Ahaus verzweifelt in Gemen an sich selbst
Von Jakob Schulze Pals
(03.04.22) Auf 35 Saisontore bringt es das Sturmduo Cihan Bolat (18 Treffer) und Lennart Varwick (17) für Eintracht Ahaus. Beim 3:3 (1:2)-Unentschieden bei Westfalia Gemen ließen sie ihren Trainer Frank Wegener trotzdem mehrfach an ihrem Torinstinkt zweifeln. Der befand nach dem Spiel bloß: „Wir sind heute an uns selbst gescheitert. Dieses Spiel musst du gewinnen. Das war einfach Chancenwucher hoch zehn.“ Okay, der Reihe nach.
Nach den ersten zehn Minuten können bzw. müssen die Gäste bereits mindestens mit 0:2 führen. Varwick und Bolat fanden sich zu Beginn insgesamt gleich dreimal aussichtsreich vor Westfalia-Keeper Sven Schneider wieder. „Gemen war noch gar nicht richtig wach, da durften wir uns schon aus fünf Metern die Ecke aussuchen. Wir haben dann meistens den Torwart abgeschossen,“ erklärte Wegener. Das Tor fiel dann erst eine Minute später. Eine Flanke von Kapitän Timo Brillert verwertete Bolat zur Führung (11.). Na also, der weiß doch wo die Hütte steht.
Lang hielt die Freude allerdings nicht. Denn Achtung, Fußballregel Nummer 1: Wer die Dinger vorne nicht macht, der bekommt sie hinten rein. Mit dem ersten Angriff glich Jo David Kempe für die Hausherren per Kopf aus (25.). Zu diesem Zeitpunkt zweifelte Wegener schon das zweite Mal so richtig ernsthaft am Fußball, der Welt und vielleicht auch dem Leben an sich. Aber vor der Pause gab’s immerhin noch etwas Balsam für die Seele. Erneut vergab Ahaus erst zwei Riesenchancen, beim dritten Nachschuss haute sich Gemens Schnapper das Ding dann selbst rein (31.). Mit dem 1:2 ging’s in die Kabine.
Bolat vergibt den Sieg vom Punkt
Die zweite Halbzeit startete natürlich mit Chancen für die Eintracht. Lennart Varwick lief alleine aufs Tor zu und vergab. Sein Kopfball nach der anschließenden Ecke ging knapp drüber. Gemen machte es besser. Nach einer Flanke von der rechten Seite war Kapitän Nico Genieser blank und nickte zum Ausgleich ein (61.). Knapp 20 Minuten später schnürte er nach einem Eckball den Doppelpack und stellte den Spielverlauf auf den Kopf (79.). Ahaus aber war noch nicht tot. Kurz vor Schluss traf Jan Kröger erst zum umjubelten 3:3-Ausgleich (89.), ehe es so richtig dramatisch wurde.
In der 93. Spielminute wurde der eingewechselte Devin Hoffmann im Strafraum regelwidrig gestoppt und Schiedsrichter Patrick Lepperhoff zeigte folgerichtig auf den Punkt. Cihan Bolat legte sich die Kugel zurecht und hätte die kompletten 90 Minuten vergessen machen können, doch der Versuch des erfahrenen Stürmers geriet zu unplatziert – Schneider hielt das Ding. Es blieb beim 3:3. Wegener verstand die Welt nicht mehr.
Westfalia Gemen – Eintracht Ahaus 3:3 (1:2)
0:1 Bolat (11.), 1:1 Kempe (25.),
1:2 Schneider (31./ET), 2:2 Genieser (61.),
3:2 Genieser (79.), 3:3 Kröger (89.)
Bes. Vorkommnis: Schneider (Westfalia Gemen) hält Foulelfmeter von Bolat (Eintracht Ahaus) (90.+3).
