Krause gehört zum Inventar

Von Fabian Renger

(23.10.20) Ein bisschen Etikettenschwindel ist das ja schon. Julian Krause ist Sechser im Dienste von Vorwärts Wettringen, trägt aber die Rückennumer 9. "Ich hatte da keine Wahl", berichtet er lachend. Aktuell befindet er sich in seiner siebten Spielzeit im Hiärtken, als es ihn dorthin verschlug, waren alle anderen Rückennummern bereits vergriffen. Also spielt er seitdem halt mit der traditionellen Nummer eines Angreifers. Gibt Schlimmeres.

So leicht wirft Krause nichts aus der Bahn. Am vergangenen Sonntag beim 3:0-Heimerfolg gegen den TuS Altenberge bekam er einen Schlag auf den Fuß. Der schwoll an und wurde blau. Aber alles halb so wild. Eine dicke Prellung trug der 30-Jährige zwar davon, am heutigen Freitagabend meldet er sich wieder zurück zum Training. Kann man ihn überhaupt kaputt machen? Wieder lacht Krause und sagt dann:"Es ist schon so, dass ich stabil in den Zweikämpfen bin."

"Wir haben das mittlerweile kapiert"

Das ist gerade in der Landesliga wichtig. Die Zweikampfintensität und das Tempo sind anders als noch der Bezirksliga. Daran musste sich der Aufsteiger aus Wettringen zunächst gewöhnen. "Es reicht nicht, wenn drei oder vier Spieler bei 90 Prozent sind. Es müssen alle 100 Prozent geben. Ich glaube, das haben wir mittlerweile kapiert", sagt Krause. Der Trend zeigt nach oben: Nach einem kümmerlichen Zähler aus den ersten vier Begegnungen folgten sechs aus den vergangenen drei. Obendrein ein achtbarer Auftritt im Westfalenpokal gegen Lippstadt und am Mittwochabend der lockere 3:0-Sieg im Kreispokal gegen Borussia Emsdetten. Kapiert hat Vorwärts es anscheinend.

Krause ist unter Coach Patrick Wensing jetzt bereits im zweiten Jahr Co-Kapitän und Teil des Mannschaftsrates. "Die jungen Spieler an die Mannschaft ranführen und dafür sorgen, dass sie sich weiter entwickeln", beschreibt Krause die Aufgabe. Er selbst ist ein Sonderling und der einzige aus dem Kader, der von außerhalb kommt. In der Jugend kickte der Hörgeräteakustiker bei Preußen Münster und beim FCE. Wie ein Alien wirkt er aber nicht im Hiärtken. "Ich gehöre schon zum Inventar dazu", sagt Krause über sich. Das darf man nach so einer langen Vereinszugehörigkeit wirklich wohl behaupten.

Seine erste Reaktion auf unsere Frage, ob er denn Bock aufs Anschwitzen habe, war übrigens ein klares "Jawoll." So loben wir uns das.

Anschwitzen, der 8. Spieltag

Eintracht Ahaus - Vorwärts Wettringen (So., 15 Uhr)
"Das Selbstvertrauen ist da, wir wollen eine Siegesserie starten", verspricht Krause. Beim Pokalerfolg über Borussia Emsdetten war er Zaungast. "Das ist Pflicht", erklärt er. Da wurde er Zeuge eines völlig verrückten Schachzugs: Trainer Wensing veränderte die Wettringer Startelf auf gleich neun (!) Positionen. Gegen einen Westfalenligisten wohlgemerkt. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt - Wensing wagte, Wettringen gewann. "Sowas ist immer ganz gut, wenn sich Spieler beweisen, die sonst nicht so viel spielen", meint Krause. Mit Tobias Brünen und Luis Weßeling standen zwei Ex-A-Junioren von Beginn an auf dem Platz, Felix Bußmann saß auf der Bank. Ein junger Haufen. Auch der ehemalige A-Jugendliche Paul Höffer überzeugte bisher in der Saison nicht nur einmal, fehlte am Mittwoch allerdings. Insgesamt, so Krause, funktioniere die Feinabstimmung untereinander auch immer und immer besser. Zudem ist ja auch Sturmrakete Lyon Meyering endlich wieder fit.
Krause: 0:2. Lyon Meyering wird definitiv ein Tor schießen.
Heimspiel-Tipp: Wettringen gewinnt 2:1. Ahaus gab derweil übrigens unter der Woche bekannt, dass sich auch Bryan Reinfeld einem Kreuzbandriss zugezogen hat. Ahaus steht damit bei acht Verletzten.

