Die unheimliche Quote des Lennart Varwick

Von Fabian Renger

(27.08.21) Man sagt ja gemeinhin, Ereignisse aus der Vorbereitung solle man nicht überinterpretieren. Das ist uns jetzt aber mal sowas von schnuppe. Denn was Lennart Varwick da in der Vorbereitung für Eintracht Ahaus geleistet hat, sucht wohl seinesgleichen: 19 (!) Tore schoss er in allen Test- und Pokalspielen zusammen. Der blanke Wahnsinn. Was auch immer der Mann eingeschmissen hat, wir wollen das Zeug auch haben...

"Ja, es lief ganz gut", erwidert der 24-Jährige lachend auf diese Frage. Es ist eine Geschichte, wie man sie nicht hätte besser schreiben können. Denn Varwick ist ein Rückkehrer. Er studiert schon seit längerer Zeit in Düsseldorf. Sein Master in 'Sportmanagement' steht kurz vor dem Ende. 2020 beendete er die allwöchentliche nervige Pendelei und verließ die Eintracht, für die er seit Kindestagen flemmte. Seither spielte er für ein Jahr beim Büdericher FC in der Bezirksliga 1 Niederrhein. Dort war er - aufgepasst - Rechtsverteidiger. Hat ihm scheinbar ganz gut getan.

"Toreschießen macht mehr Spaß als Grätschen"

Er sei durch den Positionswechsel robuster geworden, auch ballsicherer, hat er festgestellt. Ganz ungewohnt war die Rolle in der Defensive allerdings nicht, im letzten halben Eintracht-Jahr vor seinem Abschied setzte ihn sein damaliger wie heutiger Coach Frank Wegener bereits rechts hinten ein - notgedrungen, Tobias Hemling war seinerzeit verletzt. "Ich fühle mich selbst als Stürmer", sagt Varwick, der die Defensiv-Position zwar als nette Erfahrung bezeichnet, jedoch zugleich betont: "Toreschießen macht mehr Spaß als Grätschen." Das glauben wir gerne.

An so eine Torquote wie in der Vorbereitung kann sich Varwick nicht wirklich erinnern. Abgesehen von der A-Jugend, als er mal über 30 Tore in einer Saison erzielte. Andere Zeiten. Jetzt stürmt er gemeinsam mit einem gewissen Cihan Bolat in der Landesliga. Bolat spielt oft eher etwas zurückgezogener und ist der der spielerischer Angriffspart. Varwick ist derweil für die tiefen Läufe zuständig und hat auch eine gewisse Kraft mit dem Kopf. Donnerstags kommt er mittags aus der Landeshauptstadt rüber kutschiert, trainiert abends und am Freitag mit, kickt sonntags, bevor er nach dem Match wieder gen Düsseldorf düst. Muss man natürlich wollen.

"Überragender Teamgeist"

"Das ist natürlich ein Aufwand, aber meine Freunde und Familie sind ja eh alle in Ahaus", macht es Varwick gerne. "Ich habe mich auch überhaupt nicht wie ein Neuzugang gefühlt." Ist er ja auch nicht. Fast-Namensvetter und Teamkollege David Farwick ist schließlich sein Stammtischbruder, HendrikVennemann oder Timo Brillert sind beispielsweise gute Kumpels. "Der Teamgeist ist schon überragend", lobt Varwick. Der bloß hofft, seine gute Bilanz vor des Gegners Bude mit in die Liga zu transportieren. Am Sonntag kann er in Wiescherhöfen damit beginnen - vorher muss er mit uns tippen. Hoffentlich ist er da nicht so treffsicher.

