Auf alle Eventualitäten vorbereitet

Von Fabian Renger

(09.10.20) Erst "nur" ein Corona-Verdachtsfall im eigenen Team, dann ein Corona-Fall im Team des Gegners der IG Bönen und anschließend dann obendrein ein positiver Fall in den eigenen Reihen: Der SV Drensteinfurt stand zuletzt in den Schlagzeilen. Die Pandemie setzte die Stewwerter außer Gefecht. Jedenfalls die Spieler, die im Kreis Warendorf wohnen. Diese wurden vom dortigen Gesundheitsamt als Kontaktpersonen der Gruppe 1 eingestuft. Bedeutete: Ab in eine 14-tätige Quarantäne. Der Rest der Mannschaft mit Wohnsitz in Münster wurde vom hiesigen Gesundheitsamt als Teil der Kontaktgruppe 2 gesehen. Bedeutete: Sie durften auf freiem Fuß bleiben.

Eine ziemlich kuriose Geschichte. Beim SVD ist man jetzt wenigstens auf alle Eventualitäten vorbereitet. "Die ersten überlegen schon scherzhaft, nach Münster zu ziehen für das Jahr", berichtet Mannschaftskapitän Daniel Ziegner. "Es wurde schon gefragt nach WG, Haus, Wohnung oder Schloss. Es wird alles genommen." Wir würden übrigens gerne vermitteln an dieser Stelle.

"Gehen gut erholt in die Spiele rein"

Auch der Innenverteidiger fand die gesamte Situation "irgendwie komisch." Der SVD hat nun alleine im Oktober sechs Pflichtspiele vor der Brust. "Happiges Programm", findet Trainer Oliver Logermann. Und sein verlängerter Arm? Der ist relaxt und zieht das Positive aus der ganzen Nummer raus:"Wir gehen erholt in die Spiele rein..." Auch so kann man's natürlich betrachten.

Am Dienstag startete die Truppe nach der dreiwöchigen Trainingspause wieder durch. Es war 'ne recht lockere Angelegenheit. Rund 20 Mann begrüßte Logermann auf dem Acker. Neben einem ausgiebigen Kreisspiel gab's ein paar Passfolgen, ein bisschen Stabilisation und ein langgezogenes Abschlussmatch. "Das Reinkommen war etwas schwierig", sagt Ziegner. Später ging's aber wie vor der unfreiwilligen Pause. Irgendwie ja normal. Bleiben wir kurz beim Kreisspiel: Wer hat da den Dreh raus? Andre Carreira und Leon van Elten jedenfalls wohl nicht. "Mit den beiden will keiner rein", sagt Ziegner und lacht. Naja, er sollte aber vorsichtig sein, was er sagt. "Wenn ich in der Mitte bin, bin ich nicht der Fleißigste...", gibt er nämlich zu. Da gab's schon so manche Liegestütze als Strafe. 

Das sollten wir vielleicht auch mal einführen bei einem verlorenen Anschwitzen. In der vorigen Woche gewann unser Jakob mit einem goldrichtigen und einem tendenziell richtigem Tipp mit 3:2 gegen den Roxeler Thorben Schäfer. Was Ziegner zum Saisonstart sagt, was seinem Coach momentan so durch den Kopf geht und wer wo welche Tore schießt - gibt's jetzt...

Anschwitzen, der 6. Spieltag

Eintracht Ahaus - Westfalia Gemen (So., 15 Uhr)
1:2 verlor Drensteinfurt am zweiten Spieltag in Ahaus. Ziegner erinnert sich:"Mit Cihan Bolat haben sie eine Menge Durchschlagskraft vorne und einen guten Kicker. Aber sonst hätten wir da auch was mitnehmen können." Mitgenommen hat die Eintracht aus dem Spiel bei Borussia Münster derweil (fast) nichts Gutes. Bryan Reinfeld und Simon Lovermann mussten innerhalb kürzester Zeit verletzt raus. Besonders die Diagnose von Lovermann ist heftig: Er zog sich einen Kreuzbandriss zu. Der 3:2-Erfolg ist da im Nachgang betrachtet ein schwacher Trost. Das Lazarett wird größer.
Ziegner: Ich sehe Gemen vorne. 0:3.
Heimspiel-Tipp: 0:2

