Nur der Eigentor-Schütze bleibt ein Rätsel
Von Fabian Renger
(31.10.24) Wenn die ISV auf Borussia Münster trifft, dann verheißt das erstmal ein gutes fußballerisches Niveau. Das sind schließlich zwei Teams, die nicht als Kirmestruppen zu bezeichnen sind. Und ja: Das Aufeinandertreffen im Ibbenbürener Sportzentrum Ost war in der Tat ein Duell mit Schmackes und Tempo. Nach 90 Minuten feierten die Ibbenbürener einen 3:1 (1:0)-Heimerfolg. Ein guter Einstand fürs Interims-Cheftrainerduo Alexander Lust und David Lindemann. Die beiden sollten sich allerdings hinterfragen: Im sechsten Heimspiel der Saison kassierten sie erstmals ein Gegentor. Skandalös!
Na gut, das Gegentor erzielten die Hausherren selbst. Lukas Börgel soll kurz nach der Pause zum 1:1 ins eigene Netz getroffen haben (46.). War aber gar nicht Börgel. Die Borussen griffen über rechts an und brachten den Ball vorher zu Maxi Wüst. Der schoss, die Ibbenbürener Marvin Hagemann und Adrian Thal kamen in die Quere und wollten klären. Schossen sich irgendwie selbst an, die Pille landete im Tor. Wer war's denn nun? "Hagemann sagt Thal. Thal sagt Hagemann", zuckte Lust lachend mit den Achseln. Und wie kam Referee Antonio Ljubas auf Börgel? Wir schreiben den Treffer jetzt einfach Wüst zu. Basta.
ISV hat einen Hauch Feldüberlegenheit
Springen wir jetzt mal in die erste Halbzeit. "Ibbenbüren hatte vielleicht einen Ticken mehr den Ball und ein bisschen die Feldüberlegenheit", räumte Gäste-Coach Julian Wiedenhöft ein. Lust erläuterte den Spielansatz: "Wir haben von vornherein gesagt, dass wir sie mit maximaler Intensität pressen und ihnen da weh tun wollen, wo es ihnen am meisten weh tut: Indem wir sie vorne direkt stressen." Beide Teams verzeichneten im Laufe der ersten Halbzeit jeweils einen Pfotenschuss, auf Borussias Seite war's Wüst. Sein Alu-Abpraller fiel Abdelwahad Chafiq vor die Füße. Die ISV-Defense klärte von der Linie. Die Gastgeber gingen derweil durch Kevin Hagemann in Führung. Maxi Pelle steckte zuvor auf Glenn Schröer durch. Dessen Hereingabe von Außen drückte Hagemann problemlos in die Maschen (40.).
Nach dem Seitenwechsel glichen die Gäste dann direkt aus, wer auch immer der Unglücksrabe war. Es blieb eine offene Kiste, Borussia hatte nach dem Ausgleichstor Rückenwind, die ISV musste sich erst wieder fangen. Irgendwann lief Münster nur noch zu zehnt auf. 30 Meter vorm eigenen Tor ging Kapitän Mathis Schrick in einem Zweikampf mit Marvin Hagemann etwas ungestüm zu Werke. Der bereits mit Gelb vorbelastete Schrick traf wohl sowohl den Gegenspieler als auch den Ball, für Schiri Ljubas war's trotzdem ein Foulspiel. Eine klassische 50:50-Situation, Schrick sah Gelb-Rot (71.). Kurz danach stocherte der just zuvor eingewechselte Bjarne Muck die Murmel nach einem Ecken-Getümmel zum 2:1 für die ISV ins Netz (74.).
Borussia macht's trotz Unterzahl solide
Nach so zwei Nackenschlägen kannst du komplett zerfallen. War aber nicht der Fall. "Die lassen sich das fußballerisch nicht anmerken, obwohl sie einer weniger sind", so Lust. Seine Elf verpasste etwa durch Schröer oder Ole Schürbrock die Vorentscheidung. Borussia kreierte in Unterzahl noch einige griffige Offensivmomente. Paul Sträter brach beispielweise gut durch, brachte das Leder nur nicht mehr zu Wüst. Wäre sonst gefährlich geworden. Ansumana Nyassi hätte auch ein Tor machen können. Nichts Hundertprozentiges, aber alles aussichtsreiche Situationen. Als Marvin Hagemann schließlich das 3:1 nachlegte, war die Sache durch (90.).
"Mit der Art und Weise, wie wir gespielt haben, können wir durchaus zufrieden sein. Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Wir waren taktisch diszipliniert, die Einsatzbereitschaft war gut. Es war ein Spiel, das ein Unentschieden verdient gehabt hätte. Das Ergebnis ist natürlich kacke", so Wiedenhöft. Lust atmetete auf. Nach der Trennung von Mike Schwering tat der Sieg natürlich richtig gut: "Es ist viel passiert in den letzten zwei Wochen. Nach dem Chaos waren wir alle ein bisschen in der Pflicht und Bringschuld, weiterhin zu liefern. Das war eine maximal gute Teamleistung von uns!"
ISV - Borussia Münster 3:1 (1:0)
1:0 K. Hagemann (40.), 1:1 Wüst (46.)
2:1 Muck (74.), 3:1 M. Hagemann (90.)
Bes. Vorkommnis: Gelb-Rote Karte für Borussias Mathis Schrick (wdh. Foulspiel/71.)