Wechselbad der Gefühle
Von Fabian Renger
(20.03.22) Allmählich fragen wir uns schon, was Borussia Münster eigentlich verbrochen hat, dass der Mannschaft ständig so übel mitgespielt wird. Auch im Heimspiel gegen den SC Altenrheine erlebten die Borussen nämlich wieder einmal einen dramatischen, zu ihren Ungunsten ausgehenden Spielverlauf. Nach neun Minuten lagen sie 0:2 hinten. Ab der 39. Minute waren die Borussen in Überzahl, sie führten später gar mit 3:2. Und dann kam die 94. Minute - und Joel Flasse, der nach einem Eckstoß aus dem Getümmel den Ball irgendwie über die Linie brachte. Doch noch das 3:3. Danach war das ultimative Standard-Torfestival auch sofort beendet.
Die Hausherren setzten die erste Duftmarke. Manoel Schugs Schuss kratzte SCA-Torwart André Wiesch aber gerade noch von der Linie (2.). Altenrheine hatte derweil mehr Erfolg in den eigenen Offensivbemühungen. Über Arne Ueffing und Kevin Vollrath trieben die Gäste die Kugel auf der rechten Angriffsseite nach vorne, Dustin Göwert vollstreckte zum 1:0 (5.). Vier Minuten später traf Göwert erneut. Mit der Innenseite zog er volley ab, der Ball wurde noch abgefälscht - 2:0 für den Gast. "Wir haben es versäumt, auf 3:0 weg zu ziehen", ärgerte sich SCA-Coach Marc Wiethölter. Und sein Pendant auf Münsteraner Seite, Yannick Bauer, machte drei Kreuzzeichen. "Wir waren froh, dass wir nicht abgeschossen werden und haben dann eine gute Moral gezeigt", kommentierte er den Spielbeginn.
Brinkmann fliegt - und Hupe "macht den lecker weg"
Noch vor der Pause kam es dann zu zwei folgenschweren Ereignissen. Schiedsrichter David Jackson entschied - zur dezenten Verwunderung der Gäste - auf Freistoß für Borussia. 20 Meter Torentfernung. Eine Sache für Henry Hupe. "Der macht den lecker weg", lobte Wiethölter. Heißt übersetzt: Nur noch 2:1 für seine Elf (34.). Kurze Zeit später verabschiedete sich Mario Brinkmann nach einem als Notbremse ausgelegten Foulspiel an Diogo Alves Duarte mit glatt Rot vom Platz (39.).
Die Unterzahl der Gäste mischte die Karten des Spiels nochmal komplett neu. Altenrheine stellte nach der Pause auf Dreier- bzw. Fünferkette um. Borussia kam mit ordentlich Mumm aus der Pause und zeigte, dass man in Münster ordentliche Eckstöße treten kann. Henry Hupe brachte ein solches Eckball-Exemplar rein, Schug verlängerte und Franz Brakel netzte ein - 2:2 (52.). Borussia hatte nun auch endlich mal Fortuna im Bunde. SCA-Kapitano Jens Loerakker dübelte einen Freistoß aus 20 Metern an die Latte (64.). Ja, es war was geboten an der Grevingstraße. Beispielsweise eine weitere Ecke der Gastgeber. Cebrail Demir brachte sie diesmal. Nun vollstreckte Schug zum 3:2 (70.).
Chancen hüben wie drüben
Besonders mit der Einstellung seiner Elf war Wiethölter hernach einverstanden. In Unterzahl einen 2:0-Vorsprung zu vergeben, da kannst du schnell zerbrechen. Erst recht, wenn du vier Wochenenden lang pausiert hast. Aber nicht so die Rheinenser. "Wir haben eine Scheißegal-Mentalität entwickelt", erzählte Wiethölter. Der SCA erspielte sich reihenweise Ausgleichschancen. Fabian Kray scheiterte aber an Borussen-Schnapper Philipp Oluts, Ueffing köpfte an die Latte und Lennart Theismann hatte aus der Distanz kein Glück. Die Borussen hatten unterdessen auch genügend Möglichkeiten, frühzeitig alles klar zu machen - ließen sie bleiben. Und das sollte sich ja noch rächen. In Minute 94, als Kollege Flasse zulangte...
Bauer versank nachher aber nicht im Tal der Tränen. "Das war ein couragierter Auftritt. Es sollte halt nicht sein. Wir müssen es ausblenden und als Punktgewinn abspeichern", konstatierte der Münsteraner Übungsleiter.
Borussia Münster - SC Altenrheine 3:3 (1:2)
0:1 Göwert (5.), 0:2 Göwert (9.)
1:2 Hupe (34.), 2:2 Brakel (52.)
3:2 Schug (70.), 3:3 Flasse (90+4.)
Bes. Vorkommnis: Rote Karte für Altenrheines Mario Brinkmann (39.)