Wieder richtig Bock auf Fußball

Von Jakob Schulze Pals

(14.10.21) Die Auferstehung Christi, die Rückkehr der Schlaghose oder die Aufholjagd des FC Liverpool im legendären Finale von Istanbul. Die Welt hat schon so manch spektakuläres Comeback erlebt. Und nun ja, wie soll ich sagen, es wäre vielleicht ein bisschen größenwahnsinnig, den TuS Altenberge aus der Saison 2021/22 zu dieser illustren Reihe dazuzuzählen, aber für waghalsige Vergleiche werde ich schließlich bezahlt.

Pokalaus in Rinkerode, kurz danach ein 0:8 zum Ligaauftakt bei der IG Bönen und in der Folge drei weitere Pleiten am Stück. Der TuS, verletzungsgebeutelt wie noch nie, ähnelte noch vor wenigen Wochen einem zuckenden Reh am Straßenrand, das gerade mit 200 Sachen über den Haufen gefahren wurde. Nichts war mehr zu sehen von dem erfrischenden Offensivfußball aus der vergangenen Saison, mit dem sich die Mannschaft bis zum Saisonabbruch auf Platz eins gespielt hatte.

„Die ersten Wochen der Saison haben ehrlich gesagt überhaupt keinen Spaß gemacht. Wir hatten so viele Verletzte, dass wir oft nur zehn Leute beim Training waren. Dann kannst du dich halt auch nicht vernünftig aufs Wochenende vorbereiten“, erzählt TuS-Urgestein Timo Gausling. Der Innenverteidiger spielt schon fast sein ganzes Leben für den Klub.

„Back im Biz“

Aber der TuS, er zuckte eben noch und ist drei Wochen später schon wieder quicklebendig. 4:1 in Borken, 2:0 gegen Werne, 4:0 in Wiescherhöfen. Drei Siege, neun Punkte, 10:1 Tore. Macht einen zehnten Tabellenplatz, für den man sich nicht schämen muss und das Torverhältnis ist auch wieder aufpoliert. „Wir sind wieder mehr beim Training, die Einheiten sind intensiver und wir haben wieder richtig Bock auf Fußball“, kennt Gausling die Gründe für die Auferstehung.

Altenberge ist also wieder dick im Geschäft. Auch die Tuchfühlung zur Spitzengruppe, die die Verantwortlichen zumindest öffentlich zwar nicht unbedingt anpeilen, zu die der TuS aber rein qualitativ sicherlich gehört, ist wiederhergestellt. „Damit beschäftigen wir uns im Moment gar nicht. Es geht jetzt erstmal darum, die gute Form beizubehalten und die kommenden Aufgaben zu bewältigen. Gegen Senden am Sonntag wird’s jedenfalls nicht einfach“, stellt Gausling klar. Hach, bodenständig müsste man sein.     

Solides Debüt!

Kurz in eigener Sache: Ich will nicht sagen, dass mir vor meinem Tippspiel-Debüt vergangene Woche die Düse ging, aber Respekt hatte ich vor der Aufgabe dann doch. Als Beleg für die Unberechenbarkeit der Landesliga 4 reicht schließlich allein ein Blick auf die wochenendlichen Launen des VfL Senden. Rückblickend darf ich aber mit Fug und Recht behaupten, das Debüt ist durchaus geglückt. Zwar lag ich selten hundertprozentig richtig, aber die Tendenz stimmte fast durchweg. Herberns Tim Bröer tippte ähnlich souverän. Wir sind geile Typen, steht außer Frage. 

Anschwitzen, 8. Spieltag

TuS Altenberge – VfL Senden (So., 15 Uhr)
Der VfL steht vor allem für Wahnsinn und Spektakel. Und auch Gausling erinnert sich: „Gegen Senden haben wir vergangenes Jahr 5:4 gewonnen. Nachdem wir 4:0 geführt haben, sind die noch auf 4:3 herangekommen. Die haben vor allem in der Offensive richtig Qualität.“ 
Gausling: Puuh, ich sag mal 3:1.
Heimspiel-Tipp: Mutig sein! 3:3.

