Doppelpass: Landesliga 4
Die Familie hat entschieden
von Fabian Renger
(16.07.24) 90 Treffer in den vergangenen drei Spielzeiten für den Steinfurter A-Ligisten Fortuna Emsdetten. Davor mal 49 in einer (nicht ganz vollständigen) Saison in der Kreisliga B. Fabio da Costa Pereira war in der jüngeren Vergangenheit die personifizierte Torgefahr. Mit 32 Jahren wagt er nun nochmal den Sprung in die Landesliga. Dort hat er noch nie gespielt. Der SC Altenrheine überzeugte ihn von einem Wechsel.
Beim Testspiel-Auftakt des SCA gegen den SV Holthausen-Biene fielen zwar viele Tore - Endergebnis 4:4 -, aber den Namen da Costa Pereira suchten wir vergeblich in der Aufstellung. Er fehlte angeschlagen. Zeit, mal mit ihm über seinen Wechsel zu schnacken. Während andere mit 32 in die alten Herren gehen, wagt er es nochmal zwei Ligen höher. Das muss er dann doch mal erklären.
Fabio! Bist du eigentlich verrückt geworden? Mit 32 Jahren nochmal Landesliga zu spielen: Respekt! Was hat dich denn dazu gebracht?
Da Costa Pereira: Der Aufwand, immer nach Emsdetten zu fahren, ging mir auf die Nerven. Ich bin meistens von der Arbeit direkt losgefahren zum Training, da ging viel Zeit drauf. Jetzt in Altenrheine ist es bei mir um die Ecke, da kann ich mit dem Fahrrad zum Platz fahren, daher passt es eigentlich.
Aber der Aufwand wird ja in der Landesliga nicht geringer...
Da Costa Pereira: Nein, das nicht. Aber jetzt habe ich wenigstens nach der Arbeit bis zum Training noch zwei Stunden Zeit für meine Kinder.
Du hast dir wahrscheinlich neben dieser Aufwands-Geschichte auch gedacht: 'Wenn, dann muss ich jetzt noch Landesliga spielen - sonst ist es eh zu spät.' Oder?
Da Costa Pereira: Ich habe mit meiner Frau lange darüber gesprochen, was sie davon hält. Dann habe ich ihr gesagt: Wenn, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, nochmal Landesliga zu spielen.
Und was hat deine Frau gesagt?
Da Costa Pereira: 'Bist du verrückt?!' war ihre erste Antwort. Sie weiß ja auch, dass der Aufwand zumindest mit den Fahrten am Wochenende größer wird. Dann haben wir uns ein bisschen zusammengesetzt. Am Ende hat mein Sohn hat entschieden.
Inwiefern?
Da Costa Pereira: Ich hab mit ihm auch drüber gesprochen. Er ist jetzt vier. Wir hatten in Altenrheine am Platz ein kleines Turnier vom Kindergarten. Nach dem Turnier habe ich ihn gefragt: 'Was hältst du denn davon, wenn Papa mal hier spielt?' 'Ja, wäre schön', sagte er. Dann stand das fest.
Wie lief es denn jetzt für dich an? Das erste Testspiel hast du direkt verpasst.
Da Costa Pereira: Da war ich angeschlagen. Das Training ist auch ein bisschen härter als in der Kreisliga, da hatte ich ein bisschen Muskelkater. (lacht) Da habe ich mit unserem Phsyio gesprochen und der hat gesagt, ich sollte erstmal Pause machen. Wir haben morgen [Mittwoch, d. Red.] und Freitag ein Spiel, Samstag ein Turnier - da bin ich auf jeden Fall dabei.
Wir waren uns gar nicht sicher, ob du überhaupt schonmal Landesliga gespielt hast. Damals in Emsdetten bei Borussia vielleicht?
Da Costa Pereira: Wir sind damals von der Bezirks- in die Landesliga aufgestiegen und dann bin ich da weg gegangen. So ein großer Unterschied ist es von der Bezirks- zur Landesliga aber nicht, glaube ich.
Und du meinst nach den ersten Trainingstagen, dass du es auch packst? Oder hast du es schon bereut?
Da Costa Pereira: Ne, ne, noch gar nicht bereut. Ich freue mich auf die Aufgabe, die Jungs sind cool drauf. Es ist eine gute Mischung aus Jung und Alt. Ich traue mir das wohl zu. Ob ich im Endeffekt spiele, entscheidet der Trainer.
Wie viele Tore traust du dir zu? 30 oder 35 werden es ja eher nicht direkt wieder in der Landesliga...
Da Costa Pereira: Erstmal habe ich mir eine zweistellige Zahl vorgenommen - und dann schauen wir mal weiter.
Bei deiner Vorstellung hat dein neuer Trainer Marc Wiethölter gesagt, du hättest viel an dir gearbeitet. Was darf ich mir darunter vorstellen?
Da Costa Pereira: Nach meinem Kreuzbandriss [vor etwa drei Jahren, d. Red.] hatte ich Angst, zuzunehmen. Danach habe ich viel für mich selbst gemacht, war auch oft vorm Training da und habe für mich alleine trainiert. Zur Landesliga hin habe ich den Vorbereitungsplan gemacht und dann schauen wir einfach mal, ob das reicht.
Die Entscheidung, Fortuna nach fünf Jahren zu verlassen, dürfte dir wahrscheinlich auch nicht so leicht gefallen sein, nehme ich an.
Da Costa Pereira: Das war schon schwer. Ich habe viel mit meinem ehemaligen Trainer und Sportdirektor "Catsche" [Francesco Catanzaro, d. Red.] gesprochen. Er hat mir auch gesagt, 'Fabio, wenn dann musst du das jetzt machen und nicht irgendwann später'.
Also darfst du Fortunas Sportgelände noch weiter betreten.
Da Costa Pereira: Erhan [Saritekin, Trainer, Forutna Emsdetten, d. Red.] wäre sauer gewesen, wenn ich innerhalb der Kreisliga gewechselt wäre. Für Altenrheine hat er mir alles Gute gewünscht. Wir sind im Guten auseinander gegangen.
Wie viele Jahre stehst du denn noch auf dem Feld? Du bist ja keine 18 mehr...
Da Costa Pereira: Wenn ich gesund bleibe, wollte ich wohl noch zwei, drei Jahre machen. Aber dann ist auch irgendwann Schicht.