TuS Altenberge - VfL Senden (So., 15 Uhr)
Auf fast schon leisen Sohlen schlich sich Altenberge auf den zweiten Rang. Auch den TuS hatte Drensteinfurt bereits im Programm. Am ersten Spieltag gab's ein 1:1-Remis. "Da war mehr drin", findet Ziegner. Der VfL steht wegen der 1:2-Niederlage gegen Borken sogar jetzt auf dem letzten Rang - daher kletterten die tatenlos zusehenden Drensteinfurter ohne was dafür zutun einen Platz nach oben. "In Senden kenne ich nur Armen Tahiri", sagt Ziegner. Beide spielten mal eine kurze Zeit zusammen in Hiltrup. "Für die Landesliga ist er ein ganz guter."
Ziegner: Armen Tahiri spielt und trifft. 0:1.
Heimspiel-Tipp: Altenberge - wie es singt, siegt und lacht. 2:1. Ziegner:"Hauptsache, Senden bleibt hinter uns."

SG Borken - Vorwärts Wettringen (So., 15 Uhr)
Bereits in der vergangenen Woche vermeldete die Borkener Zeitung die Verlängerung von SG-Trainer Sven Elsbeck. Beide Seiten machen bis 2023 (!!!!) weiter gemeinsame Sache. Läuft aber ja auch gut. Drei Siege in Serie, dazu steht die Truppe dank eines 6:1 im Kreispokal bei Westfalia Vinnum unter der Woche nun im Viertelfinale. Starke Form. In Wettringen freute sich Coach Patrick Wensing derweil endlich über den ersten Dreier der Spielzeit. Das tat dem Aufsteiger gut.
Ziegner: Die kenne ich beide gar nicht. Ein maues 0:0.
Heimspiel-Tipp: Da gehen wir fast mit. 1:1.

Viktoria Heiden - Werner SC (So., 15 Uhr)
Wiescherhöfen ist ein Ortsteil der Stadt Hamm, aktuell sowas wie der Prototyp eines Corona-Hotspots. Dort hätte Heiden auflaufen müssen. Doch in den Reihen der Viktoria gab es jede Menge Bedenken. Auch weil die Wiescherhöfener Reserve unter Quarantäne gestellt wurde.  „Wir wollten Hamm oder dem TuS Wiescherhöfen in keiner Weise etwas unterstellen. Ich muss nur die Aussagen meiner Spieler ernst nehmen", sagte Viktorias Fußball-Abteilungsleiter Uwe Heller den Kollegen des WA. Heller wurde beim Verbandsfußballausschuss des FLVW vorstellig. Das Match wurde abgesetzt. Noch so eine kuriose Nummer. Der Ärger in Wiescherhöfen war dementsprechend groß - der Informationsfluss soll nicht unbedingt so optimal gewesen sein. Jetzt bekommt Heiden Besuch vom Spitzenreiter aus Werne. Der hat als einzige Kombo der Liga noch kein Spiel verloren und sich übrigens neulich nochmal stark verstärkt. Brian Cedric Wolff gab beim 3:0 gegen Dorsten-Hardt sein Debüt für die Mannschaft von Coach Lars Müller. Wolff spielte zuletzt für die U19 von Holstein Kiel, früher war er beim FC Schalke 04 und auch beim BVB aktiv. Obendrein lief er einst für Deutschlands U16 auf. Eine Granate, die auch bei diversen Viertligisten im Gespräch gewesen sein soll.
Ziegner: Heiden erkämpft sich ein 1:0. Ich glaube, Werne ist satt.
Heimspiel-Tipp: 1:1

SV Dorsten-Hardt - TuS Haltern II (So., 15 Uhr)
"Loge hat vor der Saison gesagt: Haltern könnte eine gute Rolle spielen", berichtet Ziegner. Beide kann er schwer einschätzen, mit Dorsten verbindet er jedenfalls viel Kampf. Wir verbinden mit Dorsten viele Tore. Die Tordifferenz des aktuellen Tabellendritten: 15:9. Mehr Tore fallen nirgends, mehr Hütten hat auch bislang noch niemand geschossen. Haltern ist das absolute Gegenteil, die Tordifferenz lautet 5:5. Die beiden vergangenen Partien des TuS gingen verloren, jeweils ohne eigenen Treffer.
Ziegner: 1:1
Heimspiel-Tipp: 3:0

