Wo soll’s hingehen? 

Von Jakob Schulze Pals

(10.11.22) Hätte ich an dieser Stelle schon Ende August mit Jonas Goßling über den BSV Roxel gesprochen, wäre die Themensetzung eine ganz andere gewesen. Nach einer schwierigen Rückrunde 2021/22, starteten die Kleeblätter furios in diese Saison. Sieben Punkte aus drei Spielen, darunter ein 5:1-Derbysieg zum Auftakt gegen Concordia Albachten. Die Stimmung hätte kaum besser sein können. Gut zwei Monate später hat der BSV „nur“ elf weitere Zähler dazubekommen, ist im Pokal raus und hat mit argen Personalproblemen zu kämpfen. Von einer schwachen Saison zu sprechen, wäre vermessen. Aber es ist mal wieder kompliziert, extrem wechsel- und teilweise rätselhaft.

„Der Saisonstart war gut,“ sagt Goßling rückblickend. „Die harte Arbeit des Sommers hatte sich sofort ausgezahlt. Wir waren Tabellenführer, haben dann aber früh durch Verletzungen einen Knick erlitten.“ Christoph Lübke, Stabilisator in der Defensive, fällt schon lange aus. Dennis Bäumer, der andere wichtige Führungsspieler, ist im Schichtdienst tätig, war zwischendurch immer wieder raus. „Die Ergebnisse haben sich dann verschlechtert, wir sind inkonstant geworden. Und mittlerweile ist die Liga so eng, so unberechenbar, da ist es gar nicht so einfach, abzuschätzen, wo man eigentlich steht,“ erzählt Goßling, der im Sommer 2020 aus Nottuln an die Tilbecker Straße kam.

Alles ist vage, nichts ist konkret

Mit 18 Punkten rangiert Roxel derzeit auf Rang zehn. Fünf Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze, sieben Zähler Rückstand auf Platz eins. „Auf die Tabelle zu schauen ist eigentlich wenig sinnvoll. Sie besitzt im Grunde keine Aussagekraft,“ findet der Außenverteidiger. Aussagekräftiger ist eher, was BSV-Trainer Oliver Logermann während dieser Saison schon öfter bemängelt hat. Phasen, in denen seine Mannschaft nicht wach scheint. In denen es an der nötigen Intensität und Kampfgeist mangelt. Etwa nach der 2:4-Niederlage in Senden vor zwei Wochen. „Das ist ein ganz großes Fragezeichen bei uns. Wir fragen uns selbst, woran das liegt. Denn es ist eigentlich unerklärlich. Spiele wie gegen Senden, in denen der Gegner uns auffrisst, das darf niemals passieren,“ unterstreicht der gebürtige Dülmener.

26 Gegentore sind auch ein Thema. Im Schnitt zwei pro Spiel. „Hört sich enorm an und sind auch zu viele,“ räumt Goßling ein. Es stellt sich die Frage: Wo soll die Reise hingehen? Vor der Spielzeit formulierten sie Ambitionen, wollten den 6. Platz aus der Vorsaison untermauern, bestenfalls verbessern. Und jetzt? „Keine Ahnung, ehrlich. Es ist unmöglich, konkret zu werden. Die Liga ist nicht einzuschätzen. Fakt ist, dass die Saison mit 34 Spieltagen sehr lang ist. Alles wird sich hinten raus entscheiden. Wir haben noch vier Spiele bis zur Winterpause. Die gilt es erfolgreich zu bestreiten, um dann im Februar gegen Albachten mit Rückenwind wieder zu starten.“       

Anschwitzen, der 14. Spieltag

Eintracht Ahaus – BSV Roxel (Do., 19.30 Uhr)
„Ahaus ist einer der unangenehmsten Gegner der Liga. Hinten drin mit richtigen Zweikampfmonstern und vorne mit enormer Qualität und Erfahrung“, weiß Goßling. „Es ist für mich ehrlich gesagt unerklärlich, dass sie nur auf Platz neun stehen. Für mich gehören sie durchaus in die Top fünf. Heißt für uns, dass wir natürlich aufpassen müssen. Aber ich sehe uns da auf gar keinen Fall chancenlos. Es ist ein für die Liga typisches Fifty-fifty-Spiel.“
Goßling: 1:2
Heimspiel-Tipp: 2:2

Concordia Albachten – SV Herbern (Fr., 19.30 Uhr)
Kellerduell, Freitagabend, nasskalt. Mein Fußballromantiker-Herz springt mir gerade fast aus der Brust. Favorit werden derweil die Gäste sein. Albachten ist seit acht Spielen ohne Sieg, stellt die schwächste Offensive der Liga, hat die wenigsten Punkte. Herbern hat von letzteren nur fünf mehr, ist aber in deutlich besserer Verfassung. Die Blau-Gelben holten aus den vergangenen fünf Partien sechs Punkte, verloren nur einmal. 
Goßling: 1:1
Heimspiel-Tipp: 1:2