Anschwitzen, 1. Spieltag

BSV Roxel -  TuS Haltern II (Sa., 14 Uhr)
In den Halterner Klettergarten ging es für den BSV im Vorfeld des Spiels, wie die Kollegen der WN erfahren haben. Wir würden ja gerne wissen, wer da am höchsten geklettert ist. Die Roxeler Vorbereitung war derweil nichts für Höhensprünge, sondern maximal durchwachsen. Haltern traf in den letzten vier Testspielen jeweils mindestens doppelt, zum Abschluss gab's ein bemerkenswertes 4:3 über den Westfalenligisten FC Brünninghausen.
Heimspiel-Tipp: Klettern wäre ja nichts für den Schreiberling. 1:1
Varwick: 0:2

TuS Wiescherhöfen - Eintracht Ahaus (So., 15 Uhr)
Da hätten wir gerne Mäuschen gespielt. Nach zwei Zu-Null-Siegen zum Vorbereitungsstart bekam die Eintracht zweimal kräftig Haue. Ein 2:6 gegen Eintracht Nordhorn und ein 2:7 gegen den SV Mesum. "Danach haben wir uns in der Kabine zusammengesetzt und angesprochen, was alles sch*iße ist", erinnert sich Varwick. Danach gewann Eintracht alle folgenden Partien. Bis auf die Generalprobe. Ausgerechnet. Im Pokal flog Ahaus nach einem 2:4 (Eintracht-Tore: Lennart Varwick natürlich) gegen den Bezirksligisten SV Gescher raus. "Das war unnötig", sagt der Angreifer. "Aber ich sehe uns auf einem richtig guten Weg. Ich glaube, viele unterschätzen uns ohne viele große Namen. Wir haben eine echt junge Truppe mit vielen guten Fußballern. Wir können eine echt gute Rolle spielen!"
Heimspiel-Tipp: Mein Bauchgefühl sagt, Ahaus kommt nach dem vierten Rang der Vorsaison unterm Strich als Siebter ins Ziel. Was kriege ich, wenn ich damit richtig liege? Den Auftakt gewinnt Ahaus 2:0.
Varwick: 3:1 für uns. Dann ist es auch okay, wenn ich kein Tor mache.

Werner SC - Vorwärts Wettringen (So., 15 Uhr)
Wohl abgestimmte Laufwege, Lyon Meyering on fire - Wettringen hinterließ beim 7:0-Kreispokal-Sieg am Donnerstagabend in Nordwalde einen blendenden Eindruck. Wenn die Truppe von Patrick Wensing das ins erste Saisonspiel transportieren kann, dann kann das ja ein lustiges Spielchen werden. Werne hatte kaum Verletzungsprobleme (Der oberligaerfahrene Neuzugang Tim Neugebauer ist einer der wenigen Ausfälle), mit den fünf zumeist jungen Neuzugängen war Trainer Lars Müller im Ruhrnachrichten-Teamcheck auch ganz zufrieden. Das letzte Testspiel in Lünen (2:1-Sieg für den WSC) sei zudem das beste der Vorbereitung gewesen. Vom Aufstieg möchte Müller bei den RN übrigens nicht sprechen. Da gebe es andere Favoriten mit entsprechenden Verstärkungen, Werne will lieber eine ordentliche Saison spielen. Was auch immer das heißt...
Heimspiel-Tipp: 2:1
Varwick: 2:0

SG Borken - Borussia Münster (So., 15 Uhr)
„Auswärtsfahrten nach Borken, Heiden oder Gemen sind grundsätzlich unangenehm.“ Das sagte uns Borussias Trainer Yannick Bauer im Heimspiel-Teamcheck. Können wir das so stehen lassen? Hmm. Keine Ahnung. Borken nennt sich jedenfalls die "Stadt der Türme". (Grund: Fünf mittelalterliche Stadttürme) Das können wir mit Sicherheit sagen. Ob sich das mit den Türmen auch auf die Fußballer übertragen lässt, werden wir Bauer am Sonntagabend nochmal fragen. „Das ist die fußballerisch beste Mannschaft, die Borussia Münster je hatte", sagte uns Bauer auch noch. Und das können wir mit Namen wie Nils Burchardt, Diogo Duarte oder Steffen Menke stehen lassen. Ohne Wenn und Aber.
Heimspiel-Tipp: 1:3.
Varwick: 0:1

