Oberliga Westfalen
Siegen knallt erbärmliche Eintracht ab
von Fabian Renger
(18.10.15) „Ich muss mich bei den Leuten im Stadion entschuldigen.“ Marcel Langenstroer, Co-Trainer des FCE und am Kirmes-Sonntag Aufshilfs-Chef - Uwe Laurenz war privat verhindert -, konnte einem wirklich Leid tun. Gegen den Regionalliga-Absteiger Sportfreunde Siegen bekamen die Hausherren gar nichts auf die Kette. Vor der überschaubaren Kulisse von 223 Zuschauern gingen die Gäste mit einem klaren und auch in der Höhe verdienten 7:0 (5:0)-Auswärtserfolg gegen einen erbärmlichen FCE vom Platz. Einige von den Zuschauern, die sich trotz Kirmes und nasskaltem Wetter auf den Weg an den Delsen machten, suchten bereits in der Halbzeit das Weite. Nachvollziehbar, denn die Leistung des FCE glich einer Arbeitsverweigerung sondergleichen.
Der erste Gäste-Angriff saß direkt. Der wieselflinke Manuel Konate-Lueken passte von rechts in die Mitte, wo Abdelhamid Sabiri sträflich allein gelassen wurde – 0:1 (1.). 120 Sekunden später dachte das weite Rund dann, der FCE sei nicht geschockt gewesen. Philip Fontein steckte durch in die Gasse zum gestarteten Julius Hölscher, der den Ball an Gäste-Goalie Dominik Poremba vorbei legte. Doch Schiedsrichter Selim Erk aus Herne hatte was dagegen und entschied auf Abseits.
FCE wird kalt erwischt
Die Freude über die für lange Zeit einzige Offensiv-Aktion der Gastgeber währte nur kurz. Nach 11 Minuten schoss Sabiri, Heim-Schnapper Andre Wiesch wehrte den ersten Versuch ab, den Abstauber von Konate hielt er nicht fest, glücklicherweise pfiff Erk aber den anschließenden Nachschuss von Sabiri erneut wegen Abseits ab. Das Fazit auf der Tribüne verfestigte sich langsam: „Die waren wohl alle auf der Kirmes gestern!“ Gute Laune sieht anders aus, guter Fußball auch. Denn plötzlich entwichen den Hausherren jegliche Ballkünste und der Gast vollstreckte einen Ball nach dem anderen.
Nach 20 Minuten schob Haluk Arslan Wiesch dem Ball nach Vorlage von Konate durch die Hosenträger, das 3:0 besorgte Philipp Frisch nach einem langen Ball in der 25. Als dann nach 32 Minuten Arslan Björn Jost in der Lücke bediente und der dann Wiesch natzte, war auch dem letzten Optimisten klar: Das wird nichts mehr an diesem Sonntag. Es roch beim Treffer zwar nach Abseits, aber die Defensive des FCE war trotz Überzahl nicht Herr der Lage. „Und ich hab 'ne Dauerkarte, ich Idiot“, machte sich auch bei den hartgesottensten FCE-Anhängern der Frust breit. Sabiri hätte ihnen zur Pause noch mehr Trauer bescheren können, aber nach 37 Minuten konnte Wiesch endlich mal ein Ding halten und kurz darauf köpfte er aus kurzer Distanz drüber.
"Und ich hab 'ne Dauerkarte, ich Idiot"
Der FCE zeigte nicht den Hauch einer Gegenwehr, die Abwehr wirkte wie ein Hühnerhaufen, Brüggemeyer machte einen lustlosen Eindruck und der von Beginn an aufgebotene Luca Meyer war gegen starke Gäste schlicht überfordert. Sabiri traf schließlich in der 44. Minute zum 5:0 in die von ihm aus gesehene linke untere Ecke. „Ich schmeiß mein Geld gleich weg“, hieß es oben.
Auch ein Doppel-Wechsel in der Pause brachte dann nicht den erwünschten Erfolg und die Kabinenpredigt Langenstroers („Ich habe sie gefragt, ob das deren Ernst war!“) verhallte unerhört. Zwar wirkte der FCE durch die Hereinnahme von Christoph Maug auf einmal bissiger und auch Yannik Grabbe brachte etwas mehr Sicherheit ins Spiel als der glücklose Meyer, aber bis auf einen Maug-Schuss produzierten weiter ausschließlich die Gäste die Schlagzeilen. So eroberte sich Sabiri den Ball von Emanuel Beckmann-Smith, legte rechts auf Konate, der machte ein paar Meter und spielte einen Querpass auf Haluk Arslan – 0:6 (54.). Zwei Minuten später erzielte Marco Kommenda den Endstand, vorausgegangen war ein Freistoß aus weiter Entfernung von Mannschafts-Kapitän Mark Zeh. Andre Wiesch klebte dabei bloß auf der Linie.
Grewe bringt immerhin etwas Schwung
Erst durch die Einwechslung von Philip Grewe für Tino Scherping entwickelte der FCE mal so etwas wie Durchschlagskraft. Während der Gäste-Tross lauthals „Auswärtssieg, Auswärtssieg“ skandierte, versuchten es die Langenstroer-Mannen mit ein paar Schüsschen aus allen möglichen Lagen. Richtige Torgefahr suchte man jedoch vergebens. 20 Minuten vor Toreschluss scheiterte Brüggemeyer nach einer Nils Woltering-Ecke an der Latte, einen Freistoß von Manuel Dieckmann wehrte Poremba ab. Die Bemühungen, für Ergebnsikosmetik zu sorgen, konnte man ihnen nicht absprechen, aber es blieb schlussendlich bei einem hochverdienten Gäste-Dreier.
FC Eintracht Rheine – Sportfreunde Siegen 0:7 (0:5)
0:1 Sabiri (1.), 0:2 Arslan (20.)
0:3 Frisch (25.), 0:4 Jost (32.)
0:5 Sabiri (44.), 0:6 Arslan (54.)
0:7 Kommenda (57.)