"Komplett dominiert" - und doch verloren

Von Linus Peikenkamp

(20.09.20) "Es ist unnötig, das nervt dann schon". So beschrieb Yannick Bauer, Trainer von Borussia Münster, die Gemütslage nach der 1:2 (1:0)-Heimniederlage gegen die SG Borken. Dabei sah die Borussen-Welt zur 1:0-Pausenführung noch völlig in Ordnung aus. "Dass wir geführt haben war definitiv verdient, alleine aufgrund der Ballbesitzanzahl", meinte Bauer. Warum dann die Niederlage? Ganz einfach: In der zweiten Halbzeit fehlten einfach die Torchancen. "Wenn du keine Torchancen hast, dann schießt du keine Tore. Und schießt du keine Tore, dann kommst du halt nicht für den Sieg infrage", erklärte Bauer.

Dass die Borussia am Ende mit null Punkten vom Feld ging, hätte zu Beginn der Partie wohl keiner der rund 200 Borussia-Fans gedacht. Gerade die ersten 25 Minuten gestalteten die Münsteraner sehr druckvoll. Gleich zweimal war es Samir Betet, der den Führungstreffer für die Borussia hätte erzielen können (14., 26), ebenso wie Hannes John, der einen Schuss aus 20 Metern über das Tor setze (20.). Die wohl beste Gelegenheit hatte jedoch Robert Flügel, der über die sehr aktive linke Seite von Wilko Hannes Schmidt bedient wurde und nur knapp über das Tor schoss. "Wir haben den Gegner hier komplett dominiert", stellte Bauer klar. War der Treffer zum 1:0 also zu erwarten? Borken-Coach Sven Elsbeck stimmt dem zu. "Zu dem Zeitpunkt war der 1:0-Rückstand verdient. Wir haben uns immer weiter hinten reinfallen lassen", analysierte er. Demnach sei Johns Kunstschuss ins untere linke Eck zum 1:0 (38.) allemal gerecht gewesen. 

Kalte Dusche folgt

Halbzeit eins war vorbei, die Borussia zufrieden. Doch bekanntermaßen spielt man im Fußball nicht nur eine Halbzeit, was dem Coach der Borussen heute wohl nicht so gelegen kam. Denn: Die kalte Dusche folgte nur kurz nach Wiederanpfiff. Ein Ballverlust im Mittelfeld führte zum Umschaltmoment für die Gäste, den Kevin Giesen eiskalt vollendete (48.). "Wir wussten, dass es über Konter gefährlich werden kann", sagte Bauer über die Gäste. 

Auch wenn große Torchancen in der zweiten Halbzeit auf beiden Seiten weitestgehend ausblieben, fanden die Borkener zunehmend besser ins Spiel. "Ich habe den Jungs auch in der Halbzeit gesagt, dass wir nicht aufhören dürfen, weil wir vielleicht ab der 70. Minute noch Körner haben", meinte Elsbeck. Jene Körner und viel Geduld sorgten schließlich in der 86. Minute für den durchaus überraschenden 2:1-Siegtreffer, als der eingewechselte Jonas Weid per Querpass seinen Mitspieler Bastian Bone in Szene setzte, welcher den Ball nur noch ins leere Tor befördern musste. 2:1! 2:1? Kurz herrschte Unsicherheit, da Bone eventuell knapp im Abseits stand. Doch der Treffer zählte, die Borkener Bank bebte.

"Mit Mann und Maus gewehrt"

Dann war Schluss. Sah es zur Halbzeit noch danach aus, als würde die SG Borken auch im dritten Spiel ohne Punkt bleiben, wendete sie in Halbzeit zwei das Blatt. "Wir haben uns mit Mann und Maus dagegen gewehrt", meinte der erleichterte Elsbeck. "Wir haben verdient die drei Punkte geholt". Weniger zufrieden zeigte sich Borussia-Coach Bauer. "Das tut jetzt gerade extrem weh", meinte er zum unglücklichen Ergebnis. Zieht die Mannschaft nun die richtigen Schlüsse aus dem Spiel, "dann ist die Niederlage in Ordnung. Wenn wir das nicht schaffen, dann nervt mich dieses Spiel noch mehr", so Bauer.

Borussia Münster - SG Borken 1:2 (1:0)
1:0 John (38.), 1:1 Giesen (48.),
1:2 Bone (86.)

Münster: Oluts - Gimbel (67. Strübig), Klimek, Pauli, Schmidt - Betet (87. Kovacevic), Koopman, Flügel (82. Ta), Hermann - Schug, John (75. Niesing)

Borken: Späker - Blanke (80. Keizers), Hoffmann, Drolshagen (7. Sekic), Föcker - Römer, Rottstegge, Blanke, Giesen (55. Weid) - Gill (60. Depenbrock), Bone