TuS Altenberge - TuS Wiescherhöfen (So., 15 Uhr)
Mit beiden Teams machte Wettringen bereits Bekanntschaft. Gegen Altenberge am vorigen Sonntag, gegen Wiescherhöfen am ersten Spieltag. Da gab's ein knappes 1:2. "Da waren wir noch nervös", erinnert sich Krause. Ja ne, is' klar. Der Trend Wiescherhöfens zeigt übrigens steil nach unten. Das Spiel gegen die SG Borken fiel coronabedingt aus, davor musste die Truppe elf Gegentreffer in drei Spielen schlucken und ist damit Tabellenvorletzter. Interessant: Altenberge hat bereits sieben Spiele absolviert, Wiescherhöfen erst vier. Danke, Corona!
Krause: Altenberge ist auf Wiedergutmachung aus. 3:1
Heimspiel-Tipp: 2:1 für Altenberge

SG Bockum-Hövel - SV Dorsten-Hardt (So., 15 Uhr)
Auch hier kann Krause beide Teams relativ gut einschätzen. Gegen Bockum-Hövel gewann Wettringen 3:1, dem SV Dorsten-Hardt unterlag die Truppe 0:3. "Gegen Dorsten stand's nach zehn Minuten 0:2. Da war die Messe gelesen und die konnten einen Gang zurückschalten...", sagt Krause. Die SG hatte vergangenen Sonntag spielfrei, testete dafür unter der Woche gegen den Oberligisten Westfalia Rhynern und spielte 6:6. Kann man mal machen.
Krause: 0:1
Heimspiel-Tipp: 2:2

Viktoria Heiden - TuS Haltern II (So., 15 Uhr)
Heiden schlug die Wettringer Ende September mit 3:2. Allerdings war's 'ne knappe Geschichte. Vorhang auf für Runde drei von 'Krause schaut zurück':"Wenn das Spiel fünf Minuten länger gedauert hätte, hätten wir noch ein 3:3 geschafft..." Heiden verlor beide Folge-Partien gegen Werne und gegen Dorsten. Haltern trotzte derweil vergangene Woche Herbern ein 1:1 ab, um am Donnerstag im Nachholspiel den SV Drensteinfurt zu besiegen. Die Truppe ist seit drei Spielen ungeschlagen, kassierte aber in dem Zeitraum auch sechs Tore. Hinten pfui, vorne hui.
Krause: 1:2
Heimspiel-Tipp: 0:3 für Haltern

SV Drensteinfurt - Borussia Münster (So., 15 Uhr)
Wer einen Seelenklempner kennt, bitte schickt ihn wahlweise zum SVD oder zu den Borussen. Sowohl in Münster als auch im Kreis Warendorf herrscht nämlich aktuell Frust. Borussia verlor die vergangenen vier sportlich ausgetragenen Spiele allesamt mit einem Tor Unterschied, dazwischen lag ja noch das am Grünen Tisch verlorene Match gegen die IG Bönen. Er habe keine Lust mehr auf Schulterklopfer, sagte Borussias Coach Yannick Bauer uns nach dem Roxel-Spiel. SVD-Coach Oliver Logermann geht's ähnlich. Er wechselte sich gegen Haltern selbst ein und traf per Freistoß, aber auch er ist genervt von den Kleinigkeiten, die seine Elf aktuell von Dreiern abhält. Die eigene Hütte hätte er wohl lieber gegen einen Sieg eingetauscht.
Krause: 0:2
Heimspiel-Tipp: 3:2. Wir sparen uns die Komplimente im Nachgang, liebe Borussen. Versprochen!

BSV Roxel - Westfalia Gemen (So., 15 Uhr)
Wir haben einen Rat an Gemen: Holt besser keinen Elfmeter raus! Denn BSV-Schnapper Christoph Hunnewinkel hält Elfmeter, als wäre es die leichteste Aufgabe in dieser Welt. Es gibt dazu übrigens jede Menge Videos bei YouTube. Ich habe allerdings keines komplett durchgehalten. Aus Gründen. Was ist noch wichtig? Roxel sucht aktuell einen Stadionsprecher. Und der BSV blieb sich auch in der Vorwoche treu: Drei der vier Saisonsiege waren ein 2:1, der vierte ein 1:0. Knapp können die Jungs von Tobias Tumbrink und Manuel Andrick also anscheinend. Gemen wartet derweil seit dem zweiten Spieltag auf einen Dreier, hatte vorigen Sonntag spielfrei und punktete davor gegen Eintracht Ahaus.
Krause: 2:1
Heimspiel-Tipp: 1:1

SV Herbern - SC Altenrheine (So, 15.30 Uhr)
"Altenrheine ist immer gut für viele Tore. Aber auch eine Wundertüte", sagt Krause. Was Altenrheine vor allem ist: Die Mannschaft mit den Riesen-Tretern! Aktuell haut die Social Media-Abteilung der Truppe von Marc Wiethölter einen Steckbrief nach dem nächsten in Instagram raus. Da kommen Sachen raus, die glaubst du gar nicht. Gefühlt jeder Spieler hat Schuhgröße 46. Zum Vergleich: Der Autor dieser Zeilen hat gerade mal 42.  Yannick Thales Vorbild ist sein eigener Mannschaftskamerad Dustin Wolters, der wiederum hat als Saisonziel den stabilen Durchmarsch in die Westfalenliga angegeben. Und Joshua Horstmanns Saisonziel ist auch nett: Er möchte wenig Strafen zahlen. Da hätten wir ja gerne mal ein paar Hintergrundinfos...
Krause: 2:2
Heimspiel-Tipp: 3:1