SpVg Beckum – SG Borken (So., 14 Uhr)
Wenn man keine Ahnung hat, einfach ein paar Zahlen liefern. Die SpVg Beckum kommt bisher auf 21 Saisontore. 15 davon hat Kapitän Ogün Gümüstas erzielt. Absurd. SG, macht die Manndeckung wieder salonfähig!
Goßling: 1:3
Heimspiel-Tipp: 2:4

FC Nordkirchen – SuS Neuenkirchen (So., 14.30 Uhr)
Sportlich läuft’s eher mittelprächtig für den SuS. Der einstige Ober- bzw. Westfalenligist hält sich gerade nur mit Mühe über dem Strich. Haben sie sich vor dieser Spielzeit ganz sicher anders vorgestellt in Neuenkirchen. Dafür wurde unter der Woche an der Personalfront Nägel mit Köpfen gemacht. Bereits 15 Spieler des aktuellen Kaders haben ihr Ja-Wort für die kommende Spielzeit gegeben. Darunter Stützen wie Kapitän Julian Knocke oder Felix Wiggers. Weglaufen tun sie immerhin nicht beim SuS.
Goßling: 3:0
Heimspiel-Tipp: 1:1

Westfalia Gemen – Viktoria Heiden (So., 14.30 Uhr)
*Räuspern*
Goßling: 2:2
Heimspiel-Tipp: 4:1

Werner SC – FC Epe (So., 14.30 Uhr)
Ah, wie ungewöhnlich ist das denn schon wieder? Ein Spiel, dessen Ausgang man so gar nicht prophezeien kann. Epe zuletzt mit zwei Niederlagen am Stück, davor aber mit zwei Dreiern. Werne ist endgültig aufgewacht. Neun Punkte aus den vergangenen vier Partien. Erst ewig sieglos, jetzt mit drei Erfolgen auf der Überholspur. Würde mich wundern, wenn sich der WSC das zu Hause nehmen lassen würde. Mit dem neugewonnen Selbstvertrauen, der Erfahrung, der Routine. Aber Epe ist unangenehm und unbekümmert. Was das am Ende heißt? Wer weiß das schon?   
Goßling: 1:0
Heimspiel-Tipp: 1:0

SC Altenrheine – SV Dorsten-Hardt (So., 14.30 Uhr)
Es wäre nicht übertrieben im Kontext des SC Altenrheine von der Mannschaft der Stunde zu sprechen. Seit vier Partien ist die Mannschaft von Trainer Marc Wiethölter ungeschlagen, holte in diesen zehn Punkte. Ebenso viele wie in den neun Partien zuvor. Zwischendurch hatte Wiethölter ja mal vom Abstiegskampf gesprochen. Den darf er sich, Stand jetzt, abschminken. Sonntag also gegen Tabellennachbar Dosten-Hardt. Die Form spricht für die Gastgeber. 
Goßling: 1:2
Heimspiel-Tipp: 2:1

VfL Senden – Vorwärts Wettringen (So., 15 Uhr)
Auf den erlösenden Sieg gegen Roxel vor zwei Wochen folgte für den Sendener VfL eine bittere 0:1-Niederlage in Dorsten-Hardt. VfL-Coach Rabah Abed war hinterher fuchsig, wegen des Schiedsrichters. Inhaltlich hatte der Auftritt seiner Mannschaft nämlich gepasst. So ist das Heimspiel am Sonntag gegen Wettringen auch ein Duell zweier Teams, die nach mehr streben. Denn auch wenn Wettringen ein paar Plätze vor Senden rangiert, ist dort nicht alles rosig. Auf sieben Partien ist die Sieglos-Serie mittlerweile angewachsen.
Goßling: 2:2
Heimspiel-Tipp: 3:3

TSG Dülmen – SG Bockum-Hövel (So., 15 Uhr)
Das Topduell des Spieltages. Zweiter gegen Erster. Und es dürfte ein Kracher werden. Beide Mannschaften sind in Topform, seit Ewigkeiten ungeschlagen, vorne treffsicher, hinten stabil. Trotzdem ist Bockum-Hövel wohl leichter Favorit. Schon in der vergangenen Saison war die SG eine der überragenden Teams der Liga, hatte nur der Übermacht IG Bönens nichts entgegenzusetzen. Dülmen ist immer noch Aufsteiger, auch wenn man das schnell vergisst. Stellt sich nur noch die Frage, in wieviele Länder das Ding eigentlich übertragen wird.
Goßling: 2:1
Heimspiel-Tipp: 0:3