SV Drensteinfurt - SV Herbern (So., 15 Uhr)
"Wir werden auf jeden Fall gewinnen! Es werden viele Tore fallen und wird hin und her gehen", verspricht uns Ziegner. Die Stimmung in der Mannschaft sei top, vor allem die Vorfreude auf den Re-Start sei zu spüren. Auch beim Trainer. Auch mit Oliver Logermann schauen wir erstmal zurück aufs erste Training am Dienstag. "Da ging's vorrangig um Spaß", sagt er. Im Hinblick auf die Quarantäne-Zeit vergeht ihm dieser Spaß aber direkt:"Das war schon eine krasse Zeit. Das brauche ich kein zweites Mal." Nicht auszudenken, wenn es den SVD - Drensteinfurt ist aktuell mit 130 Quarantäne-Fällen stark betroffen - nochmal erwischen sollte. "Wir fangen wieder bei Null an. Auf die Tabelle gucken wir gar nicht", befreit Logermann seine Jungs von jeglichen Lasten. Erst kommt Herbern, dann geht's Donnerstag zum SV Mauritz zum Kreispokal (noch nicht bei fussball.de, Anstoß 19.30 Uhr), ehe der Ausflug nach Altenrheine ansteht. Wird nicht leicht. Aber wie sagte Ziegner noch gleich: Erholt ist die Elf ja. Während der mehrwöchigen Pause verzichtete sie auf Video-Trainingssessions. Die Münsteraner gingen mal joggen, ansonsten standen Home-Workouts auf dem Programm. Aber nur nach Augenmaß. Zum größten Teil wurden per WhatsApp Quarantäne-Kuriositäten ausgetauscht.
Ziegner: 3:2 für uns.
Heimspiel-Tipp: Sorry, aber ihr verliert 1:2.

BSV Roxel - SC Altenrheine (So., 15 Uhr)
Nach einem Monat Pause und drei Auswärtsspielen dürfen die Kleeblätter endlich mal wieder daheim ran. Das Nachholspiel gegen Drensteinfurt ist für den 3. November (Dienstag, 19.45 Uhr) neu angesetzt. Sechs Punkte aus vier Partien sind in Ordnung, drei Buden allerdings zu wenig. Da fehlt der Mannschaft von Tobi Tumbrink und Manuel Andrick noch ein bisschen was. Altenrheine staubte derweil den größten Titel der Vereinsgeschichte ab: Joel Flasses Tor gegen Altenberge wurde auf unserer Heimspiel-Instagram-Page mit 513 Stimmen (!) zum Tor des Monats September gekrönt. Zurecht. Glückwunsch!
Ziegner: Roxel gewinnt 2:0. Patty Gockel macht das zweite Tor durch einen Fernschuss.
Heimspiel-Tipp: Auch auf die Gefahr hin, dass man mich in Altenrheine künftig mit Tomaten am Eingang bewirft - 4:3 für Roxel! Immerhin macht Altenrheine aber wieder mindestens ein Knallertor.

IG Bönen - Borussia Münster (So., 15 Uhr)
"Bönen trifft ja das gleiche Schicksal wie uns. Die waren vorne echt stark besetzt mit flinken, schnellen Spielern. Borussia schätze ich aber auch ganz gut ein, weil sie solange schon zusammen spielen", kommentiert Ziegner. Bönen war am Mittwochabend übrigens erstmals wieder am Ball. Die Truppe schmiss den Oberligisten Holzwickeder SC mit 2:1 aus dem Kreispokal. Trainer Ferhat Cerci war verblüfft. 
Ziegner: Bönen wird Borussia die Grenzen aufzeigen, die sind auch gut erholt. 4:0
Heimspiel-Tipp: 2:0

SG Bockum-Hövel - TuS Wiescherhöfen (So., 15.30 Uhr)
Bockum-Hövel hat bei Ziegner aus der Bezirksliga noch bleibenden Eindruck hinterlassen. "Die fand ich immer richtig stark", sagt er. Beide duellierten in der Bezirksliga 7 in der Saison 2019/20 um den Platz an der Sonne. Dank des Corona-Abbruchs und der Herbstmeisterschaft durfte die SG ja seinerzeit mit Drensteinfurt hoch in die Landesliga. Dass die Mannschaft bis dato nur einen Sieg aus vier Spielen eingefahren hat, könne er gar nicht verstehen, sagt Drensteinfurts Kapitano. Wiescherhöfen hat ebenfalls bloß drei Zähler auf dem Konto und - siehe oben - ja auch zuletzt eher weniger Fußball im Kopf gehabt...
Ziegner: 3:1
Heimspiel-Tipp: 1:1