SV Dorsten-Hardt - Westfalia Gemen (So., 15 Uhr)
Evans Ankomah-Kissi verfügt über die Erfahrung von 75 Oberliga- und 78 Westfalenliga-Spielen. In diesem Sommer wechselte der 29-Jährige vom SV Schermbeck zum SV Dorsten-Hardt. Im vergangenen Jahr hatten sich die Dorstener ja zum Beispiel mit Lukas Diericks und Cedric Vennemann zwei damalige Regionalliga-Spieler geangelt. Also da ist definitiv Qualität vorhanden. Umso überraschender, dass es bis zum Mai diesen Jahres dauerte, bis der SVD mit Marc Gebler einen neuen Trainer präsentierte. Neu ist auch Gemens Trainer Markus Schneiders, der mit der Truppe am Dienstag ein abschließendes Testmatch absolvierte - und den A-Ligisten TuS Velen 5:2 schlug.
Heimspiel-Tipp: 2:2
Varwick: Irgendwas wildes muss man ja mal tippen. 4:1

SG Bockum-Hövel - Viktoria Heiden (So., 15 Uhr)
Wer nichts zutun hat, der möge bitte nach Hamm zur SG Bockum-Hövel fahren. Da gibt's passend zur Saisoneröffnung ein richtig geiles Programm. Kindertrödelmarkt, Torwandschießen, köstliche Verpflegung, Spiele der A-Jugend, Dritten, Frauen und natürlich das Landesliga-Match. Lohnt sich. 11 Uhr geht's los. So feiert man die Rückkehr des Fußballs! Fussball.de spuckt bisher zwei Duelle der beiden Teams aus. Beide endeten 3:2 für die jeweilige Heimmannschaft.
Heimspiel-Tipp: 3:2 ist langweilig. Wir sagen 3:0.
Varwick: 2:0

IG Bönen - TuS Altenberge (So, 15 Uhr)
TuS-Trainer André Rodine brennt aufs Wochenende: "Ich finde es gut, dass es direkt mit einem Brett losgeht." Abtasten ist nicht angesagt für die Altenberger. Direkt muss geliefert werden, den Übungsleiter freut es. Maxi Langer, Malte Greshake, Jakob Schlatt sowie Valentin Schulz sind kein Thema für den Sonntag. Sonst hat Rodine sie alle beisammen. Auch spielberechtigt wäre Toni Vogt, ein brandheißer Neuzugang aus Dieburg.  Bei der IG hängen die Trauben bekanntermaßen hoch. "Der Aufstieg bleibt natürlich das Ziel", sagte IG-Kapitän Arif Et den Kollegen des WA. Er selbst muss allerdings verletzungsbedingt zusehen - ein herber Verlust. Bönen flog - genauso wie Altenberge neulich - übrigens aus dem Kreispokal. In Bönen war beim 5:6 in Herringen die Not so groß, dass selbst der Sportliche Leiter auf dem Acker aushelfen musste..
Heimspiel-Tipp: 4:2
Varwick: 3:1

VfL Senden - SC Altenrheine (So., 15 Uhr)
Im Elfmeterschießen verabschiedete sich der SCA unter der Woche in Emsdetten aus dem Kreispokal. Zudem verabschiedete sich kurz vorm Spiel Keeper André Wiesch verletzungsbedingt. Auch Torwart Nummer zwei Luis Bültel ist derzeit nicht einsatzfähig. Immerhin ist Alexander Noack aktuell fit. Auch in Senden hat man Personalprobleme. Beim Testspiel in Nordkirchen bekam Super-Stürmer Niklas Castelle einen auf den Knöchel. Sein Einsatz am Sonntag fraglich, am Anfang dieser Woche prognostizierte Coach Rabah Abed, Castelle zu Spielbeginn maximal auf die Bank zu setzen. Vielleicht aber auch nur Taktik...
Heimspiel-Tipp: 1:2
Varwick: 1:1