreicher Positon (87.).
SV Herbern - Werner SC 1:1 (1:0)
1:0 Vogt (13.), 1:1 Holtmann (90+1.)
Bes. Vorkommnis: Gelb-Rote für Herberns Oscar David Franco (90+3.)