Viktoria Heiden – SC Altenrheine (So., 15 Uhr)
Ein Duell der Gegensätze. Während sich Viktoria Heiden vergangene Woche eine 1:7-Packung in Senden abgeholt hat, läuft es beim SC Altenrheine richtig gut. Nach einem holprigen Saisonstart gewann die Wiethölter-Elf zuletzt viermal in Serie. Doch Auswärtsfahrten nach Heiden sind die „cold rainy nights in Stoke“ der Landesliga 4. Mit anderen Worten, darauf musst du richtig Bock haben, sonst gibt’s auch schnell mal auf die Socken.
Gausling: 1:3
Heimspiel-Tipp: Intensiv. Kampfbetont. Dreckig. 0:1.

TuS Haltern II – Eintracht Ahaus (So., 15 Uhr)
Eintracht Ahaus ist bisher ein klarer Fall von „läuft bei denen“. Zweitbester Angriff und zweitbeste Defensive macht Platz zwei in der Tabelle, weshalb Eintracht-Coach Frank Wegener nach dem jüngsten Kantersieg über Westfalia Gemen völlig zurecht bemerkte: „Jetzt sind wir Bönen-Jäger…“ Noch ist die Eintracht ungeschlagen, eine Niederlage in Haltern wäre mindestens überraschend. 
Gausling: 1:2
Heimspiel-Tipp: 0:2

Westfalia Gemen – Vorwärts Wettringen (So., 15 Uhr)
Ein Aufeinandertreffen zweier Unzufriedener, allerdings mit unterschiedlichen Gesundheitszuständen. Denn während Westfalia Gemen in dieser Spielzeit noch keinen Fuß auf die Erde bekommt, spielt Wettringen eigentlich eine gute Runde. Vergangene Woche verlor man allerdings zu Hause denkbar unglücklich durch zwei Gegentore in der Nachspielzeit. Vorwärts-Coach Patrick Wensing kochte. In Gemen ist Wettringen trotzdem Favorit. 
Gausling: 0:2
Heimspiel-Tipp: 1:3

BSV Roxel – SV Dorsten-Hardt (So., 15 Uhr)
Ein Leckerbissen, auf den wir uns getrost freuen dürfen. Bis zum sechsten Spieltag spielte der BSV Roxel eine ultrasouveräne Runde. Daran hat sich auch bis heute, trotz der überraschenden 1:5-Pleite in Bockum-Hövel vor zwei Wochen nichts geändert, aber nachdem die Kleeblätter vergangene Woche spielfrei hatten, sind sie vor der Partie gegen den Tabellennachbarn aus Dorsten-Hardt durchaus eine kleine Wundertüte.
Gausling: 1:1
Heimspiel-Tipp: 2:1

SG Bockum-Hövel – SG Borken (So., 15 Uhr)
Die Sportgemeinschaften unter sich. Und ehrlich gesagt, sorry an beide, auch ein Spielchen zwischen zwei eher graueren Mäusen der Liga. Die beide jedoch immer mal wieder aufhorchen lassen. So fertigte die SG aus Bockum-Hövel, wie oben bereits angeführt, vor zwei Wochen mal kurz Roxel ab. Mal schauen, intensiv und hitzig wird’s bei den beiden sowieso.   
Gausling: 2:1
Heimspiel-Tipp: 1:1

IG Bönen – Werner SC (So., 15 Uhr)
„Das Dobspiel des Spieldages“, wie Lothar Matthäus sagen würde. Spitzenreiter IG Bönen hat sich nach zwei ungewöhnlich menschelnden Partien, vergangene Woche wieder wie gewohnt gezeigt und die SG Borken auswärts mit 6:0 maschinell abgefertigt. Werne geht dagegen mit der Euphorie des Derbysieges über Herbern in die Partie, hat nur einen Punkt weniger als die IG auf dem Konto und das Zeug dem Spitzenreiter mächtig auf die Eier zu gehen.   
Gausling: 3:2
Heimspiel-Tipp: Werne kommt an seine Grenzen – 3:0.

SV Herbern – TuS Wiescherhöfen (So., 15 Uhr)
Wie die „Höhner“ jetzt singen würden: „Wenn nicht jetzt, wann dann? Wenn nicht hier, sag mir wo und wann?“ Der TuS Wiescherhöfen hat alle seine bisherigen sieben Ligaspiele verloren. Gegen wen, wenn nicht zu Hause gegen den Tabellenletzten, soll der SV Herbern denn sonst seinen ersten Saisonsieg einfahren? Wenn man nicht noch länger unten drinhängen will, wird’s jedenfalls mal so langsam Zeit.
Gausling: 3:1
Heimspiel-Tipp: Komm, jetzt äh mach! 3:0