Meyer lässt scheintoten FCE auferstehen

von Fabian Renger

(20.09.15) Wer dem FC Eintracht Rheine seine Sonntagnachmittage widmet, für den gibt es kaum etwas Größeres als ein Derby gegen den SuS aus Neuenkirchen. Immerhin 821 Fußballbegeisterte fanden letztlich den Weg zum Delsen, das Gros davon war sicherlich auf der Seite der Hausherren. Aber ihren Besuch werden sie am Sonntag lange Zeit bereut haben. Wenig Erbauliches bot die Truppe von Trainer Uwe Laurenz, nahezu scheintot lief der FCE lange über den Platz. Bis auch den Kickern der Heimelf irgendwann auffiel, dass das alles nicht ganz so gut war, sie sich zusammen rissen und wenigstens einen Punkt eroberten. Es war ein erst zum Ende hin so richtig packendes Derby!

„Wir waren ein Stück weit blockiert“, befand auch Laurenz in der anschließenden Pressekonferenz. Der Übungsleiter habe im Training eine viel leichtfüßiger auftretende Mannschaft gesehen, besonders die erste Halbzeit müsse man analysieren. Laurenz, äußerlich wie immer gut drauf, war innerlich wohl ähnlich verärgert wie die Zuschauer am Seitenrand. Denn während der Gast direkt bissig auftrat und dafür auch das ein ums andere Mal bis an die Grenze des Erlaubten ging, wirkte der FCE harmlos. Und das, obwohl der Trainer fast exakt der Siegelf aus der Rhynern-Partie vertraute. Einzig Manuel Dieckmann kehrte zurück in die Startformation, für ihn nahm Jannis Meyer erst wieder auf der Bank Platz. Und im Tor gab's die erwartete Rotation hin zu Andre Wiesch. Für Philip Röhe hingegen reichte es noch zu keiner Rückkehr in den Kader.

"Seit Wochen nicht mehr so schlecht"

Trotz Siegermannschaft sah Laurenz ein Team, das er „seit drei oder vier Wochen nicht mehr so schlecht gesehen“ habe. Die erste Duftmarke setzte nach fünf Minuten dann auch der Gast, als Kevin Grewe einen Knocke-Ball von der Linie köpfte. Glück, das später den Rheinensern abhanden kam. Es gab massenweise Chancen für die Gäste, sogar ein sehenswerter Abseitstreffer durch Felix Fuchs war dabei. Und nach 28 Minuten gab's dann das zu dem Zeitpunkt hochverdiente Führungstor durch Bernd Schlüter. Reaktionen seitens des FCE? Fehlanzeige. Läuferisch, taktisch, in den Zweikämpfen, überall war die Eintracht unterlegen.

„In zwei Wochen ist keiner mehr hier“, prophezeite ein geknickter Fan, kurz bevor die Partie in die Halbzeit zuging. Ein Grund für Co-Trainer Marcel Langenstroer, noch vor der Halbzeit-Ansprache mit einigen seiner Akteure mitten auf dem Platz Tacheles zu reden. Doch nach der Pause änderte sich kaum etwas – im Gegenteil. Der SuS, vor allem in Person von Fuchs und Nieweler, wirkte weiterhin präsenter, das Fehlen des gesperrten Daniel Seidel machte sich kaum bemerkbar. Dem FCE fehlte es weiterhin an allem, was so ein Derby ausmacht. Bloß Nils Woltering und Emanuel Beckmann-Smith wehrten sich hier und da mal energisch. Torjäger Nils Scherping war komplett abgemeldet.

"Möglichkeiten waren da"

Auf der anderen Seite hatten Fuchs, Viktor Braininger und Malte Nieweler jeweils die Vorentscheidung auf den Fuß, scheiterten aber am gut reagierenden FCE-Schnapper. Gäste-Coach Tobias Wehmschulte war auch dementsprechend gelaunt nach Abpfiff: „Ich bin enttäuscht, dass wir das Spiel noch aus der Hand gegeben haben. Die Möglichkeiten zum 2:0 waren da.“

Aber wie heißt es so schön: Machste vorne die Bude nicht, kriegste se hinten rein – das machte der FCE wahr. Nach einem wilden Durcheinander im eigenen Strafraum spielte der Gastgeber schnell und zielstrebig nach vorne, der eingewechselte Luca Meyer traf plötzlich (85.). Wie aus dem Nichts. Und dann war die Hölle los, der FCE-Express nahm an Fahrt auf und erwachte aus dem fast komatösen Schlaf. 

FC Eintracht Rheine - SuS Neuenkirchen     1:1 (0:1)
0:1 Schlüter (28.), 1:1 L. Meyer (85.)